Kriminalität Häftling verletzt Aufseher im Wittlicher Gefängnis mit Einmalrasierer-Klinge (Update)

Wittlich · Ein 21-jähriger Häftling hat am vergangenen Samstag im Wittlicher Gefängnis einen Vollzugsbeamten angegriffen und mit einer Rasierklinge in den Hals geschnitten. Der Beamte wurde verletzt.

 Symbolbild dpa

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Foto: dpa/Peter Steffen

Der Vollzugsbeamte im Wittlicher Gefängnis hatte keine Chance: Plötzlich hatte ihn ein 21-jähriger Häftling auf dem Weg zum Hofgang im Treppenhaus von hinten angegriffen und ihm mit einer Rasierklinge an der linken Halsseite eine zehn Zentimeter lange Schnittwunde zugefügt. Die Klinge hatte der Häftling, ein deutscher Staatsangehöriger, zuvor aus einem Einwegrasierer ausgebaut. Trotz der Verletzung konnte der Beamte den Angreifer, der seit dem 18. Juli als Untersuchungshäftling in Wittlich untergebracht ist, überwinden und fesseln. Ereignet hat sich der laut Winfried Conrad, Landeschef der Gewerkschaft Strafvollzug, „erschreckende und massive Angriff“ am vergangenen Samstag – zwei Tage nachdem der 21-Jährige, gegen den wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung ermittelt wird, von der Jugendstrafanstalt in die psychiatrische Abteilung der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich verlegt worden war. Laut Trierer Staatsanwaltschaft wurde der Beamte durch den Angriff verletzt. Noch am gleichen Tag sei er aus dem Krankenhaus entlassen worden. Es gehe ihm den Umständen entsprechend, sagte Conrad auf Anfrage unserer Zeitung. Es müsse aber abgewartet werden, wie er mit der Tat umgehe. „So etwas steckt man nicht einfach weg.“

Die Zahl der Gewalttaten und Angriffe in Gefängnissen habe deutlich zugenommen, sagte Conrad. Vor allem ausländische Gefangene zeigten immer weniger Respekt vor den Beamten, so der Gewerkschafter. Seit längerem fordert er, dass seine Kollegen in den Gefängnissen genau wie die Polizei auch Elektroschockpistolen – sogenannte Taser – einsetzen dürfen, um sich gegen Angreifer zu wehren. Das Land lehnt das aber ab. Die vorhandenen Einsatzmittel der Beamten, wie etwa Schlagstöcke oder Pfefferspray, reichten aus, sagte Justizminister Herbert Mertin (FDP) im Landtag. Gefährliche Gegenstände im Gefängnis seien die Ausnahme. Dass Gefangene zwecks Körperhygiene Einwegrasierer erhielten, sei allerdings üblich, sagte ein Sprecher des Justizministeriums. Das bestätigt auch Winfried Conrad: „Irgendwie müssen sich die Häftlinge ja rasieren.“ Nach dem Vorfall soll laut Ministerium nun allerdings überprüft werden, ob es Alternativen zu den Rasierern gibt. Laut Ministeriumssprecher hat es in diesem Jahr bereits zehn Fälle von Gewalt gegen Vollzugsbeamte in rheinland-pfälzischen Gefängnissen gegeben. Im vergangenen Jahr waren es 27, im Jahr davor 42.

Es ist nicht das erste Mal, dass Vollzugsbeamte in der JVA Wittlich von Gefangenen angegriffen wurden. Im vergangenen Jahr hat ein Häftling vier Beamte mit Schlägen, Tritten und Bissen verletzt. Er war erst ein paar Tage zuvor aus dem Zweibrücker Gefängnisverlegt worden, weil er dort eine Beamtin mit heißem Teewasser verbrüht hatte. Im vergangenen Jahr wies das Landgericht Trier einen 26-Jährigen in die geschlossene Psychiatrie ein, nachdem er mehrmals Beamte im Wittlicher Gefängnis angegriffen hatte. Zuletzt hatte er sein Bett in der Zelle angezündet und anschließend die herbeigeeilten Beamten attackiert – mit einer Stichwaffe, die er sich selbst aus einer Zahnbürste und einer Rasierklinge gebastelt hatte.

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