Völlig zeitlos bleibt die Kirche nicht

Daun · Die katholische Kirchengemeinde Daun reagiert auf Kritik und findet einen Kompromiss. Ganz verzichten auf ein Zifferblatt an der Nikolauskirche müssen die Dauner nicht.

Völlig zeitlos bleibt die Kirche nicht
Foto: (e_daun )

Daun Während der ein oder andere Dauner sicher immer noch daran zu knabbern hat, dass mit der Thomas-Morus-Kirche eine von zwei katholischen Gotteshäusern in der Kernstadt aufgegeben und mittlerweile abgerissen worden ist, können sich die Bewohner der Kreisstadt über eine demnächst komplett auf Vordermann gebrachte Nikolauskirche freuen. Das Gerüst ist weg, der neue Anstrich komplett sichtbar: Nun macht die Kirche optisch echt wieder was her. Es war auch genug zu tun, hatte es doch über Jahrzehnte keine Sanierung gegeben. In Teilen befand sich das Gotteshaus noch im Zustand von Ende der 1940er Jahre. Die Kirche war bei einem Bombenangriff am 2. Januar 1945 stark beschädigt, nach Kriegsende relativ schnell wieder aufgebaut und im August 1949 geweiht worden. Allerdings hatte ein Detail der Renovierung für Kritik gesorgt. Denn als das Gerüst um den Glockenturm abgebaut war, wurde sichtbar, dass da etwas fehlte: die Zifferblätter auf der Frontseite und auf der linken Seite des Turms. Was allerdings kein Versäumnis, sondern Absicht war, denn die Denkmalpfleger des Bistums Trier hatten vorgeschlagen, auf die Zifferblätter nach der Sanierung zu verzichten. Eine Empfehlung, gegen die sich in Daun Protest regte. Zu den Kritikern gehörte Michael Friedrich, der sich auch direkt bei den Denkmalschützern für die Zifferblätter eingesetzt hatte. Nun ist zumindest ein Teilerfolg zu verzeichnen. Der Verwaltungsrat der katholischen Kirchengemeinde Daun hat entschieden, dass "die außen fast fertig renovierte Pfarrkirche St. Nikolaus zum noch funktionierenden Uhrwerk auch wieder ein Ziffernblatt erhält", berichtet Matthias Brauns, der stellvertretende Vorsitzende des Gremiums. Und ergänzt: "Dieses wird im oberen Turmbereich auf der Stirnseite, über dem Hauptportal und unterhalb des angedeuteten romanischen Fensters, angebracht." Für Michael Friedrich ist diese Variante "besser als nichts, wie es ja ursprünglich vorgeschlagen war. Ich kann mit einem Zifferblatt leben. So etwas gehört nun mal einfach zu einer Kirche. Ich schaue schon automatisch danach, wenn ich an einer Kirche vorbeigehe." Falls es an den Kosten scheitern würde, dass wieder ein Zifferblatt angebracht wird, hatten beispielsweise Peter und Ingrid Mayer aus Daun angeregt, "eine Sammlung dafür zu organisieren." Das wird aber nicht nötig sein: "Die Kosten für das neue Zifferblatt übenimmt selbstverständlich die Kirchengemeinde im Rahmen der Gesamtsanierung und -renovierung", teilt Matthias Brauns mit. Auf die Frage nach der Gestaltung antwortet er: "Darüber wird nach Anhörung des Pfarrgemeinderats noch entschieden." Freuen kann sich auch Klaus Manderscheid. Sein Großvater hatte 1886 die Kirchenuhr installiert, die bis in die 1980er Jahre in Betrieb war. Als sie ausrangiert wurde, ging sie in den Besitz der Brüder Klaus und Walter Manderscheid über, die die Uhr der Kirchengemeinde abkauften. "Könnten wir jetzt noch eines der Zifferblätter, die nicht mehr gebraucht werden, erwerben, wäre unsere Sammlung komplett", lautete der Wunsch von Klaus Manderscheid. Der wird ihm erfüllt, wie der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende mitteilt: "Dem Wunsch von Herrn Manderscheid, ein altes Zifferblatt zu übernehmen, wird gerne entsprochen. Und über den Kaufpreis werden wir sicher schnell einig. Wenn Herr Manderscheid sagt, was er zahlen möchte, werde ich sicher ja zu der genannten Summe sagen." Nach der weit fortgeschrittenen Außen- steht noch die Innensanierung der Kirche an. Brauns: "Wir haben einen Zuschussantrag ans Bistum geschickt. Bekommen wir dafür grünes Licht, werden wir uns mit dem Thema Innensanierung befassen. Vorgesehen ist, im kommenden Jahr damit zu beginnen." KommentarMeinung

 So hat es vor der Sanierung ausgesehen: Das Zifferblatt war direkt unterhalb der Turmfenster angebracht. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

So hat es vor der Sanierung ausgesehen: Das Zifferblatt war direkt unterhalb der Turmfenster angebracht. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

Foto: (e_daun )

Geht dochDer Verwaltungsrat der katholischen Kirchengemeinde hat einen Kompromiss gefunden, mit dem sicher viele leben können: die Denkmalschützer, deren Empfehlung nicht völlig ignoriert wurde, und die vielen Dauner, die es nicht einfach hingenommen haben, dass eine liebgewonne Tradition mal eben so über Bord geworfen wurde. Und das zählt hier mehr als wissenschaftlicher Sachverstand. Ein kleines Stück Heimat bleibt - geht doch. s.sartoris@volksfreund.de

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