Datenschützer zufrieden, Gesundheitsamtschef skeptisch Handy-App warnt jetzt vor Corona

Trier · Millionen Deutsche nutzen bereits die neue Corona-Warn-App. Der Trierer Gesundheitsamtschef sieht den Nutzen jedoch skeptisch.

Handy-App warnt vor Corona
Foto: Rainer Neubert

Wenn man sich 15 Minuten und länger in unmittelbarer Nähe zu einer mit dem Sars-Cov-2-Virus infizierten Person aufgehalten hat, dann zeigt die auf dem Smartphone installierte App, dass ein Infektionsrisiko besteht. Voraussetzung dafür ist, dass beide Personen die seit Dienstag zur Verfügung stehende App nutzen und dass derjenige, bei dem das Virus nachgewiesen wurde, das auch im Smartphone eingegeben hat. Eine Verpflichtung, einen positiven Corona-Test  der App mitzuteilen, gibt es nicht. Auch besteht keine Pflicht, wenn die App ein erhöhtes Infektionsrisiko anzeigt, sich testen zu lassen oder sich in Quarantäne zu begeben. Die Nutzung der Anwendung ist freiwillig.

Trotzdem setzen die Bundesregierung und das für die Gesundheitsüberwachung zuständige Robert-Koch-Institut große Hoffnung in die Anwendung. Je mehr Menschen diese nutzten, umso größer seien die Chancen, die Ausbreitung der Epidemie zu stoppen. Laut einer Studie müssten dazu aber mindestens 60 Prozent der Bevölkerung die App auf ihrem Handy haben. Bis Dienstagmittag hatten das bereits weit über eine Million Nutzer getan. Besitzer älterer Handys haben jedoch Probleme, die App herunterzuladen, weil das Betriebssystem veraltet ist. Auch sollte man bei der Suche nach der Warn-App (je nach Betriebssystem seines Smartphones muss man den Google Play Store für das Android-System oder den Apple App Store für I-Phone-Nutzer) aufpassen. Denn sucht man nur nach Corona tauchen mehrere Apps auf, einige davon dienen aber nicht der Nachverfolgung von Infektionsketten sondern eher der Sammlung von auf dem Smartphone gespeicherter Daten. Die Warn-App ist zu erkennen am Symbol mit dem blau-roten C.

Handy-App warnt vor Corona
Foto: dpa/dpa-Grafik

Doch wie sicher ist die Anwendung? Der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Dieter Kugelmann hat sein OK für die Nutzung gegeben. „Man kann sie sich guten Gewissens herunterladen.“ Die Speicherung der Daten erfolge dezentral und anonym, auch würden Standortdaten nicht registriert. „Zudem werden die Daten nach zwei Wochen gelöscht“, sagt Kugelmann. Er warnt aber davor, dass die freiwillige Nutzung der App nicht nach und nach ausgehöhlt werde: „Es darf nicht passieren, dass etwa Gaststättenbetreiber, Konzertveranstalter oder private Busunternehmer irgendwann sagen: ‚Wir akzeptieren nur Kunden und Gäste, die die App heruntergeladen haben.’“ Auch dürfe die Anwendung nicht zur Dauerlösung werden. „Wenn die Corona-Pandemie besiegt ist, sollte die App der Vergangenheit angehören.“ Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) appellierte an die Bevölkerung, sich die App herunterzuladen. „Sie ist ein Modul in den unterschiedlichen Instrumenten, um Infektionsketten unterbrechen zu können und Hinweise über Erkrankungen zu bekommen.“

Der Leiter des Gesundheitsamts Trier/Trier-Saarburg, Harald Michels, ist allerdings skeptisch, was den Nutzen der App angeht: Aufgrund der „erheblichen Datenschutzbestimmungen“ werde in vielen Fällen nicht zu ermitteln sein, wo eine mögliche Infektion stattgefunden hat. Daher werde in diesen Fällen auch keine Ermittlung des genauen Infektionsrisikos möglich sein, also ob etwa der Infizierte eine Maske getragen hat oder nicht, ob der Kontakt im Innen- oder Außenbereich stattgefunden habe.

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