Zum Rettungsschwimmer im Eilverfahren

Lutzerath/Gillenfeld · Zwei junge Afghanen lassen sich in nur sechs Monaten bei der DLRG in Gillenfeld ausbilden. Einer von ihnen beeindruckt bei der Prüfung mit einer besonderen Leistung.

Lutzerath/Gillenfeld Ein fünfjähriges Kind droht zu ertrinken. Der 19-jährige Sakhi V. aus Afghanistan erkennt im Gewühl des Nichtschwimmerbeckens am Pulvermaar die Situation blitzschnell, springt ins Wasser und rettet das Kind.
Sakhi und sein Landsmann Amiromiah A. (17 Jahre) gehören neuerdings zum Rettungsteam der DLRG Ortsgruppe Gillenfeld. Das Besondere: Die jungen Männer kamen Ende 2015/Anfang 2016 nach Deutschland und konnten kaum schwimmen.
Dennoch äußerten sie im September vergangenen Jahres den Wunsch, zum Rettungsschwimmer ausgebildet zu werden. Also besuchten sie zunächst im Schwimmbad in Steineberg einen Schwimm-Ausbildungskurs der DLRG Ortsgruppe Gillenfeld, der normalerweise für zehn- bis zwölfjährige Jungs und Mädchen gedacht ist, "die nach erfolgreichem Ablegen der Jugendschwimmabzeichen in die Vorbereitung zur Juniorretter- und Rettungsschwimmausbildung ,,Bronze" gehen", sagt Schatzmeister Dietmar Geib.
Was zunächst nach einer großen Herausforderung aussah, alleine schon der Sprache wegen, entpuppte sich als leichtes Spiel. Nicht nur, dass sich das Sprachverständnis der beiden jungen Männer von Woche zu Woche steigerte, auch die Schwimmfähigkeit entwickelte sich rasant schnell.
"Einige der Ausbilder standen erstaunt am Beckenrand und verfolgten wöchentlich die Fortschritte der beiden", sagt Geib.
Und bereits im Januar konnten Sakhi und Amiromiah an einer zwölfwöchigen Ausbildung zum Rettungsschwimmer ,,Silber" teilnehmen.
Bei der Prüfungsabnahme Anfang April gab es noch eine große Überraschung: Sakhi tauchte statt der Sollstrecke von 25 Metern erstaunliche 60 Meter. Das hatte bisher noch niemand geschafft.
Seit Juli dieses Jahres sind nun beide im Rettungsdienst im Naturfreibad Pulvermaar eingesetzt. Zunächst begleitend und unter Aufsicht professioneller Rettungsschwimmer, die seit vielen Jahren Wachdienst an den Maaren leisten. "Man muss erst erlernen, Gefahrensituationen zu erkennen, zu bewerten und dann schnell und automatisiert zu handeln. Ein zum Teil langwieriger Prozess", betont Dietmar Geib, "die DLRG-Ortsgruppe ist froh und dankbar, zwei neue, hoch motivierte und fähige Rettungsschwimmer in ihren Reihen zu haben".Extra: UNTERBRINGUNG UND AUSBILDUNG


Untergebracht sind Sakhi und Amiromiah in der Außenwohngruppe "Kraniche" in Lutzerath-Driesch und lernten die deutsche Sprache in der Berufsbildenden Schule (BBS) in Cochem, sodass sie ab August eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker und Einzelhandelskaufmann beginnen können. Die Wohngruppe gehört zum Evangelischen Jugendhof Martin Luther King in Traben-Trarbach/Wolf und wurde 2015 speziell für bis zu zehn unbegleitete junge Flüchtlinge gegründet.

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