Geschichte Vor 100 Jahren: Zensur in der Eifel

Gerolstein · (red) Wenige Wochen nach Ende des 1. Weltkrieges wurden die linksrheinischen Gebiete Deutschlands besetzt. Im nördlichen Gebiet von den Belgiern, im Raum Köln/Bonn rückten die Briten ein. In der Pfalz und Rheinhessen traten die Franzosen als Besatzungsmacht an, die Eifel wurde von den Amerikanern besetzt.

 Die Zensurstelle für zivile Inlandspost benutzte Kastenstempel und Kreisstempel, wie hier auf einem Belegausschnitt zu sehen.

Die Zensurstelle für zivile Inlandspost benutzte Kastenstempel und Kreisstempel, wie hier auf einem Belegausschnitt zu sehen.

Foto: TV/Karl Servatius

So berichtet das Heimatbuch der Volksschule Müllenborn, dass sie am 4. Dezember 1918 einrückten. Nach einigen Tagen zog der größere Teil weiter Richtung Rhein. Lediglich „eine Ortswache von 10 bis 12 Mann blieb zurück und nahm Quartier in der Lehrerwohnung. Anfangs verhielten sich die Amerikaner sehr vorsichtig und zurückhaltend den Einwohnern gegenüber. In der Schule verbrannten sie die Kaiserbilder und in der Lehrerwohnung die Fensterläden“, heißt es im Heimatbuch.

Die Amerikaner ordneten mancherorts das Kehren der Höfe und das Abdecken der Misthaufen mit Tannengrün an. Vor allem interessierten sie sich für das Verhalten der Deutschen und zensierten die Post. In der amerikanisch besetzten Zone waren beispielsweise nur offene Briefkuverts und Postkarten zugelassen.

Ein Mitglied des Briefmarken- und  Münzsammler Vereins Eifelland besitzt eine Postkarte, geschrieben in Gees, aufgegeben am 10. Februar 1919 in Gerolstein, die von der US-Zensurstelle 372 zensiert und freigegeben wurde. Aus ihrem Inhalt ergibt sich, dass Postverbindungen keineswegs schon selbstverständlich waren: „Muß jeden Tag versuchen, ob Post durchgeht, hoffen wir alles Gute.“

Das Überwachen der Post auf ungewünschte Inhalte war aber keineswegs eine Erfindung der Amerikaner. Die Deutschen selbst hatten den Postverkehr vor allem in den Grenzbereichen schon während des Kriegs kontrolliert. Briefe durften nur in deutscher Sprache verfasst und nur offen aufgegeben werden.

Auch in Gerolstein war eine Zensurstelle für zivile Inlandspost eingerichtet worden. Diese Zensurstelle benutzte Kastenstempel (drei Typen bekannt) und Kreisstempel (zwei Typen bekannt).

Neben Briefmarken, Ansichtskarten und Münzen sind es solche Sammelstücke, die von den Mitgliedern des Briefmarken- und Münzsammlervereins Gerolstein gesammelt, getauscht und dokumentiert werden.

Das nächste Treffen im Vereinslokal Café am Brunnenplatz in Gerolstein ist am Sonntag, 3. Februar, von 10  bis 12 Uhr. Auch Gäste sind willkommen. Beim Treffen können sie auch erfahren, welche Schätze in ihren Briefmarken- oder Münzalben schlummern.

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