Grenzenlose Windkraftpläne für Gerolstein/Hillesheim/Obere Kyll stoßen auf Widerstand

Gerolstein/Hillesheim · Im Falle einer Fusion Gerolstein/Hillesheim/Obere Kyll käme als möglicher Standort die Kyller Höhe in Betracht. Die betroffenen Gemeinden wehren sich.

 Die Windkraftanlagen bei Kalenborn-Scheuern sind vorerst die einzigen im Gerolsteiner Land.

Die Windkraftanlagen bei Kalenborn-Scheuern sind vorerst die einzigen im Gerolsteiner Land.

Foto: Vladi Nowakowski

Geht nicht, gibt's nicht: Die Verbandsgemeinden werden aufgrund der gültigen Landesverordnung weiterhin dazu verpflichtet, nach Standorten für Windenergieanlagen (WEA) zu suchen. Nachdem seit geraumer Zeit Stillstand herrschte, kommt nun wieder Bewegung in die Sache. So ist der aktuelle Sachstand:

In der Verbandsgemeinde Hillesheim wurde nach jahrelangen und wegen der nötigen Gutachten kostspieligen Bemühungen vermeldet, dass es keine geeigneten Flächen für WEA gibt. Begründung: Der Schutz von Milanen und Schwarzstörchen steht dem entgegen. In der VG stehen drei WEA (bei Zilsdorf), die aber seit mehr als zehn Jahren außer Betrieb sind (der TV berichtete mehrmals).

Auch die Verbandsgemeinde Gerolstein suchte bisher vergebens. Die einzigen drei Anlagen stehen bei Kalenborn-Scheuern. Nachdem die Landesregierung im vergangenen Jahr neue Ausschlusskriterien für Windenergienutzung festgelegt hatte, ist dem bisherigen Plan, ein Gebiet zwischen Neroth, Gees und Büscheich auszuweisen, die Grundlage entzogen. Sechs der vorgesehenen Flächen liegen in der Kernzone des Naturparks und sind somit tabu, die siebte Fläche kommt wegen der Fledermaus-Kolonien nicht in Betracht.

Um Flächen ausweisen zu können, wurden die Kriterien auf Gerolsteiner Gebiet gelockert: Auch "weiche Tabuzonen" im sogenannten "Landesweit bedeutsamen Erholungsraum Vulkaneifel" können zur Planung frei gegeben werden. In solch einer Tabuzone liegen vier Areale zwischen Kopp und Birresborn. Die VG hatte im März den Entschluss gefasst, diese möglichen Sonderflächen anzumelden. Doch das mit der Untersuchung der Areale beauftragte Planungsbüro BGH sieht auch hier Schwierigkeiten: Keine der Flächen käme uneingeschränkt in Frage, für jeden Teilbereich müssten Gutachten erstellt werden, weitergehende Untersuchungen seien vonnöten. Dies sei mit weiteren Kosten verbunden. Der VG-Rat hatte daher Mitte September beschlossen, das Thema bis zum Frühjahr 2018 auszusetzen. "Wenn weitere Klarheit im Prozess der Kommunal- und Verwaltungsreform herrscht, müssen wir erneut Geld für die Prüfung ausgeben", sagt Bürgermeister Matthias Pauly.

Grenzüberschreitendes Areal: Nun steht eine weitere Idee im Raum: Das Planungsbüro BGH hatte eine Fläche bei Rockeskyll ins Spiel gebracht, die aber letztendlich nicht die geeignete Mindestgröße aufwies. Der Platzmangel war auch auf der anderen Seite der Gemarkungsgrenze, in der VG Hillesheim, der Grund, Flächen bei Dohm-Lammersdorf und Walsdorf-Zilsdorf nicht untersuchen zu lassen. Nach einer Fusion der Verbandsgemeinden wäre das Areal jedoch groß genug: auf dem Goßberg und der Kyller Höhe, zwischen Rockeskyll, Hillesheim, Walsdorf-Zilsdorf und Dohm-Lammersdorf.
Seit August führt die Betreiberfirma Kever in den betroffenen Gemeinden Gespräche mit Grundstückseigentümern, doch dort kommt Gegenwind auf. "Wir lassen so etwas nicht zu", sagt Walsdorfs Ortsbürgermeister Horst Kolitsch mit Verweis auf Vorkommen von Milanen und Uhus. Widerspruch sei bereits bei der Verwaltung in Hillesheim eingelegt - und zwar auch vom Ortsgemeinderat Dohm-Lammersdorf. "Wir haben ringsum massiven Gesteinsabbau. Den Bürgerinnen und Bürgern sind keine weiteren Beeinträchtigungen zuzumuten", heißt es in der von Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler unterzeichneten Stellungnahme. Auch Hillesheim lehnt Windkraftanlagen auf der Kyller Höhe und dem Goßberg ab: "Dies würde unsere Planungen zu einem Neubaugebiet wesentlich beeinträchtigen, wir werden Widerspruch einlegen", sagt Stadtbürgermeister Matthias Stein. Auch auf der Gerolsteiner Seite, in Rockeskyll, ist von Zustimmung keine Spur. "Wir haben solche Überlegungen bereits vor Jahren abgelehnt", sagt Ortsürgermeister Volker Oos. "Es sollten besser die bereits bestehenden Windkraft-Ruinen bei Zilsdorf repowert werden - eine Neuerrichtung macht keinen Sinn."
KommentarThema ist längst nicht abgehakt

Mit der anstehenden Fusion Gerolstein-Hillesheim-Obere Kyll werden auch die Karten in Sachen Windkraft neu gemischt: Ein größeres Gebiet bedeutet auch, dass Areale, die bislang an der Mindestgröße scheiterten, nun neu betrachtet werden müssen. Daher werden sich die Gremien weiter mit dem Thema beschäftigen und weiteres Geld für Gutachten ausgeben müssen. Denn es gilt nach wie vor der vom Land vorgegebene Grundsatz: Überall dort, wo keine triftigen Gründe (Milan, Naturpark-Kernzone..) gegen neue Anlagen sprechen, haben sie Vorrang. Und die Betreiber scharren bereits mit den Hufen. Die Mega-Anlagen nicht haben zu wollen, wird nicht als triftiger Grund anerkannt werden.
Extra: Das sagen die potenziellen Betreiber

Die Eifel-Energiegenossenschaft (Eegon), die von der Betreiberfirma Kever mit ins Boot geholt werden sollte, um eine Bürgerbeteiligung an Windkraftanlagen in Aussicht zu stellen, hat sich von dem Projekt inzwischen verabschiedet: "Es herrscht in dem betroffenen Gebiet weder in der Bevölkerung, noch in den Gemeinderäten Akzeptanz für das Vorhaben", sagt Vorstandsmitglied Johannes Pinn. "Es gibt meines Erachtens nach keine Chance, dort Anlagen zu realisieren."

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