Prozess um schrottreife Windräder in der Eifel: Betreiber beschuldigt Kupferdiebe, Anlagen zerstört zu haben

Trier/Bitburg/Walsdorf · Nächtelang sollen vier Angeklagte aus der Eifel Kupferkabel aus drei Windrädern in der Vulkaneifel geschnitten und verkauft haben. Der Betreiber der Anlage behauptet am dritten Verhandlungstag vor dem Trierer Landgericht, die mutmaßlichen Kupferdiebe hätten die drei Windräder im Wert von mehr als 23 Millionen Euro komplett zerstört.

Trier/Bitburg/Walsdorf. Der Prozess um vier Kupferdiebe aus dem Eifelkreis, die in der Vulkaneifel Windräder ausgeschlachtet haben sollen, nimmt immer größere Dimensionen an.

Hauptanklagepunkt: Neben einem Autodiebstahl und mehreren Einbrüchen auf Baustellen, die auf das Konto der vierköpfigen Bande gehen sollen, wirft Staatsanwalt Wolfgang Bohnen dem Quartett vor allem vor, im Dezember vergangenen Jahres nächtelang ihr Unwesen in drei Windkraftanlagen in Walsdorf (Landkreis Vulkaneifel) getrieben zu haben. Die drei Männer sowie eine Frau sind angeklagt, in den Stahlriesen ungezählte Meter an Kupferleitungen durchtrennt, abtransportiert und an Schrotthändler in der Region verkauft zu haben. Die mutmaßlichen Täter sind soweit geständig und nennen diesen bandenmäßigen Diebstahl von Kupfer sogar ihre Arbeit. Pro Tag habe so jeder durch den Verkauf des gestohlenen Kupfers etwa 200 bis 300 Euro verdient.

Schaden: Wieviel die Diebe insgesamt mit der Hehlerei umgesetzt haben, hat das Gericht noch nicht festgestellt. "Wir gehen aber von einer erheblichen Schadenssumme aus", sagt Staatsanwalt Bohnen. Jörg Temme, Vorstandsvorsitzender der Temme AG, welche die Windräder betreibt, hat dagegen schon eine genaue Vorstellung von der Schadenssumme: Auf der Zeugenbank erklärt Temme: "Die Windräder sind jetzt schrottreif. Die Täter haben neben den Kupferleitungen auch die etwa 250 000 Euro teuren Steuerungsschränke zerstört, weil sie die Module herausgerissen haben, um an die dahinterliegenden Kupferleitungen zu kommen." Die schrottreifen Windräder müsse er jetzt abbauen, sagt Temme. Der Vorsitzende Richter Günther Köhler bittet den Zeugen Temme, die Schadenssumme genau zu beziffern. "Ohne die Kosten für den Rückbau der Anlagen, die noch nicht taxiert werden können, sind die Windräder vor ihrer Zerstörung durch die Kupferdiebe 23,8 Millionen Euro wert gewesen", sagt Temme. Da sich die Schadenshöhe auf das Strafmaß, welche die mutmaßliche Diebesbande zu erwarten hat, auswirkt, sollen dazu am nächsten Verhandlungstag noch ein Sachverständiger und weitere Zeugen gehört werden. Die Täter müssten mit Freiheitsstrafen ab vier Jahren rechnen, sagt Bohnen.

Waffen: Neben dem Kupferdiebstahl wirft Bohnen zwei Bandenmitgliedern zudem vor, auf einem Autobahnrastplatz der A1 von einem Waffenhändler aus der Rockerszene eine Pistole gekauft zu haben. Die Schusswaffe sei sichergestellt worden, sagt Bohnen.

Drogen: Wie in der Hauptverhandlung mehrfach zur Sprache kam, sollen alle vier Angeklagten im Zeitraum der Diebstähle erhebliche Mengen Amphetamin konsumiert haben. Zur Schuldfähigkeit und den Suchtproblemen der Angeklagten soll am nächsten Verhandlungstag, der am Dienstag, 19. Juli, um 9 Uhr beginnt, eine Sachverständige ihr Gutachten vorstellen. Drei der vier mutmaßlichen Kupferdiebe sitzen seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft. Der 19-jährige Angeklagte ist auf freiem Fuß.Extra

Vor der Aufstellung der Windkraftanlagen bei Walsdorf-Zilsdorf vor 13 Jahren gab es einen Riesenkrach zwischen Gegnern und Befürwortern. Etliche Jahre läuft nun zwischen dem Betreiber der Anlagen und dem Hersteller eine juristische Auseinandersetzung wegen angeblich fehlender Bauteile. Seit 2012 sind die drei Windräder abgeschaltet. cmo

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