AUS DEM ARCHIV: Februar 2020 Hochwälder Insolvenz-Hotel: Land und Bund fordern Millionen zurück

Trier · Das seit zwei Jahren leerstehende Familienhotel Hochwald sollte Mitte des Jahres wiedereröffnet werden. Davor beschäftigt es wegen in der Vergangenheit gezahlter Zuschüsse in Millionenhöhe die rheinland-pfälzische Politik.

 Helmut Haumann.

Helmut Haumann.

Foto: picture-alliance/ obs/GEW_RheinEnergie_AG

Das Ende vergangenen Jahres von der Haumann Beteiligungsgesellschaft ersteigerte Familienhotel Hochwald in Horath (Kreis Bernkastel-Wittlich) sorgt weiter für Schlagzeilen: Nach einer Auflistung des rheinland-pfälzischen Familienministeriums hat im Rahmen des Insolvenzverfahrens allein das Land Forderungen in Höhe von insgesamt knapp 2,8 Millionen Euro (inklusive Zinsen) angemeldet. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine große Anfrage der AfD-Fraktion hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Der Bund hat sogar noch deutlich höhere Forderungen angemeldet – samt Zinsen über 5,1 Millionen Euro. Wie groß die Chancen sind, zumindest einen Teil der Steuergelder zurückzubekommen, steht noch in den Sternen.

Der Trägerverein des vor allem als Urlaubsdomizil für Menschen mit Beeinträchtigung und Familien gedachten Hotels hatte vor drei Jahren Insolvenz angemeldet. Änderungen des Gemeinnützigkeitsrechts hätten zu hohen Steuernachzahlungen von „etlichen 100 000 Euro“ geführt, sagte seinerzeit Helmut Haumann, der langjährige ehrenamtliche Vorsitzende des Trägervereins.  „Es blieb uns nichts anderes übrig, als in die Insolvenz zu gehen.“ Helmut Hausmann ist der Vater von Gereon Haumann, der das Hotel selbst zwei Jahrzehnte führte, bis er als Präsident des rheinland-pfälzischen Gastroverbands Dehoga nach Bad Kreuznach wechselte.

Seit Dezember ist das seit der Insolvenz leerstehende einstige Vier-Sterne-Hotel mit Wellness-Landschaft wieder in Haumann-Händen. Die gleichnamige Beteiligungsgesellschaft erhielt für ein Gebot von 2,25 Millionen Euro vom Trierer Amtsgericht den Zuschlag, nachdem die beiden Hauptgläubiger – Sparkasse Mittelmosel und Verbandsgemeinde Thalfang – zugestimmt hatten (der TV berichtete mehrfach). Ein Gutachten hatte den Wert des Horather Hotels zuvor auf acht Millionen Euro taxiert.

Helmut Haumann lag nach eigenen Angaben viel daran, dass er das Haus ersteigern konnte. „Ich wollte nicht, dass das Hotel für wenige Millionen an einen Finanzhai geht“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung, „das ist unser Lebenswerk“.

Deshalb soll das Familienhotel laut Haumann künftig auch ohne offiziellen Stempel der Gemeinnützigkeit den ehemaligen Zweck erfüllen und als Erholungsort vor allem jenen dienen, „die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“. Diese Zweckbindung stehe dann zwar nicht im Grundbuch, sagt der 79-jährige Kölner, „aber ich erfülle sie“. Vor diesem Hintergrund seien auch die in den Jahren vor der Insolvenz gezahlten Zuschüsse von Bund und Land nicht verloren.

Im unserer Zeitung vorliegenden Antwortschreiben des Mainzer Familienministeriums an die AfD-Fraktion heißt es dagegen, der Verein Haus Hochwald habe es versäumt, „das Land rechtzeitig und umfassend über die Situation der Familienferienstätte Haus Hochwald zu unterrichten“. Deshalb fordere man nun diverse, für Umbau und Erweiterung gewährte Zuschüsse wieder zurück.

Helmut Haumann weist die Kritik zurück. Er könne die Vorwürfe nicht verstehen, sagt er unserer Zeitung, schließlich habe man jahrelang gegen die Aberkennung der Gemeinnützigkeit prozessiert, und die öffentlichen Zuschussgeber hätten alle Schriftstücke gekannt.

Für den neuen AfD-Landesvorsitzenden Michael Frisch wirft der Streit um das Horather Hotel Fragen auf. „Warum hat in 30 Jahren denn offenbar niemand die Nachweise kontrolliert?“, kritisiert der Trierer Landtagsabgeordnete unter Verweis auf vermeintlich etliche Millionen Euro verlorene Steuergelder. „Und muss bei derartigen Vorwürfen nicht wegen Insolvenzverschleppung ermittelt werden?“

Doch auch das Mainzer Familienministerium schreibt, dass das Land keine Kenntnis darüber habe, dass unternehmerische Entscheidungen zur Insolvenz geführt hätten. Ein wichtiger Auslöser könnten allerdings Urteile sein, in deren Folge dem Haus die Gemeinnützigkeit aberkannt worden sei. Dies habe erst die Rückforderungsansprüche von Bund und Land ausgelöst, heißt es in dem von Staatssekretärin Christiane Rohleder unterzeichneten Antwortsschreiben.

Helmut Haumann schaut derweil lieber nach vorne als zurück. Das frisch ersteigerte 160-Betten-Familienhotel soll möglichst mit Beginn der nordrhein-westfälischen Sommerferien Ende Juni wiedereröffnen; auch wenn das ein „sehr ehrgeiziges Ziel“ sei, wie er hinzufügt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort