Serie Glück ist vielfältig

Altsein heißt nicht automatisch, unglücklich und einsam zu sein. In unserer Serie Hallo Alter! stellen wir heute drei Senioren vor, die von sich behaupten, glücklich zu sein.

 Was gehört zum Glücklichsein dazu? Jeder hat darauf eine eigene Antwort.                                                                                                                                                                             

Was gehört zum Glücklichsein dazu? Jeder hat darauf eine eigene Antwort.                                                                                                                                                                             

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Glück gehabt

In einem Café genießt Dieter Heuser Oktobersonne und Treiben auf dem Hauptmarkt in Trier. Mit 78 Jahren sagt er: „Ich bin glücklich.“ Das hänge damit zusammen, dass er bislang viel Glück in seinem Leben gehabt habe. Mit seiner Frau, die er vor 53 Jahren heiratete, lebt er in Trier. Sohn und Tochter in Düsseldorf und Frankfurt, in den Städten, in denen er als Bankkaufmann sein Geld verdiente. „Ich hatte stets Vorgesetzte, die mich gefordert und gefördert hatten.“ Ein Glück. Er übernahm bis zur Rente Führungsaufgaben in der Konzernrevison. Möglich, weil seine Frau ihm den Rücken freihielt, sich um  Haus und Kinder kümmerte. Auch das sei Glück, sagt der an Kultur und Zeitgeschehen Interessierte. Ebenso, dass beide aufgrund der jahrzehntelangen Wochenendbeziehung nicht im Wir verschmolzen seien. Heute noch haben er und sie eigene Freundeskreise und Hobbys. Der gebürtige Trierer trainiert drei Mal wöchentlich  im Fitnessstudio, sonntags läuft das Paar gemeinsam Runden im Moselstadion. Sport sei eine große Glücksquelle, aktiv und passiv. Heuser strahlt, wenn er an die unvergessene Teilnahme beispielsweise der Eintracht Trier am DFB-Pokal 1998 denkt, an Erfolge der Trierer Miezen und Basketballer – und an Ludwig Müller, Leichtathlet, der vor 60 Jahren überraschend einen Lauf über 5000 und 10 000 Meter im Länderkampf Deutschland-UdSSR gewonnen hatte. „Toll, wenn der Kleine mal den Großen besiegt, und jemand über sich hinauswachsen kann.“ So wie seine Eltern während des Krieges. Sie hätten Hunger und  Angst vor den Kindern abgefangen. Wohl auch deshalb erinnert sich Dieter Heuser gerne an eine Kindheit und Jugend voller Glück.

Dankbarkeit nährt Glück

Mehr als 40 Jahre lang hat Nico Hauck im Operationssaal gearbeitet. Vielen Schicksalen ist er dort begegnet – immer wieder schwerverletzten und todkranken Menschen. Diese Begegnungen haben dem gelernten Krankenpfleger einen dankbaren Blick auf das eigene Leben gegeben. Auch Dankbarkeit nährt Glück, das glaubt Hauck. Sein Beruf war und ist für den Senior Berufung. Deshalb geht er auch mit 74 Jahren noch zur Arbeit – zwar deutlich seltener, aber ebenso gerne wie früher. Einmal in der Woche pflegt er mehrere  Stunden lang einen Patienten, der auf Hilfe angewiesen ist, querschnittsgelähmt ist und beatmet werden muss. Der Senior mit Job ist felsenfest davon überzeugt, dass man auch im Alter arbeiten sollte. Es mache bereits glücklich, dazu überhaupt in der Lage zu sein. Das größte Glück jedoch sei, gesund zu sein, sagt der Wahl-Kirscher (Verbandsgemeinde Schweich). Und das richtige „Deckelchen“ gefunden zu haben. Seine Marie-Luise ist 30 Jahre  jünger, in zweiter Ehe ist er mit seiner Liebsten verheiratet.  Seine zwei erwachsenen Kinder und das Enkelkind komplettierten sein Glück. Wie viel hat man selbst in der Hand? Der Mittsiebziger mit den gutherzigen Augen, ist davon überzeugt, dass ein Drittel eines glücklichen Lebens schlichtweg dem Glück an sich zu verdanken sei und zwei Drittel auf Disziplin gründe. Hauck, der in Luxemburg aufgewachsen ist, lebt was er sagt: Regelmäßig schwitzt er im Fitnesscenter, fährt Rad, geht zum Schwimmen und einmal in der Woche läuft er eine Strecke von 20 Kilometern. „Glück ist ein großer Begriff“, sagt er während er bei einer Tasse Kaffee weiter nachdenkt, was ihn aus tiefstem Herzen  heute sagen lässt. „Ich bin glücklich.“  Ach ja, da wäre noch etwas: „Auch eine positive Grundeinstellung ist wichtig.“

Ein Glückskind

Sie sagt von sich selbst: „Ich hatte von Kindesbeinen an das Gefühl, ich bin ein Glückskind.“ Die bezaubernde Helga Freitag war vor 84 Jahren an Ostersonntag zur Welt gekommen. „Vielleicht liegt es an diesem Datum“, sagt die ehemalige Mitarbeiterin der Wasser- und Schifffahrtsdirektion.

 Dieter Heuser.

Dieter Heuser.

Foto: Katja Bernardy
 Nico Hauck.               

Nico Hauck.               

Foto: Katja Bernardy
 Helga Freitag.             

Helga Freitag.             

Foto: Katja Bernardy

Als Kind brauchte sie nur vier, fünf Stunden Schlaf. Noch heute ist sie Frühaufsteherin und geht meist spät zu Bett. Denn das Leben bietet soviel Spannendes und Schönes: Seit 58 Jahren ist sie mit dem Künstler Manfred Freitag glücklich verheiratet, sie war immer berufstätig, gemeinsam haben sie einen Sohn (56). Lässt sie ihr Leben Revue passieren, fallen ihr viele Glücksmomente ein. „Glück ist vielfältig“, sagt die gebürtige Triererin. Ein Glücksgefühl hoch drei, wie sie sagt, hat sie auf einem Golfplatz in Südspanien in bester Erinnerung. Obwohl sie dachte, „ich schaffe das nie“ landete der Ball mit einem Schlag im Loch. Ihr Trainer, ein Engländer, habe ihr mit seinem englischen Humor gesagt: „Helga, du hast Glück gehabt, dass dort das Loch war.“ Ein Segen ist es für Helga Freitag auch, für Freunde etwa eine Bouillabaisse, eine französische Fischsuppe, zu kochen oder Gastgeberin auch schon mal für 40 Personen zu sein. Menschen glücklich zu machen, mit einem Essen, einem gemeinsamen Ausflug oder durch eine Umarmung, sei wichtig und trage bei zum eigenen Glück. 30 Jahre lang hat die Hobbyköchin in der Region Trier Frauen und Männern ihr Können und ihre Leidenschaft für gutes Essen weitergegeben. Heute sagt sie: „Mein Mann und ich genießen das Leben, jeden Tag, jede Minute. Wir sind dankbar, dass wir das zusammen tun können.“ Auch das sei Glück.

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