Landwirtschaft Trumps Rindfleisch schmeckt Eifeler Bauern nicht

Trier · Die regionalen Landwirte sind sauer, weil hiesige Politiker angeblich zu wenig für ihre Produkte werben. Stimmt das?

 Eifeler Rindvieh muss sich verstärkt der tierischen Konkurrenz aus den USA stellen.

Eifeler Rindvieh muss sich verstärkt der tierischen Konkurrenz aus den USA stellen.

Foto: TV/Friedemann Vetter

Die regionalen Rindfleischbauern haben scharfe Kritik am Handelsabkommen zwischen der EU und den USA geäußert. Statt sich für den Schutz heimischer Produkte einzusetzen, machten deutsche Politiker Zugeständnisse zu Lasten der deutschen Landwirte und schraubten die Auflagen immer weiter in die Höhe, kritisiert der Vizepräsident des Bauernverbands Rheinland-Nassau, Manfred Zelder. Der Wittlicher Landwirt ist auch Vorsitzender der Eifel-Rindfleisch-Absatzgemeinschaft (Erag).

Die im Eifelort Idenheim ansässige Erag vermarktet für ihre 1600 Mitglieder jährlich rund 10 000 Schlachtrinder. Die Rinder gehen nach Angaben der  Absatzgemeinschaft überwiegend an rheinland-pfälzische und nordrhein-westfälische Schlachtbetriebe. Zelder sagt, dass die Haltungsbedingungen für Nutztiere nirgendwo in der Welt besser seien als in Deutschland. „Es gibt keine landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion, die so nachhaltig ist wie die unsere“, sagt Zelder und verweist auf „äußerst fragwürdige Bedingungen“, unter denen Rinder in den USA oder Südamerika gehalten werden.

Anfand des Monats hatte der amerikanische Präsident Donald Trump ein Handelsabkommen mit der EU unterzeichnet. Ein Bestandteil ist, dass Rindfleischproduzenten aus den USA künftig einen besseren Zugang zum Markt der Europäischen Union bekommen. Die EU-Kommission hatte schon vor einiger Zeit angekündigt, dass in Zukunft große Teile des Einfuhrkontingents an Rindfleisch von jährlich 45 000 Tonnen für amerikanische Anbieter reserviert seien. Dies sei ein „bedeutender Erfolg“ für amerikanische Landwirte und europäische Verbraucher, jubelte Trump.

Die deutschen Bauernverbände verweisen darauf, dass einheimische Tierhalter zugunsten von Billigimporten aus Übersee ruiniert würden. Wenn Tausende Tonnen Fleisch über Tausende Kilometer transportiert würden, spiele Umwelt- und Klimaschutz auf einmal keine Rolle mehr, empört sich auch Erag-Chef Manfred Zelder.

Um die Sorgen der Landwirte weiß auch der zuständige rheinland-pfälzische Minister Volker Wissing. In der Brust des Liberalen schlagen in Sachen Handelsabkommen aber zwei Herzen: „Als Wirtschaftsminister stehe ich zum Freihandel und bin ein unbedingter Verfechter von Freihandelsabkommen“, sagte Wissing unserer Zeitung. Und als Landwirtschaftsminister wolle er diese Abkommen aber so gestalten, „dass Landwirtschaft und Weinbau in unserem Land keinem unfairen Wettbewerb ausgesetzt sind“.

Der stellvertretende Ministerpräsident sagt, dass die in Rheinland-Pfalz oft familiengeführten Betriebe derzeit vor vielen Herausforderungen stünden. Die Ernährungsgewohnheiten wandelten sich, Anforderungen an Umweltschutz und Tierwohl stiegen, während die Betriebe durch die Folgen des Klimawandels, bürokratische Anforderungen und nicht immer kostendeckende Erzeugerpreise stark belastet würden. „Wir dürfen den Betrieben nicht immer mehr abverlangen, ohne sie dafür auch fair zu entlohnen“, so Volker Wissing wörtlich.

Laut Bauernverbands-Vize Manfred Zelder schaut das Gros der Verbraucher beim Fleischkauf nach wie vor auf den Preis. Und der sei beim Rindfleisch im Keller. Pro Kilogramm Schlachtgewicht bekämen die Bauern für mittlere Qualität derzeit 3,30 Euro. „Wir haben schon 4,20 Euro pro Kilogramm bekommen“, sagt Zelder. Die Differenz habe eben auch mit den Importen zutun. „Warum hört man da nichts von den Politikern, die doch sonst so besorgt um unser Klima und unser Wohlergehen sind?“, fragt sich der Wittlicher Landwirt.

Minister Wissing sagt, die Verbraucher müssten durch eine entsprechende Kennzeichnung nachvollziehen können, woher ein Produkt komme. Deshalb fordere er von der Bundesregierung eine verbindliche Tierwohl-Kennzeichnung und keine weitere freiwillige Lösung.

Erst vor wenigen Wochen hatte Wissings  Parteifreundin, die Hunsrücker FDP-Bundestagsabgeordnete Carina Konrad, für scharfe Proteste nicht nur von Landwirten gesorgt, als sie übers Internet ein Foto der Speisekarte eines Bundestags-Restaurants verbreitete. Dort finden sich zwar französische Ente, irisches Lamm, argentinisches Rind, norwegischer Lachs oder polnische Pfifferlinge, aber kaum Produkte aus Deutschland. „Ein Armutszeugnis“, kommentierte die gelernte Landwirtin Konrad und forderte, der Bundestag möge doch seine Vorbildfunktion ernstnehmen und sowohl saisonal als auch regional einkaufen.

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