Interview Matthias Schwalbach „Gute Arbeit braucht eben ihre Zeit“

Trier · Der Geschäftsführer Wirtschaftsförderung bei der Handwerkskammer Trier erklärt, warum Kunden derzeit länger warten müssen.

 Dem Handwerk fehlt es an Fachkräften  deshalb kann es etwas dauern, bis ein Arbeitsauftrag professionell ausgeführt ist.

Dem Handwerk fehlt es an Fachkräften deshalb kann es etwas dauern, bis ein Arbeitsauftrag professionell ausgeführt ist.

Foto: picture alliance / dpa/Sven Hoppe

Schnell mal die Terrasse ausbessern lassen oder das defekte Garagendach reparieren lassen – schnell geht bei vielen Handwerkern derzeit nichts. Zumindest wenn es sich nicht um Notfälle wie kaputte Heizungen oder tropfende Wasserhähne handelt. Kunden brauchen zum Teil viel Geduld, wenn sie Handwerker suchen. Woran das liegt und was getan werden muss, um das zu ändern, erklärt Matthias Schwalbach, Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Wirtschaftsförderung bei der Trierer Handwerkskammer. Die Fragen stellte unser Redakteur Bernd Wientjes.

Wie lange sind die durchschnittlichen Wartezeiten bei der Beauftragung eines Handwerkers?

MATTHIAS SCHWALBACH Je nachdem, um welchen Auftrag und um welches Gewerk es sich handelt, sind die Wartezeiten sehr unterschiedlich. Im Durchschnitt müssen die Kunden etwa neun Wochen warten, bis ein Auftrag ausgeführt wird. Gute Arbeit braucht eben ihre Zeit. Notfälle werden aber meistens direkt bearbeitet. So muss zum Beispiel niemand zu Hause wegen einer kaputten Heizung im Kalten sitzen.

   Matthias Schwalbach (HWK Trier).

Matthias Schwalbach (HWK Trier).

Foto: s_wirt <s_wirt@volksfreund.de> - Willy Speicher

Betrifft das private Auftraggeber im gleichen Maße wie öffentliche Auftraggeber?

SCHWALBACH Ja. Beide Kundengruppen müssen im Einzelfall auf den Handwerker etwas warten. Sie können aber damit rechnen, in akzeptabler Zeit gut bedient zu werden. Wenn das Dach undicht ist und es hereinregnet, ist der Handwerker zur Stelle – egal ob es sich beim Kunden um eine Schule oder um einen Privathaushalt handelt.

Woran liegen die langen Wartezeiten?

SCHWALBACH Die Wartezeiten liegen in erster Linie am Fachkräftemangel. Die Unternehmen würden gerne viel mehr Lehrlinge, Gesellen und Meister einstellen. Aber der Arbeitsmarkt ist leer gefegt. Das bedeutet aber auch, dass junge Menschen und qualifizierte Fachkräfte beste Chancen haben, im Handwerk Karriere zu machen. Gute Handwerker werden immer gebraucht.

Wie lauten Ihre Forderungen, damit sich die Lage ändert?

SCHWALBACH Gemeinsam mit der Politik müssen wir die Attraktivität des Handwerks stärker herausstellen und mit der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung Ernst machen. Wir sind dabei, in den Schulen, den Elternhäusern und der breiten Öffentlichkeit noch stärker die Trommel für das Handwerk zu rühren und zu zeigen, dass es modern und trendy ist. Dass es bereits in jungen Jahren hervorragende Aufstiegsmöglichkeiten bietet. Dass in einem Alter, in dem andere erst aus der Uni kommen, viele selbstständige Handwerksmeister gutes Geld verdienen. Diese Botschaften gilt es in den Köpfen zu verankern! Dazu nutzen wir verstärkt auch die persönliche Ansprache, etwa auf Messen für die Berufsorientierung. Außerdem gehen wir aktiv auf neue Zielgruppen zu, beispielsweise auf Flüchtlinge und Studienabbrecher. Auch möchten wir verstärkt Mädchen für eine Ausbildung im Handwerk gewinnen. Nicht zuletzt bieten wir in unseren Werkstätten Schnupperpraktika zur Berufsorientierung an – neuerdings auch für Schülerinnen und Schüler von Gymnasien.

Der oft gemachte Vorwurf lautet, Handwerker seien aufgrund gut gefüllter Auftragsbücher nur auf die großen Aufträge aus. Stimmt das?

SCHWALBACH Nein. Sich nur die Rosinen herauszupicken, wäre kurzsichtig. Die Handwerker wissen das. Kleine Aufträge sind ebenfalls interessant und lassen sich organisatorisch oft gut einschieben. Auch dadurch lassen sich Neukunden gewinnen. Das Handwerk lebt ja vor allen Dingen von Stammkunden. Und die gilt es langfristig zufriedenzustellen und an das Unternehmen zu binden.

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die sogenannten Hausmeisterdienste, die sich für haushaltsnahe Dienstleistungen aller Art anbieten?

SCHWALBACH Alle bei der Handwerkskammer eingetragenen Betriebe bemühen sich, Kapazitäten zu schaffen und den Kunden zu bedienen – ob Hausmeisterdienst oder Fachbetrieb.  

Was raten Sie betroffenen Kunden, die zum Teil Monate auf einen Handwerker warten müssen?

SCHWALBACH Sprechen Sie mit Ihrem Handwerker! Er freut sich auf Ihren Anruf und wird versuchen, gemeinsam mit Ihnen eine gute Lösung zu finden. Handwerker sind auch über die Innungen sehr gut miteinander vernetzt, so dass sie sich bei Engpässen gegenseitig unterstützen. Damit ist dann auch dem Kunden geholfen.

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