Im Totholz findet sich jede Menge Leben

Ein roter Punkt am Stamm einer alten Eiche bedeutet, dass das Gehölz Teil des "Alt- und Totholz-Programms" vom Forstamt Gerolstein ist. Totholz bietet vielen Tieren Lebensraum und wird zum Ausgleich späterer Eingriffe auf dem Öko-Konto verbucht.

Gerolstein. (red) Alte, absterbende oder bereits tote Bäumen zeugen nicht von nachlässiger Waldbewirtschaftung. Im Gegenteil. Gebietsförster Jürgen Sohns sagt: "Sie sind ein Beweis, dass der hohe ökologische Wert dieses Holzes erkannt wird." Als Teil des "Alt- und Totholz-Programms" vom Forstamt Gerolstein werden die Bäume mit einem roten Punkt markiert. Das bedeutet, sie stehen unter besonderem Schutz.

Mehr als 350 Bäume im Staatswald Mürlenbach, in den Gemeindewäldern Birresborn, Neroth und Pelm wurden bereits aus der forstlichen Nutzung genommen und bewusst ihrer natürlichen Entwicklung bis zur vollständigen Verrottung überlassen. Alt- und Totholzstrukturen sind ökologisch wertvoll.

Sohns nennt einige Belege dafür: Die Bestände bieten Lebensraum für 30 heimische Vogelarten, von denen 29 in ihrem Bestand gefährdet sind. Höhlenbrüter wie der Specht sind besonders eng an alte Bäume gebunden. Ähnliches gilt für Fledermäuse, bei denen 16 von 20 in Rheinland-Pfalz nachgewiesene Arten auf Baumhöhlen als Quartier angewiesen sind. Haselmaus, Sieben- und Gartenschläfer ziehen dort ihre Jungen auf.

Die Bestände beheimaten etwa 1000 Käferarten, von denen 60 Prozent als gefährdet gelten. Wildbienen nutzen sie als Nistplatz. Auch seltene Großpilzarten sind dort zu finden.

Alt- und Totholzbestände können aufgrund ihres ökologischen Werts auf dem sogenannten Öko-Konto verbucht werden. Sohns: "Auf diesem Konto können Projekte, die der Natur förderlich sind, als vorgezogene Kompensationsmaßnahme zum Ausgleich späterer Eingriffe wie Straßenbau oder Ausweisung von Gewerbegebieten verrechnet und damit finanziert werden."

Voraussetzung sei ein räumlicher und funktionaler Zusammenhang zum Projekt. Ein Vorteil des Öko-Kontos sei die Nutzung über Gemarkungsgrenzen hinweg.

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