VG-Rat generell gegen Massentierhaltung

Gerolstein/Birresborn · Einen Tag nach dem Aus für die Mega-Hühnerfarm in Birresborn hat der Verbandsgemeinderat Gerolstein eine Resolution verabschiedet: Darin fordert er Gemeinden und Verwaltung auf, "agrarindustrieller Landwirtschaft keine Zukunft im Gerolsteiner Land zu geben".

Gerolstein/Birresborn. Auf der Tagesordnung des Rats der Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein stand das Thema schon seit einigen Tagen, ist dann aber letztlich von den Ereignissen überrumpelt worden - und wirkt nun, nachdem der Ortsgemeinderat Birresborn die geplante Mega-Hühnerfarm mit 330 000 Legehennen gekippt hat, verspätet: eine klare Positionierung zu Massentierhaltung im Gerolsteiner Land.
Aber immerhin: Der VG-Rat Gerolstein hat sich nun dazu durchgerungen und eine einstimmige Resolution (bei einer Enthaltung von FDP-Mann Alfred Cornesse) verabschiedet. Kernaussage: "Der Rat der Verbandsgemeinde Gerolstein fordert die Gemeinden und die Verwaltungen auf, sensibel mit dem Thema umzugehen und agrarindustrieller Landwirtschaft, gleich welcher Art, keine Zukunft im Gerolsteiner Land zu geben."
Massentierhaltungen in agrarindustriellen Größenordnungen, teilweise sogar abgekoppelt von entsprechend verfügbaren Betriebsflächen, könne und wolle der VG-Rat in der sensiblen Kultur- und Naturlandschaft des Gerolsteiner Landes nicht hinnehmen. Schließlich sei auch der Fremdenverkehr auf eine intakte Umwelt angewiesen.
In der Resolution heißt es weiter: "Wir sehen es als unsere generationenübergreifende Verpflichtung an, den nachhaltigen Schutz des Grundwassers, der Luft und der Gesundheit der Bevölkerung hierdurch nicht aufs Spiel zu setzen. Hierzu zählt in besonderem Maße auch der für das Gerolsteiner Land geltende Mineralwasserschutz."
Während die Massentierhaltung abgelehnt wird, soll die mittelständische Landwirtschaft als "eine wichtige Säule der Kultur in unserer Region" gestärkt werden. Es gelte, regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken, Nahrungsmittel vor Ort herzustellen, zu verarbeiten und zu verkaufen. Auch die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßte die Entscheidung der Ortsgemeinde Birresborn und wertete sie als "klares Signal für regionale, tiergerechte Qualitätsproduktion". Sie sagte: "Ich bin froh, dass unsere Eiererzeuger in Rheinland-Pfalz und unter der Dachmarke Eifel in Zukunft nicht dem Wettbewerb einer solchen Dumpingproduktion ausgesetzt sein werden."
Dies sei ein Signal für die regionale Qualitätsproduktion in Verbindung mit artgerechter Tierhaltung. "Die in Rheinland-Pfalz vorherrschende bäuerliche Landwirtschaft erzeugt im Einklang mit Umwelt, Tieren und Natur gute Lebensmittel. Diesen Weg wird die Landesregierung weiterhin unterstützen", so Höfken.
In die gleiche Kerbe schlug der Grünen-Landtagsabgeordneter Dietmar Johnen aus Kalenborn-Scheuern, der zudem landwirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Landtag ist. Er sagte: "Mit dem Nein des Ortsgemeinderats Birresborn wurde ein deutliches Zeichen für die Qualität der regionalen Eifeler Landwirtschaft gesetzt."
Er hofft, dass die Entscheidung eifelweit als wegweisend gilt. Johnen plädiert für den Erhalt der klassischen bäuerlichen Landwirtschaft. "Die kleinteilige Landwirtschaftsstruktur mit ihrer Naturverträglichkeit hat sich für die Eifel als Glücksfall und Wirtschaftsmotor erwiesen."
Auch der Nabu Kylleifel ist "erleichtert" über die Entscheidung des Birresborner Gemeinderates und die Überzeugungskraft vieler Bürger und Organisationen gegen den Bau einer solchen Legehennen-Fabrik.
Die Entscheidung solle aber auch vor Augen führen, "woher wir unsere Lebensmittel beziehen und wie sie erzeugt werden". Nabu-Sprecherin Martina Tamms sagte: "Anlagen wie die in Birresborn geplante darf es auch woanders nicht geben. Dies liegt auch in der Macht und dem Kaufverhalten der Verbraucher."

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