Abriss, Renovierung, Wohlbefinden

Reinsfeld · Noch stehen nur neun Häuser in Reinsfeld leer. In 101 Gebäuden leben Menschen im Alter von mindestens 70 Jahren. Die demografische Entwicklung kommt hier mit Verzögerung - aber sie kommt. Der Ortsgemeinderat will in einem Dialog mit den Bürgern Zukunftsperspektiven entwickeln.

Reinsfeld. Das uralte Haus in der Kaulenstraße ist nicht nur baufällig, sondern bildet auch eine Engstelle im Zuge des geplanten Ausbaus dieser innerörtlichen Straße. Der Ortsgemeinderat beschloss den Abriss und Ankauf des etwa 100 Quadratmeter großen Geländes, das neu gestaltet werden soll.
Dieses Haus ist ein Symbol für den demografischen Wandel, dem sich kein Dorf entziehen kann sowie für die Dorfinnenentwicklung. "Wir werden weniger, älter und bunter", beschreibt Werner Haubrich von der Verbandsgemeindeverwaltung Hermeskeil die Entwicklung vor dem Ortsgemeinderat Reinsfeld, der auf Antrag der Offenen Wählerliste (OWL) genaue Zahlen haben wollte. Auf Verbandsgemeinde bene soll geregelt werden, wie die Ortskerne und das soziale Leben in den Dörfern gefördert werden können.
"Wir müssen eine Sensibilisierung für das Problem in den Ort tragen, auch wenn es derzeit noch nicht brisant ist", findet OWL-Fraktionsvorsitzender Paul Port. Deshalb schlägt seine Fraktion einen Bürgerworkshop vor, wie er auch schon in Züsch, Neuhütten, Grimburg, Rascheid und Geisfeld gelaufen ist. "Die Dorfinnenentwicklung hängt mit der sozialen Entwicklung und dem Zusammenhalt im Ort zusammen", darauf legt Port besonderes Gewicht. Der Workshop soll nach den Sommerferien stattfinden. "Rund 30 Teilnehmer wie in den anderen Orten sind mir für eine 2000-Einwohner-Gemeinde zu wenig", findet Gitti Rossmann von der SPD. Sie besteht auf eine gute Vorbereitung des Dialogs. Handzettel sollen verteilt und vor allem junge Mitbürger direkt angesprochen werden. Klaus Wahlen von der CDU schlägt vor, die Internetseiten Reinsfelds zur Information zu nutzen. Das Gremium will eine Arbeitsgruppe zur optimalen Vorbereitung des Workshops bilden. Mit der Übertragung der Förderung der Dorfinnenentwicklung an die VG tat sich der Rat etwas schwer. Ortsbürgermeister Rainer Spies trat zunächst für die zeitliche Begrenzung und eine Deckelung des Betrages auf 60 000 Euro ein. OWL-Mann Port will lieber erst die Entwicklung abwarten. Gitti Rossmann befürchtete gar die Abgabe der gesamten Verantwortung zur Dorfinnenentwicklung an die nächsthöhere Verwaltungsebene.
"Vitalisierung von Leerständen, Abriss, Neubau im ortstypischen Stil mit einer maximalen Förderung von 5000 Euro pro Projekt ist vom VG-Rat beschlossen", erinnerte Werner Haubrich und versicherte: "Es geht nur um die Förderung. Wir nehmen den Gemeinden nicht die Entscheidung über die Dorfentwicklung ab." Von der finanziellen Deckelung verabschiedete sich der Rat schließlich und votierte einstimmig für die Wahrnehmung der Förderrechte durch die VG, mit Ausnahme von Peter Kunz (SPD), der sich gerade deshalb enthielt.
Extra

Den Zenit hat Reinsfeld mit 2342 Einwohnern im Jahre 2004 überschritten. Seitdem werden die Reinsfelder immer weniger. Ende 2011 waren es noch 2287, davon laut Statistischem Landesamt, 15,7 Prozent im Alter von 65 bis 80 Jahren. Neun Häuser (ein Prozent) stehen derzeit leer. In 101 Gebäuden (13 Prozent) leben Menschen, die 70 Jahre und älter sind. In der gesamten Verbandsgemeinde Hermeskeil gibt es 3,6 Prozent Leerstände und 14,9 Prozent Gebäude mit Bewohnern über 70 Jahre. doth

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