Wunschehe, aber nur auf Zeit

Gerolstein · Vor Jahren aufgrund einer lebhaften Konkurrenz noch undenkbar: Die Feuerwehr Lissingen ist mit Sack und Pack bei ihren Kameraden in Gerolstein eingezogen - weil im Stadtteil das Feuerwehrhaus umgebaut wird.

 Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Lissingen vor ihrem provisorischen Gerätehaus in Gerolstein. Foto: PRivat

Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Lissingen vor ihrem provisorischen Gerätehaus in Gerolstein. Foto: PRivat

Gerolstein. Es war zwar nur eine Sache von wenigen Stunden, aber dennoch ein großes Ding: Die rund 30 Mann starke Feuerwehr Lissingen ist mit Sack und Pack, darunter ein Tragkraftspritzenfahrzeug und ein Schlauchwagen, bei der benachbarten Wehr in Gerolstein eingezogen. Genauer gesagt: in die Lissinger Straße in Gerolstein. Denn räumlich liegen die beiden Wehren gar nicht weit auseinander. Und auch sonst nicht, wie Gerolsteins Wehrführer Thomas Ballivet sagt: "Wir üben gemeinsam, wir rücken gemeinsam aus, viele kennen sich gut. Da lag es auf der Hand, dass die Kameraden aus Lissingen während des Umbaus ihres Feuerwehrhauses bei uns unterkommen." Schließlich ist am Standort in der Kernstadt reichlich Platz.
Aber allen vernünftigen Argumenten zum Trotz: Vor Jahren wäre ein solches Zusammengehen, wenn auch nur zeitlich befristet, kaum vorstellbar gewesen. Ballivet weiß: "Es ist ja kein Geheimnis, dass es früher unter den benachbarten Wehren eine gesunde Rivalität gegeben hat. Da hätte mal einer sagen sollen: Wir gehen zusammen. Undenkbar!" Davon weiß auch Hans-Josef Haas, Chef der Lissinger Wehr, ein Liedchen zu singen. Er sagt: "Vor zehn Jahren hätte so was nicht funktioniert. Im Leben nicht!" Er nennt das befristete Zusammengehen eine "top Sache". Schließlich seien die beiden Wehren dank der gemeinsamen Übungen und dem gemeinsamen Ausrücken seit rund zwei Jahren eng zusammengerückt. Haas sagt: "Es funktioniert wie eine Eins." Und er fügt hinzu: "Die Zeiten, in denen es hieß ,Mein Feuer, dein Feuer\' sind vorbei."
Ins gleiche Horn stößt Ballivet, der 50 Leute anführt. Nicht zuletzt, weil die Truppe dadurch schlagkräftiger wird. Er berichtet: "Tagsüber sind bei Alarm etwa fünf Mann verfügbar, weil viele auswärts arbeiten oder nicht so einfach von der Arbeit wegkommen. Jetzt werden das mit Sicherheit zwei Dutzend Wehrleute sein."
Ist bei so vielen Vorteilen der Zusammenschluss ohnehin nicht sinnvoll? Darauf sagt der Gerolsteiner Wehrführer: "Die Eigenständigkeit der Wehren ist schon wichtig, zumal sie in vielen Dörfern der wichtigste, wenn nicht sogar alleinige Kulturträger sind. Wenn es die Wehr nicht mehr gibt, ist in vielen Dörfern nichts mehr los." Und die Lissinger Wehr sei mit ihren rund 30 aktiven Wehrleuten ohnehin keine kleine Wehr. Von Lissinger Seite fällt die Antwort knapper aus. Wehrführer Haas sagt kurz und knapp: "Wir bleiben selbstständig." mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort