Google startet Street View in 20 Städten - Trier folgt erst später

Trier/Berlin · Mit detailierten 360-Grad-Straßenansichten aus den 20 größten deutschen Städten will Google seinen Street-View-Dienst im November auch in Deutschland starten. Ansichten aus Trier sollen aber erst später folgen.

(woc/dpa) Wenn „Google Street View“ schon das Fotografieren in den Straßen nicht verboten werden könne, dann solle der Internetriese dafür möglichst wenigstens zur Kasse gebeten werden, hatte der Trierer Stadtrat im März beschlossen. Doch eine Sondergebühr zu erheben, weil Google das öffentliche Trierer Straßennetz nicht als Verkehrsweg sondern für kommerzielle Zwecke nutze, ist rechtlich nicht zulässig, teilte Oberbürgermeister Klaus Jensen nach einer Prüfung durch das städtische Rechtsamt und in Absprache mit anderen Städten, die ebenfalls Sondergebühren erheben wollten, mit.

Und auch eine andere Idee, mit der die Trierer Kommunalpolitiker Google ausbremsen wollten, wird wohl nicht fruchten: Um mit seinen speziellen Kamera-Autos die Fußgänger-Zone abzufotografieren, würde Google eine Sondergenehmigung der Stadtverwaltung benötigen. Denn die Fußgängerzone ist für Autos generell gesperrt. „Deswegen haben wir bislang auch in keiner deutschen Stadt Aufnahmen von Fußgängerzonen gemacht“, erklärt Google-Sprecher Stefan Keuchel auf TV-Anfrage. Doch selbst wenn die Städte Google die Kamera-Fahrt durch ihre Fußgängerzonen verwehren würden: „Wir haben bereits ein spezielles Fahrrad, ein so genanntes Trike, entwickelt, an das unsere Kameras angebracht werden können“, kündigt Google-Sprecher Keuchel an. Fahrräder seien in Fußgängerzonen nicht verboten. Ob und wann das Kamera-Fahrrad in welcher Fußgängerzone zum Einsatz komme, stehe allerdings noch nicht fest.

Das Formular, mit dem Anwohner die Unkenntlichmachung ihrer Häuser bei Google beantragen können, kann auch auf der Homepage der Stadt Trier heruntergeladen werden. Von Mai bis Juli wurde die entsprechende Seite bereits rund 350 Mal aufgerufen.

Im November will Google seinen Street-View-Dienst in Deutschland mit Bildern aus 20 Städten zwischen Hamburg und München starten. Ab nächster Woche können die Bewohner der Städte - Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal - unter www.google.de/streetview beantragen, dass ihre Häuser vor der Online-Veröffentlichung unkenntlich gemacht werden. Das Bild des entsprechenden Hauses wird dann mit einer „Blurring“-Technik unkenntlich gemacht, so dass es nur noch schemenhaft zu sehen ist. Gesichter und KFZ-Kennzeichen sollen laut Google automatisch unkenntlich gemacht werden.

Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar kritisierte die Einführung des Internet-Dienstes als überstürzt. „Die Leute wissen gar nicht, was sie da erwartet“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Daher sei es nicht sinnvoll, die Zeit für Widersprüche vor Einführung des Kartendienstes so knapp zu befristen. Auch gebe es keine klare Leitlinie für den Umgang mit den Daten von Widerspruchsführern. Der für Google zuständige Datenschutzbeauftragte kritisierte zudem, dass bislang keine telefonische Hotline von Google für Anfragen von Bürgern geplant sei.

Die Entwicklung des Online-Werkzeugs für das Einlegen von Widersprüchen sei eng mit dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Caspar abgestimmt worden, sagte der Google-Beauftragte für den Datenschutz in Deutschland, Per Meyerdierks. „Die Zusammenarbeit läuft aus meiner Sicht sehr gut.“

Die Bearbeitung der Widersprüche werde einige Wochen in Anspruch nehmen, sagte Google-Sprecherin Lena Wagner. Danach werde das Angebot online gestellt. „Wir hoffen, dass dies im November der Fall sein wird.“

Mit einer Anzeigenkampagne will Google für das neue Angebot werben und dabei auch auf die Datenschutzbedenken eingehen. Den Nutzen von Street View sieht das Unternehmen in der „Möglichkeit, vor Ort zu sein, als wäre man dort“. Dies sei bei der Planung eines Umzugs ebenso interessant wie bei für touristische Zwecke. „Es ist die Vision von Google, das Internet auf eine Karte zu bringen“, sagte der zuständige Google-Produktmanager Raphael Leiteritz.

Google hat Street View 2007 zuerst in den USA gestartet. Das erste europäische Land mit diesem in Google Maps integrierten Dienst war Frankreich. Deutschland wird nun weltweit das 24. Land, in dem dieses Angebot eingeführt wird.

Schon früh haben die Pläne für Street View zu heftiger Kritik geführt. Einzelne Bürger wie kommunale Entscheidungsträger fürchteten, das Angebot könnte für kriminelle Zwecke wie den Einbruch in Häuser missbraucht werden. Die Kritik wurde noch lauter, nachdem im Mai bekannt geworden war, dass bei den Kamerafahrten für Street View auch Daten aus offenen Funknetzen miterfasst und von Google gespeichert wurden.

In Gesprächen mit Datenschützern hat Google versprochen, bei der Einführung von Street View 13 Punkte einzuhalten. Die Zusicherungen gehen über die Praxis von Street View in anderen Ländern hinaus. Caspar sagte dazu: „Diese Zusage ist kein großzügiges Entgegenkommen, sondern eine von Google übernommene Rechtspflicht.“

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