Kräutermischungen bereiten Polizei große Sorgen: Was junge Menschen in der Region sagen

Daun/Bitburg/Wittlich/Trier · Für Polizei und Staatsanwaltschaft sind Legal Highs "unsere derzeit gefährlichste Droge". Drei Menschen in der Region starben bereits dieses Jahr daran, im Vorjahr war es eine Frau, bei einem weiteren Toten spielten Kräuterdrogen zumindest eine Rolle. Der TV hat sich unter jungen Leuten umgehört, wie sie zu Legal Highs stehen.

Mit einer bundesweiten Gesetzesinitiative soll die Verbreitung der lange Zeit verharmlosten Kräutermischungen, sogenannte Legal Highs, eingedämmt werden. "Das wäre wünschenswert", heißt es dazu aus dem Polizeipräsidium Trier. Denn: Bereits in den ersten fünf Monaten dieses Jahres starben allein in der Region Trier drei Menschen durch den Konsum von Kräutermischungen. Nachweislich das erste Legal-High-Opfer in der Region gab es im Herbst 2015, als eine 35-jährige Frau an den Kräuterdrogen starb, bei einem weiteren Opfer wird zumindest ein enger Zusammenhang gesehen.

"Legal Highs sind unsere derzeit gefährlichste Droge, denn man weiß nie genau, was drin ist", sagte der auf diese Delikte spezialisierte Staatsanwalt Benjamin Gehlen (der inzwischen in Koblenz arbeitet) bei einer Aufklärungsveranstalung Ende 2015 in Gerolstein.

Diese Mischungen sind relativ billig, leicht im Internet zu beziehen und bislang ist weder deren Konsum, noch deren Verkauf strafbar - sofern sich keine Stoffe darin befinden, die aktuell dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen. Oft reicht es daher schon aus, die Molekülstruktur nur minimal zu ändern, um nicht belangt werden zu können. Die Staatsanwaltschaft Trier ist dennoch bereits seit geraumer Zeit dazu übergegangen, jeden Besitz von Kräutermischungen zu verfolgen. Mal sind verbotene Betäubungsmittel enthalten (dann ist es strafbar), mal aber noch nicht registrierte Rauschmittel oder schlicht Giftstoffe. "Ungefährlicher werden die Mischungen dadurch nicht", sagt Gehlen.

Von Januar bis November vergangenen Jahres waren der Polizei 40 Konsumenten und Händler ins Netz gegangen, mehr als 70 Ermittlungsverfahren sind in Bearbeitung. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft konsumieren aber deutlich mehr Menschen die Kräutermischungen. Die Anzahl der Delikte mit "sonstigen Betäubungsmitteln", unter die die Kräutermischungen fallen, stieg 2015 gegenüber dem Vorjahr um 68 auf 203 Fälle.

Das Team des TV-Medienprojekts "Auf Zack - Jugend macht Zeitung" hat sich bei jungen Leute im Vulkaneifelkreis umgehört , welche Drogen derzeit angesagt sind und wie sie speziell zu Legal Highs stehen. Dabei kam heraus, dass den ein oder anderen die schockierenden Nachrichten von Zusammenbrüchen, Klinikeinweisungen und sogar dem Tod nach Legal-High-Konsum nachdenklich stimmen, wie ein 20-Jähriger bestätigt: "Ich habe mich durch die Berichte in der Zeitung zwar etwas abschrecken lassen, aber die Neugier war dann doch größer."

Nicht wenige haben die Kräutermischungen bereits probiert und wollen dies auch weiterhin tun. So sagt ein 20-Jähriger: "Cannabis ist auf Dauer zu teuer. Deswegen nehme ich Legal Highs." Und eine 19-Jährige meint: "Ich habe es einmal genommen, da ich es angeboten bekommen habe und cool wirken wollte."

Mehr zum Thema: Die Beiträge des TV-Medienprojektes finden Sie hier .

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