Serie „Landmarken“, Teil 13 Ein Mann aus Genua wird als deutscher Befreier gefeiert

Wasserliesch · Serie „Landmarken“: Das Granadenkmal in Wasserliesch im Kreis Trier-Saarburg erinnert an die Schlacht an der Konzer Brücke im Jahr 1675.

Serie „Landmarken“: Grana-Denkmal in Wasserliesch
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Foto: TV/Martin Recktenwald

Als vergangenes Jahr vorübergehend wieder Grenzen in Europa geschlossen wurden, ging so manchen erst die tatsächliche Bedeutung eines partnerschaftlichen Miteinanders unter Nachbarn auf. In früheren Zeiten setzten die Herrschenden hingegen häufig auf gewaltsame Methoden. An einen dieser Kriege erinnert das Grana­denkmal auf einer ebenfalls nach dem genuesischen General benannten Anhöhe im Süden von Wasserliesch (Landkreis Trier-Saarburg).

Das 17. Jahrhundert war in Mittel­europa wahrlich keine gute Zeit für Liebhaber des Friedens. In der Region Trier ging es auch nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) nahezu nahtlos mit bewaffneten Konflikten weiter. Einer davon wurde durch Überfälle der Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. ausgelöst, die 1673 die Gegend besetzten. Zwei Jahre später lief der Gegenschlag einer Armee des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Während der Kämpfe zur Befreiung Triers kam es am 11. August 1675 an der Saarmündung zur Schlacht. Bei der als „Schlacht bei der Conzer Brück“ in die Geschichtsbücher eingegangenen Auseinandersetzung standen sich Soldaten der Herzöge Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, Ernst August von Braunschweig-Lüneburg, Fürstbischof von Osnabrück, und Karl von Lothringen sowie französische Truppen unter Marschall François de Bône de Créqui gegenüber.

 Eine der Seitenflächen mit Inschrift.

Eine der Seitenflächen mit Inschrift.

Foto: TV/Martin Recktenwald

Die entscheidende Rolle für den Sieg der Kaiserlichen spielte nach historischer Berichterstattung deren rechter Flügel. Diese Soldaten auf einer Seite der Schlachtformation kommandierte der aus Genua (Italien) stammende Generalmajor Otto Heinrich Marchese de Savone Caretto de Grana. Sie hatten auf dem später Grana­höhe genannten Hügel Stellung bezogen und konnten von dort aus besonders wirksam in das Geschehen eingreifen. Von den 15 000 Männern unter französischem Banner kamen 2000 bei der Schlacht ums Leben, weitere 1500 gerieten in Gefangenschaft. Die Gefallenen sollen oberhalb der Grana­höhe auf der Terrasse des Berghangs im Distrikt „Auf der Kerrich­hof“ beigesetzt worden sein. Auf dem später landwirtschaftlich genutzten Schlachtfeld fanden Bauern bis ins 20. Jahrhundert immer wieder Reste von Waffen und anderem Kriegsgerät.

 Zu Füßen des Denkmals hat die Natur bereits begonnen, den Bereich zurück zu erobern.

Zu Füßen des Denkmals hat die Natur bereits begonnen, den Bereich zurück zu erobern.

Foto: TV/Martin Recktenwald

Nach heutigen Moralmaßstäben würde man auf deutschem Boden mit einem Denkmal vermutlich an die Toten erinnern. Die Zeitgenossen des Jahres 1892 hatten einen anderen Fokus. Für sie stand der Sieg des Generals Grana im Vordergrund, wie die Inschriften auf der Säule zeigen. Sie wurden auf allen vier Seiten eingemeißelt und lesen sich entgegen dem Uhrzeigersinn.

Seite eins: „Zur Erinnerung an die Schlacht an der Conzer Brücke“; „Am 11. August 1675 erfochten hier deutsche Truppen, Kaiserliche, Lothringer, Lüneburger Münsterländer, Osnabrücker, Trierer unter Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg über die Franzosen unter Marschall de Crequi einen glänzenden Sieg“; „Bleibt Deutsche einträchtig! So bleibt ihr mächtig!“ Die hier beschworene Einheit der deutschen Nation gegen Frankreich passt wohl eher in die wilhelminische Kaiserzeit, in der das Denkmal entstand. 1675 konnte von einer Nation im modernen Verständnis keine Rede sein, selbst wenn das damalige Kaiserreich mit dem Namenszusatz „Deutscher Nation“ so etwas vielleicht vermuten lässt.

 Eine Infotafel skizziert die Hintergründe der Schlacht.

Eine Infotafel skizziert die Hintergründe der Schlacht.

Foto: TV/Martin Recktenwald

Auf der zweiten Seite des Denkmals geht es im gleichen Duktus weiter: „Bald nach dieser Schlacht wurde Trier der Gewalt der Franzosen entrissen und der durch deutsche Gesinnung ausgezeichnete Kurfürst Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen zog wieder in seine Hauptstadt ein“. Auf Seite drei heißt es: „Von dieser Höhe setzte der kaiserliche General Grana den Angriff des rechten Flügels an, der die Niederlage der Feinde nach dreistündigem Kampf entschied“. Seite vier nennt das Datum: „Errichtet 1892“.

Die hier als Befreiung geschilderte Schlacht war in ihrer Wirkung nicht besonders nachhaltig: Schon 1684 besetzten erneut französische Truppen die Region.

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