Ärztehaus in Zerf rückt in greifbare Nähe

Zerf · Drei von vier Ärzten in Zerf werden in absehbarer Zeit ihre Praxen aus Altersgründen aufgeben. Damit die Bürger dennoch auch langfristig versorgt sind, arbeitet die Verbandsgemeinde Kell an der Einrichtung eines Zentrums mit fest angestellten Ärzten. Die Ortsgemeinde Zerf will die Pläne nun unterstützen. In den nächsten Wochen könnte Bewegung in die Sache kommen.

Zerf. Momentan ist der Ärztemangel in der Verbandsgemeinde Kell noch nicht spürbar. In Kell und Zerf gibt es Hausärzte, in Schillingen haben sich im vergangenen Jahr zwei neue Mediziner niedergelassen. Doch in ein paar Jahren könnte das schon ganz anders aussehen. In Zerf etwa stehen drei der vier Ärzte kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter.

Deshalb wird das Thema gesundheitliche Versorgung schon seit geraumer Zeit in den Dörfern diskutiert. Nach der Ortsgemeinde Kell hat sich nun auch Zerf dafür ausgesprochen, die Pläne für die Einrichtung eines sogenannten Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) voranzutreiben. Die CDU-Fraktion hatte kurzfristig beantragt, das Thema auf die öffentliche Tagesordnung zu setzen, damit die ärztliche Versorgungssituation "zeitnah gelöst" werden könne.

Der Rat beschloss mehrheitlich (zehn Jastimmen), dass die Einrichtung eines MVZ "zum jetzigen Zeitpunkt die sinnvollste Lösung" sei, um dem drohenden Ärztemangel zu begegnen. Die zwei Neinstimmen und vier Enthaltungen resultierten aus einer Uneinigkeit über die Formulierung des Beschlusses - nämlich der Frage, ob das MVZ "sinnvoll" oder "am sinnvollsten" sei. In der vorangegangenen Diskussion stellte SPD-Ratsmitglied Günter Dexheimer fest: "Wir können als Ortsgemeinderat kein MVZ beschließen. Ich will aber auch nicht schuld sein, wenn wir demnächst ohne Ärzte dastehen." Stefan Schmitt (CDU) warnte vor einem "Ärztevakuum", bei dem Patienten in andere Orte ausweichen müssten.

Eine Alternative zum MVZ wäre der Bau oder die Einrichtung eines Ärztehauses mit freiberuflich tätigen Medizinern in einer Gemeinschaftspraxis.
Vor einer Praxisgründung auf dem Land schrecken jedoch gerade jüngere Ärzte zurück, weil sie das finanzielle Risiko scheuen. Bei einem Medizinischen Versorgungszentrum übernimmt idealerweise ein Krankenhaus die Trägerschaft, richtet die Praxis ein und stellt die dort tätigen Mediziner fest an. So wird versucht, jungen Ärzten die Arbeit auf dem Land attraktiver zu machen.

Für die MVZ-Lösung engagieren sich auch die vier in Zerf ansässigen Ärzte Barbara Adenauer, Klaus Roth, Volker Hartmann und Gerhard Nieswandt. Im Oktober hatten sie Vorschläge für die Schaffung eines MVZ in Trägerschaft des Saarburger Kreiskrankenhauses öffentlich vorgestellt (der TV berichtete). Die Saarburger Klinik betreibt bereits ein MVZ in Konz und eines in Saarburg, dort gemeinsam mit dem Trierer Brüderkrankenhaus. In Zerf stünde bereits ein Investor für die benötigte Immobilie bereit, informierten die Ärzte damals. Er habe signalisiert, die ehemalige Gaststätte Schneider umzubauen und kostengünstig zu vermieten.

Die Ortsgemeinde dagegen favorisiert einen Neubau, der mit Hilfe der Spende einer engagierten Bürgerin finanziert werden soll.
"Der Ortsbürgermeister hofft wohl noch ein wenig darauf, Nachfolger zu finden, die dieses Ärztehaus als Freiberufler betreiben", sagt Mediziner Volker Hartmann auf TV-Anfrage. Doch das halte er für aussichtslos. Die Bewerber, die sich bislang gemeldet hätten, suchten alle nach einem Angestelltenverhältnis, sagt Hartmann, der seine Praxis gemeinsam mit Klaus Roth betreibt. Roth wolle sich bald zur Ruhe setzen, Gleiches gelte in absehbarer Zeit für die Kollegen. "Ich wäre dann als Einziger übrig."

Auch deshalb drängten er und seine Kollegen auf einen baldigen Start des MVZ, spätestens Mitte 2017.
"Dann könnten mich die älteren Kollegen zumindest in der Anfangsphase noch unterstützen."Klinik prüft Wirtschaftlichkeit



Das MVZ favorisiert auch die Verbandsgemeinde Kell am See - und zwar ortsübergreifend an den Standorten Zerf und Kell. In Kell können dafür die vorhandenen Praxisräume genutzt werden.
VG-Bürgermeister Martin Alten erklärte im Zerfer Rat, dass das Saarburger Krankenhaus eine laufende "Wirtschaftlichkeitsprüfung" bis Mitte Februar abschließen wolle.
Diese könne dann "als Grundlage für Beratungen in den Kreisgremien" dienen. Die Entscheidung dort solle Ende März fallen.
Der Beschluss aus Zerf sei deshalb ein "wichtiges Signal, dass die Ortsgemeinden hinter dem Projekt MVZ stehen".
Dem stimmt auch Volker Hartmann zu: "So dicht dran waren wir noch nie."
Bis zur Entscheidung des Kreises müssten die Zerfer dann aber auch ihr Konzept für den Ärztehaus-Neubau vorlegen, damit das Projekt wirklich vorankomme.

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