WKV-Insolvenz sorgt für massive Mietausfälle im Industriepark in Wiesbaum

Wiesbaum/Darscheid · Die Insolvenz der Direktvertriebsgesellschaft WKV macht den Verantwortlichen des Gründerzentrums Higis in Wiesbaum zu schaffen. Die Firma hatte knapp ein Viertel aller Büro- und Lagerflächen gemietet. Der Mietausfall beträgt 7 700 Euro pro Monat. Je länger die Flächen nicht weitervermietet werden können, desto mehr Steuergeld wird zum Ausgleich benötigt.

Wiesbaum/Darscheid. Im Existenzgründerzentrum Higis in Wiesbaum, das im Herbst 1998 an den Start gegangen ist, brummt es. Derzeit sind dort 21 Firmen mit insgesamt 120 Mitarbeitern untergebracht; mehrere Existenzgründer haben sich nach der Starthilfe im Higis im angrenzenden Industrie- und Gewerbepark (IGP) der Verbandsgemeinde Hillesheim mit weiteren 280 Beschäftigten oder in der näheren Umgebung wie der Stadt Hillesheim niedergelassen.
Weil es aufwärts ging, musste die Verbandsgemeinde immer weniger Geld in den Betrieb des Gründerzentrums stecken: Zahlte sie anfangs umgerechnet über 50 000 Euro pro Jahr, "so sind wir seit 2010 stabil auf niedrigem Niveau angekommen, quasi bei einer roten Null", sagt Higis-Geschäftsführer Stefan Mertes. 2012 lag der Verlust bei 11 000 Euro, 2013 bei 9000 Euro. Seit Anfang des Jahres aber hat sich das Bild getrübt: Die WKV Direktvertriebsservice GmbH, die für den Vertrieb von Büchern aus dem Hause Bertelsmann und Duden zuständig war und seit 2000 im Higis sitzt, hat Insolvenz angemeldet (der TV berichtete). Von den 97 WKV-Angestellten haben knapp 60 in Call-Centern in Halle und Saarbrücken und rund 40 in Wiesbaum gearbeitet. Etwa ein halbes Dutzend ist laut Mertes noch im Higis beschäftigt, um die Firma abzuwickeln.
WKV ist seit Jahren der größte Mieter im Higis. Sie hat 23 Prozent der gesamten Fläche des Existenzgründerzentrums gemietet: insgesamt 1400 Quadratmeter, je zur Hälfte aufgeteilt in Büro und Lagerräume. Mertes sagt: "Wir hatten beinahe Vollauslastung - bis zur WKV-Insolvenz." Nun aber hat die Higis GmbH mit Mietausfällen zu kämpfen - bislang bereits von Januar bis einschließlich April. 7700 Euro pro Monat. Macht schon jetzt an die 30 000 Euro. "Das Schlimmste wäre, wenn sich das Verfahren über Monate hinzieht und wir die Flächen nicht weitervermieten können, weil sie blockiert sind", sagt Mertes - und grübelt schon jetzt, wie er Nachmieter für die WKV-Flächen bekommen könnte.
Er gibt sich aber trotz der schwierigen Lage optimistisch. Aus zwei Gründen. Erstens sei mit dem Insolvenzverwalter Hans-Albrecht Brauer aus Daun bereits eine Regelung bezüglich der ebenfalls von WKV betriebenen Cafeteria und des Tagungsraums gefunden worden. Diese können weiterverpachtet werden. Schon jetzt werde mit zwei Interessenten konkret verhandelt. "Wir planen eine Wiedereröffnung bereits zum 1. Mai", sagt Mertes.
Zweitens hat der Insolvenzverwalter angekündigt, die Mietverträge bald zu kündigen
Angesichts der bestehenden dreimonatigen Kündigungsfrist geht der Higis-Geschäftsführer davon aus, "dass wir uns hoffentlich um die Jahresmitte wieder konkret um neue Mieter kümmern können". Bis Ende Juli betrüge der Mietausfall annähernd 50 000 Euro.Extra

Zur Insolvenzmasse der Firma WKV gehört auch ein Produktionslager im Gewerbegebiet in Darscheid. Der Chef des Unternehmens, Volker Wolf, hatte das Gebäude 2011 vom Kreis Vulkaneifel gekauft. 2004 war es errichtet worden, damals als sogenannte Vorausfabrik. Dabei handelt es sich um ein Wirtschaftsförderungsmodell des Landes Rheinland-Pfalz. Die Gewerbeimmobilien sind auf junge Firmen zugeschnitten, die das Gebäude einige Jahre anmieten und später kaufen können. Die Baukosten für die Darscheider Vorausfabrik betrugen 2004 rund 700 000 Euro. Je 350 000 Euro trugen die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises und das Land. Genutzt wurde sie vom Maschinenbau- und Technologie-Unternehmen DSM Technology GmbH mit zeitweise mehr als 20 Mitarbeitern. Die Firma meldete 2009 Insolvenz an. Die verbliebenen Mitarbeiter und die Maschinen übernahm ein Kunde von DSM, die Bimatec Soraluce Frästechnologie GmbH. Die Firma hatte zwar Interesse am Kauf des Gebäudes für 350 000 Euro signalisiert, es aber nicht gekauft. Stattdessen übernahm WKV Gebäude und Gelände. Wie viel Wolf damals an den Kreis gezahlt hat, wurde weder von ihm noch von der Verwaltung preisgegeben. sts

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