Milan durchkreuzt Hillesheimer Windkraft-Pläne

Hillesheim · Die Stadt Hillesheim macht einen Rückzieher in Sachen Windkraft: Nachdem in der Nähe des Golfplatzes zwei Milan-Horste gesichtet wurden, will sie das dort geplante Vorranggebiet doch nicht ausweisen lassen. Bis zu fünf Windkraftanlagen (WKA) hätten dort laut Planung aufgestellt werden können.

Hillesheim. Auf die Frage, ob der Milan nun sein Lieblingstier sei, antwortete Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU), der nachweislich kein großer Freund der Windkraft ist: "Nein, das würde zu weit gehen. Aber richtig ist: Der Milan kommt mir gelegen. Ich bin mit der Entscheidung froh."
Die Entscheidung ist der laut Stein einstimmig vom Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung gefasste Beschluss, aus der Windkraft-Planung auszusteigen. Formal bedeutet es, die Verbandsgemeinde zu beauftragen, die erst im September im Rahmen der Flächennutzungsplanung vorläufig ausgewiesene Vorrangfläche im Hillesheimer Forst am nördlichen Stadtrand wieder zu streichen.
Hintergrund ist laut Stein, dass in besagtem Bereich nun laut Mitteilung der Kreisverwaltung zwei Horste von Milanen aufgefunden wurden - einem laut Naturschutzrichtlinien besonders schützenswerten Greifvogel.Streit vermieden


Laut Hillesheims Bauamtsleiter Werner Schröder schreibt der Naturschutz eine Tabuzone mit einem Radius von 1500 Metern rund um einen Milan-Horst vor. Darin darf dann keine WKA aufgestellt werden.
Stein: "Um zu untersuchen, ob angesichts der Vögel dort überhaupt Anlagen aufgestellt werden können, hätten wir ein Gutachten erstellen lassen müssen, das uns 7000 bis 10 000 Euro gekostet hätte. Das wollten wir nicht investieren." Er selbst könne mit der Entscheidung gut leben, "denn wir sind ein aufstrebender Fremdenverkehrsort". Zudem hätten Verantwortliche und Spieler des Golfclubs bereits ihre Bedenken geäußert, "da die Anlagen bis zu 200 Meter an den Platz herangerückt wären", sagt Stein.
Zudem werde so einem eventuellen Streit mit den Nachbarn von der Oberen Kyll aus dem Weg gegangen, die ihrerseits vor Jahren darauf verzichtet hätten, die angrenzenden Kyllauen zu bebauen. Stein: "Sonst hätte es bestimmt böses Blut gegeben." Bei der vorläufigen Ausweisung der WKA-Vorrangflächen im September hat Stein, damals noch VG-Ratsmitglied, bereits nach der Präsentation einer Computer-Animation mit WKA in den geplanten Vorranggebieten gesagt: "Die Bilder von den Anlagen, die höher als der Kölner Dom sind, haben mich geschockt. Ich glaube, wenn die Menschen das sehen, geht der Protest erst richtig los. Denn bislang hat wohl kaum jemand eine Vorstellung davon gehabt, wie das in Wirklichkeit aussehen wird." Dennoch stimmte auch er für die Planung: "Um einen Wildwuchs zu verhindern." Jetzt der Rückzieher.Meinung

Willkommener Grund
So richtig froh waren viele der Hillesheimer Verantwortlichen von Anfang an nicht mit der Windkraft. Allen voran Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) hat das Geschäft von vornherein nie so richtig behagt. Zu groß die Befürchtung, dass Ärger (in der Bevölkerung) und Schaden (für den Tourismus und den Wohnort Hillesheim) die zusätzlichen Einnahmen überwiegen. Doch den Mut, sich querzustellen, hatten sie bislang nicht. Daher sind die nun gefundenen Milan-Horste ein willkommener Grund, nun doch noch aus dem Geschäft aussteigen zu können. Für die nächsten Jahre werden demnach keine Anlagen im Hillesheimer Forst aufgestellt werden, denn der nächste Flächennutzungsplan fürs Hillesheimer Land wird keine städtischen WKA-Areale beinhalten. Ob der nun ins Feld geführte Grund allerdings zwingend genug sein wird, auf Dauer ohne WKA auskommen zu können, wird sich zeigen. Es ist durchaus denkbar, dass einer der millionenschweren Windkraft-Konzerne dagegen klagt, dass das bereits als Vorrangfläche vorläufig ausgewiesene Areal nun gestrichen wird - ohne weitergehende Untersuchung, ob die Horste überhaupt noch von schützenswerten Vögeln bewohnt sind. m.huebner@volksfreund.deExtra

Im Hillesheimer Land stehen bislang drei Windkraftanlagen (WKA), und zwar bei Zilsdorf. Im Rahmen der Aufstellung des Flächennutzungsplans sind vorläufig vom Verbandsgemeinderat weitere Vorrangflächen vorgeschlagen worden: bei Kerpen-Berndorf-Üxheim 210 Hektar, die für bis zu 13 WKA ausreichen; bei Wiesbaum (10 Hektar /3 bis 4 WKA), bei Nohn-Üxheim (32 Hektar/6 WKA). Ob die Fläche im Vogelschutzgebiet südlich von Nohn (19 Hektar/3 WKA) Realisierungschancen hat, ist fraglich. Zudem grenzen im Bereich Wiesbaum, Üxheim und Nohn WKA-Vorrangflächen der Nachbarn an. Die Fläche bei Hillesheim ist 60 Hektar groß und hätte Platz für maximal fünf Anlagen gehabt. mh

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