Herr der Oberburg will den Gesamtkomplex: Die Unterburg in Gerolstein-Lissingen wird erneut zwangsversteigert

Daun/Gerolstein-Lissingen · Die Unterburg Lissingen kommt am Donnerstag, 15. Januar, im Amtsgericht Daun unter den Hammer. Anders als beim ersten Zwangsversteigerungstermin müssen die Gebote nicht mehr über der Hälfte des Verkehrswerts des Gemäuers liegen. Der Besitzer der Oberburg, Hans-Christian Engels, hat angekündigt, erneut zu bieten.

 Zu haben: Die Unterburg Lissingen steht nach wie vor zur Zwangsversteigerung an. Am 6. Februar ist der Termin vor dem Amtsgericht in Daun. TV-Foto: Mario Hübner

Zu haben: Die Unterburg Lissingen steht nach wie vor zur Zwangsversteigerung an. Am 6. Februar ist der Termin vor dem Amtsgericht in Daun. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: Mario Hübner

Schon einmal - im Februar 2014 - stand die Unterburg im Gerolsteiner Stadtteil Lissingen vor dem Amtsgericht Daun zur Zwangsversteigerung an.

Der Grund: Der als wohlhabend geltende Koblenzer Patentanwalt und Besitzer mehrerer historischer Immobilien, Karl Grommes (73), schuldet nach eigenen Angaben der Kreissparkasse Vulkaneifel 300.000 Euro und darüber hinaus dem Finanzamt eine hohe, aber nicht näher bezifferte Summe. Die Bank als Hauptgläubigerin will ihr Geld endlich haben, und sei es durch den Erlös aus der Zwangsversteigerung der Burg.
Beim ersten Termin vorm Amtsgericht Daun wurde aber kein Zuschlag erteilt. Denn das einzig abgegebene Gebot von 100.000 Euro lag deutlich unter der Hälfte des Verkehrswerts des Gemäuers. Gutachter hatten den Wert der Immobilie samt 40.000 Quadratmeter Grundstücken auf 842.600 Euro taxiert. Die Hälfte davon sind 421.000 Euro.
Abgegeben hatte das Gebot Hans-Christian Engels, Besitzer der Oberburg Lissingen und seit Jahren auch an der Unterburg interessiert.

Gegenüber dem Trierischen Volksfreund hat er jetzt wieder verlauten lassen, dass er gerne Eigentümer des Gesamtkomplexes wäre. Er sagt: "Ich werde erneut bieten, denn es ist natürlich mein Ziel, die Burg in Gesamtbesitz zu haben." Diesmal werde sein Gebot aber über dem vor einem Jahr liegen. "Ich werde höher bieten, denn die Kreissparkasse wird ein Gebot über 100.000 Euro wohl kaum mitmachen, da das zu sehr unter dem Wert der Burg liegt."

Wo seine Schmerzgrenze liegt, wollte er aber nicht sagen. Ob er den Zuschlag erhält? Fraglich. "Es kann gut sein, dass am Donnerstag einer mitbietet, der mehr Geld hat als ich und der vielleicht auch noch fünfmal verrückter ist als ich. Denn ein wenig verrückt muss man schon sein, wenn man eine Burg kauft."

Bereits erworben hat die Familie Engels den Torbogen vor der Oberburg sowie ein angrenzendes Wohnhaus, die beide ebenfalls Grommes gehörten. Deren Verkehrswert: rund 25.000 Euro. Dafür hatten die Engels 20.000 Euro geboten - und vorm Gericht den Zuschlag erhalten.

Damit war der Besitzerwechsel aber noch lange nicht vollzogen. Denn Grommes hatte umgehend angekündigt, gegen den Zuschlag juristisch vorzugehen. Und er hat seinen Worten Taten folgen lassen. Nachdem das Landgericht in Trier den Zuschlag des Amtsgerichts für rechtens hielt, zog Grommes bis vors Bundesverfassungsgericht. Und unterlag, wie der neue Besitzer Engels bestätigt: "Die Sache ist zu unseren Gunsten ausgegangen und nun endlich vom Tisch." Derzeit lasse er das Wohnhaus bereits von Müll befreien.

Dieser lange Rechtsstreit ist der Hauptgrund dafür, dass die Zwangsversteigerung erst jetzt fortgesetzt wird - am Donnerstag, 15. Januar, 14 Uhr, im Amtsgericht in Daun.

Auf die Frage, ob dies im großen Sitzungssaal sein wird, sagte der zuständige und mit dem Fall betraute Rechtspfleger Norbert Haas: "Aber sicher." Schon beim ersten Termin war das öffentliche Interesse groß, der Saal voll besetzt.

Extra



Die Burg Lissingen wurde im 13. Jahrhundert errichtet - als Wasserburg. Nach einer Teilung im Jahr 1559 besteht der Gebäudekomplex aus einer Unterburg und einer Oberburg. Beide Teile haben unterschiedliche Besitzer: Die Unterburg gehört seit 1987 Karl Grommes. Im Jahr 2000 kaufte das Ehepaar Engels die Oberburg. Die Burg gehört zu den wenigen Eifelburgen, die nie zerstört worden sind. mh

Extra


Nur beim ersten Zwangsversteigerungstermin gilt eine sogenannte Schuldnerschutzklausel. Sie besagt, dass das Gericht nur Angebote akzeptiert, die mehr als 50 Prozent des Verkehrswertes des Versteigerungsgegenstands betragen. Für die Unterburg Lissingen samt Grundstücken liegt er bei 842.600 Euro. Die Hälfte davon sind 421.300 Euro. Das Gebot von Hans-Christian Engels lag bei 100.000 Euro. Über der 50-Prozent-Hürde lag sein Gebot für den Torbogen der Oberburg samt Wohnhaus von 20.000 Euro. Das Ensemble ist 25.300 Euro wert.

Bei allen Geboten gilt: Mit Ausnahme der 50-Prozent-Regel entscheidet letztlich die Gläubigerin (in diesem Fall die KSK Vulkaneifel), ob sie ein Gebot akzeptiert - egal wie hoch es ausfällt. mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort