Historie Liebhaberobjekt sucht neuen Besitzer

Duppach · Die für Konrad Adenauer im Wald bei Duppach als Geschenk eines Industriellen gedachte Villa kam über den Rohbau nie hinaus. Nun will die Erbin der Immobilie das „Camp Adenauer“ genannte Gemäuer samt Grundstück veräußern.

 60 Jahre lag die „Adenauervilla“ im Eifler Kammerwald zwischen Duppach und Steffeln (hier eine Ansicht von Nordosten auf das Erd- und das Obergeschoss) im Dornröschenschlaf. Das soll sich nun ändern: Die Ruine steht zum Verkauf.

60 Jahre lag die „Adenauervilla“ im Eifler Kammerwald zwischen Duppach und Steffeln (hier eine Ansicht von Nordosten auf das Erd- und das Obergeschoss) im Dornröschenschlaf. Das soll sich nun ändern: Die Ruine steht zum Verkauf.

Foto: Franz-Josef Knöchel (Landschaftsverband Rheinland)/Franz-Josef Knöchel

So ungefähr könnte die Kulisse für einen Heimatgruselfilm à la Eifel aussehen: nichts als Wald mit schmalen Pfaden und mitten im Gestrüpp eine überwucherte, umzäunte Ruine mit dunklen Fensterhöhlen und teils eingestürzten Decken. Rostige Armierungen ragen aus dem Beton.

Doch an diesem rauen Charme der Adenauervilla lag es nicht, dass die zum Jahresende 2018 auf eBay geplante Auktion des Anwesens für ein Mindestgebot von einem Euro scheiterte. Vielmehr lag es daran, dass laut eBay-Richtlinien Immobilienversteigerungen auf der Plattform generell ausgeschlossen sind. Geblieben ist dort eine Anzeige mit Infos und Kontaktdaten, denn der Verkauf soll trotz allem über die Bühne gehen.

Und er wird es voraussichtlich bald tun. „Es haben sich bereits mehrere ernsthafte Interessenten gemeldet“, sagt Lissa Ilse Thurner, welche im vergangenen Jahr das Areal erbte, aber gern loswerden möchte. Die gebürtige Eifelerin lebt und arbeitet in Solingen und in ganz anderen Zusammenhängen, so dass sie sich um die Beinahe-Traumvilla nicht kümmern kann.

„Es gibt ganz verschiedene Ideen, was daraus werden soll. Der eine will einfach einen Platz der Stille, vielleicht stellt er nur einen Stuhl hin. Andere wollen das Grundstück richtig nutzen.“ Ob und wie das überhaupt geht oder nicht, darüber hat sich die derzeitige Eigentümerin nicht den Kopf zerbrochen. „Das muss der künftige Besitzer mit den zuständigen Behörden klären. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob die damalige Baugenehmigung noch wirksam ist.“

Wünschenswert sei auf jeden Fall, dass der neuer Herr oder die neue Herrin des „Camp Adenauer“ einen guten Draht zum Dorf Duppach und seinen Bewohnern findet. „Ich selbst bin im Ort aufgewachsen und weiß, dass gerade auf dem Land die Weisheit gilt, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“

Mehr als sechzig Jahre herrschte jedoch tiefste Waldesruhe rund um die geheimnisumwitterte Bauruine – abgesehen von Neugierigen, die immer wieder mal das Terrain erkundeten, so dass die teils sogar einsturzgefährdeten Gebäude schließlich durch Zäune abgesichert werden mussten.

Der legendäre Bundeskanzler sollte es ebenfalls entspannt und abgeschieden haben im Eifelrefugium, auf mehr als 2000 Quadratmetern Grundstücks- und rund 600 Quadratmetern Wohnfläche, mit überdachter Terrasse sowie Innen- und Außenkaminen, mit atombombensicherem Keller und – um der bessseren Erreichbarkeit willen – Hubschrauberlandeplatz. Ruhesitz und Gästehaus – all das sollte „Camp Adenauer“ sein.

Der ehemalige AEG-Vorstand Friedrich Spennrath wollte Adenauer das Domizil schenken und beauftragte zudem den Schwiegersohn des „Alten“ als Architekten: So viel Filz fiel in der frühen Bundesrepublik unangenehm auf, so dass das Vorhaben 1955/56, ein halbes Jahr nach Baubeginn, wieder aufgegeben wurde. Das Areal ging an einen Essener Unternehmer, der es an Lissa Ilse Thurners Vater verkaufte.

Die erinnert sich an unbeschwerte Freizeit auf dem Gelände rund um die im Bauhausstil geplante Villa und an wunderbare Fernblicke bis hin nach Gerolstein. Doch erst Jacques Berndorf holte die Ruine 1998 als Krimi-Schauplatz aus der Vergessenheit. Gewürdigt wird sie seitdem auch vom Landesverband Rheinland (LVR), der sie in den Bestand interessanter Objekte seines Informationssystems „Kultur.Landschaft.Digital“ (KuLaDig) aufnahm. Es sei eine „immer noch imposante Ruine“, wenngleich heutzutage mit eher trostlosem Anblick. Besucher brauchen einen Bauhelm, Taschenlampe und festes Schuhwerk, schreibt Franz-Josef Knöchel vom LVR. Voraussichtlich brauchen sie in naher Zukunft auch die Genehmigung eines neuen Besitzers.

Infos zur Historie der Adenauervilla unter https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-13604-20110719-4

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