Umwelt Natürlicher Raum fürs fließende Wasser

Stadtkyll · Umweltministerin Ulrike Höfken hat Stadtkyll besucht und eines der größten Bauprojekte der Gemeinde auf den Weg gebracht. Für 1,5 Millionen Euro sollen die Kyll und auch Teile der Wirft renaturiert werden.

 An der Auelstraße werden die Arbeiten mit dem Aufbau eines barrierefreien Zugangs zum Flussufer beginnen.

An der Auelstraße werden die Arbeiten mit dem Aufbau eines barrierefreien Zugangs zum Flussufer beginnen.

Foto: Frank Auffenberg

Eigentlich mäandert die Kyll auf recht idyllische Weise durch Stadtkyll. Ein sanfter Bogen hier, zwei fast rechtwinklige Kurven dort, vorbei an der Festwiese und schon verlässt das Flüsschen den Ortskern wieder in Richtung Jünkerath. „Dass die Kyll dabei durch den Kurpark fließt, bekommt man aber kaum mit. Der Damm liegt direkt am Wasser, Gehölz schirmt die Kyll zudem weiter ab“, sagt Annabell Klar vom Planungsbüro Hömme. Im Auftrag der Ortsgemeinde hat sie ein Konzept zur Renaturierung der Kyll entworfen. Zur Projektvorstellung kommt auch Umweltministerin Ulrike Höfken vorbei und überreicht die zwei für die Umsetzung notwendigen Bewilligungsbescheide über knapp 1,5 Millionen Euro.

Notwendig sei die Maßnahme aus mehreren Gründen, sagt Stadtkylls Ortsbürgermeister Harald Schmitz. „Neben dem wirklich dringenden Hochwasserschutz ist es der Tourismus, der uns am Herzen liegt“, sagt er. Knapp 60 000 Gäste mit 200 000 Übernachtungen im Jahr zeigten, wie bedeutend die Tourismusförderung für den Ort sei, sagt er. Als Luftkurort müsse man aber auch für ausreichend attraktive Angebote sorgen: „Im Kurpark und auch entlang des Flusses wird aber nicht gerade viel Aufenthaltsqualität geboten“, sagt Schmitz. Das werde sich aber nun definitiv ändern.

Die Projektplaner haben den Flussverlauf auf knapp 800 Metern in drei Abschnitte eingeteilt: Kurpark, ehemaliges Vulkamar und Festwiese. In allen Abschnitten wird sowohl am Verlauf des Flusses, als auch an der Wegegestaltung gearbeitet. „Der Damm liegt noch sehr nah an der Kyll. Er soll weiter zurückgelegt werden“, sagt die Planerin. Das Profil der Kyll sei aktuell noch sehr steil, was bei viel Wasser zu hohen Flussgeschwindigkeiten führe. Auf der gesamten Strecke soll das Profil nun sanfter gestaltet werden. Hinter der Festwiese wird zudem die Wirft teils ebenfalls renaturiert. „Deswegen gab es auch zwei Bescheide“, sagt Schmitz.

Im Kurpark wiederum soll ein trocken gefallener Nebenarm der Kyll wiederbelebt werden. „Momentan wirkt der Park mit seiner ebenen Fläche eher trist. Durch die Veränderung der Profile wird sich das ändern“; sagt Annabell Klar.

Auch in der fast rechtwinkligen ersten Kure hinter dem Kurpark werde man versuchen die Wassergeschwindigkeit zurückzunehmen, indem dem Fluss einfach mehr Raum gegeben wird. Unterhalb der Festwiese sei zudem die Anlage einer Kiesinsel vorgesehen sowie der Neubau eines bisher fehlenden Fußweges. „Alle diese einzelnen Punkte sorgen dafür Hochwassern vorzubeugen und gleichzeitig werten sie die Umgebung deutlich auf“, sagt sie.

Machbar sei das ganze letztlich nur durch die große Kooperation der Kyll-Anlieger. „Ohne Probleme haben sie uns Teile ihrer Grundstücke verkauft. So können wir den bisher steilen Damm nach hinten legen und das Gelände sanfter ansteigen lassen“, sagt Schmitz.

Finanziert werde das Ganze zu 90 Prozent vom Land, sagt Umweltministerin Ulrike Höfken. Die Aktion Blau Plus sei im Grunde genau für solche Projekte vorgesehen.

„Hochwasserschutz und Aufwertung des Orts in einem: Ich sehe jeden Tag, wie gut das ähnliche Projekt in Gerolstein angenommen wird“, sagt Hans-Peter Böffgen, seit Januar Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein. Er hoffe, dass Kyll und Kurpark in Stadtkyll ähnlich gut angenommen werden.

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