Infrastruktur Wo anpacken kein Fremdwort ist

Gerolstein-Roth · In Gerolstein-Roth entsteht neben dem Sportplatz ein Bolzplatz – und viele packen mit an. Über die Hälfte wird in Eigenleistung erbracht.

 In Gerolstein-Roth entsteht neben dem Sport- ein Bolzplatz. Er wird als Trainingsplatz gebraucht.

In Gerolstein-Roth entsteht neben dem Sport- ein Bolzplatz. Er wird als Trainingsplatz gebraucht.

Foto: Mario Hübner

Von Mario Hübner

Er wolle doch nur mal zeigen, was in einem kleinen Dorf so alles möglich sei – sagt er bescheiden. Dabei ist Gotthard Lenzen, Ortsvorsteher des gerade einmal 157 Einwohner zählenden Stadtteils Gerolstein-Roth, stolz wie Oskar. Zu Recht! Zum einen, was die Leistung des heimischen Fußballteams, der Spielgemeinschaft Roth-Kalenborn, betrifft, das in der Kreisliga A kickt und dort als Aufsteiger einen gesicherten Mittelfeldplatz belegt. Zum anderen, was den Bau des neuen, 44 auf 22 Meter großen Bolzplatzes als Ausweichmöglichkeit für die Fußballer und als Spielfeld für die Kinder und Jugend angeht – immerhin gibt es im Ort 30 Einwohner unter 18 Jahren und zudem 13 junge Erwachsene bis 24.

Er sagt: „Wir spielen fußballerisch eine Klasse höher als das gesamte Kylltal mit der Stadt zusammen. Und wir erbringen bei unserem 60 000 Euro-Projekt mehr als 50 Prozent Eigenleistung – und nicht wie andernorts, beispielsweise in Gerolstein, drei oder vier Prozent.“

Vergangene Woche haben die Arbeiten am neuen Platz begonnen. Gebaut wird ein Tennenplatz, denn der kann bei jeder Witterung zum Training genutzt werden. Das gilt im besonderen Maße, wenn der Hauptplatz ein Naturrasen ist, der bei Nässe und Frost nicht genutzt werden kann, da er ansonsten dauerhaft geschädigt wird. Und so sagt auch Marco Rehnelt, Vorsitzender des SV Roth-Kalenborn: „Wer brauchen den Bolzplatz unbedingt als Trainingsplatz, weil wir in der nächsten Saison eine zweite Mannschaft mit 23 Spielern anmelden. Nur so können wir unseren Rasen schonen.“

Baggerfahrer Edmund Portner von der Firma SAS-Bau aus Weiswampach in Luxemburg, wo Ortsvorsteher Lenzen Bauleiter ist, und sein Kollege Andreas Schutz auf der Walze verteilen und planieren die bereits vor Wochen abgekippten Erdmassen als Untergrund für den neuen Platz. „Darauf bauen wir eine Lavaschicht von 21 Zentimetern auf, auf die dann der Tennenbelag kommt“, berichtet Portner. Zudem werden drumherum Bordsteine gesetzt und an einer Seite Parkplätze angelegt. Und es soll alles flott gehen: „In drei Wochen wollen wir alles erledigt habe“, sagt Portner.

So flott geht es auch, „weil bei unseren Arbeitseinsätzen immer zehn bis zwölf Mann dabei sind“, sagt der Ortsvorsteher. Eigenleistung ist denn auch das zentrale Stichwort bei dem Bauprojekt, „ansonsten wäre das alles gar nicht möglich“, sagt Lenzen – und zählt auf: „Die Rodung der Fläche, der Abbau des alten Zauns, der Aufbau des neuen Zauns, die Verkabelung und Montage des Flutlichts, der Bau der Schotterparkplätze – all das haben die Rother bereits selbst gemacht oder werden es in den nächsten Tagen in Angriff nehmen. Und auch auf anderen Wegen wurde gespart: So wird als untere Schicht des Hartplatzes kein neuer und teurer roter Sand verwendet, sondern der, der beim Bau der neuen Leichtathletikanlage rund um den Sportplatz Gerolstein abgegraben wurde. Erspanis: 2000 Euro. Die Planung und der Bauantrag, die laut Lenzen zwischen 6000 und 10 000 Euro gekostet hätten, hat er mit einem jungen Architekten (der in Roth Fußball spielt) und einem befreundeten Ingenierbüro erstellt – umsonst!

Darüber hinaus steuert der Verein noch 8000 bis 10 000 Euro Eigenkapital für das Projekt bei, das  mit gut 60 000 Euro beziffert ist. 17 000 Euro gibt es vom Land, 10 000 Euro von der Verbandsgemeinde.

 In Gerolstein-Roth entsteht neben dem Sport- ein Bolzplatz. Die Hälfte des Vorhabens wird in Eigenleistung realisiert.

In Gerolstein-Roth entsteht neben dem Sport- ein Bolzplatz. Die Hälfte des Vorhabens wird in Eigenleistung realisiert.

Foto: Mario Hübner
 Beim Projekt Bolzplatz packen im Gerolsteiner Stadtteil viele an. Mehr als die Hälfte der Kosten wird in Eigenleistung aufgebracht.

Beim Projekt Bolzplatz packen im Gerolsteiner Stadtteil viele an. Mehr als die Hälfte der Kosten wird in Eigenleistung aufgebracht.

Foto: TV/Rolf Simmerer

„Nur für den neuen Zaun ringsum, der Pflicht ist und alleine mit Materialkosten von 6000 Euro zuBuche schlägt,  brauchen wir noch Sponsoren“, sagt Lenzen. Aber auch da ist er zuversichtlich, noch Gönner zu finden. Und was wird als Nächstes angepackt? „Erst einmal gibt es zur offiziellen Einweihung am 15. Juli ein schönes Grillfest. Ist doch logisch! Dann sehen wir weiter“, sagt Lenzen.

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