Bei Bilstein brummt es wieder

Mandern · Gute Aussichten für den wichtigsten Arbeitgeber im Hochwald: Das zum ThyssenKrupp-Konzern gehörende Bilstein-Werk in Mandern hat einen neuen Großauftrag gewonnen und produziert künftig auch für BMW Stoßdämpfer. Auf dem Werksgelände wird deshalb eine neue Halle gebaut, und allein dieses Jahr werden am Standort 18 Millionen Euro investiert. Auch ist die Zahl der Beschäftigten stark gestiegen.

 Prüfender Blick: Wolfgang Michels begutachtet einen Stoßdämpfer, der im Manderner Bilstein-Werk produziert und später in ein Fahrzeug der Marke Landrover eingebaut wird. TV-Foto: Axel Munsteiner

Prüfender Blick: Wolfgang Michels begutachtet einen Stoßdämpfer, der im Manderner Bilstein-Werk produziert und später in ein Fahrzeug der Marke Landrover eingebaut wird. TV-Foto: Axel Munsteiner

In seiner nunmehr 58-jährigen Geschichte hat das Manderner Bilstein-Werk schon viele Höhen und Tiefen erlebt. So geriet auch der Stoßdämpferhersteller aus dem Hochwald - wie die meisten Betriebe aus der Automobilbranche - 2008/2009 in die Konjunkturkrise. Doch diese schlechten Zeiten sind inzwischen Vergangenheit. Im Gegenteil: Bei Bilstein läuft die Produktion der Fahrwerke aktuell so auf Hochtouren, dass der Platz im Werk nicht mehr ausreicht.Große Investition


Die Kundenliste, für die in Mandern Stoßdämpfer hergestellt werden, liest sich bereits seit längerem wie ein "Who is Who" der internationalen Automobilindustrie. So sind diverse Modelle von Porsche und Jaguar oder die Mercedes S-Klasse mit Stoßdämpfern von Bilstein unterwegs.

Bereits 2013 kam ein "Meilenstein" dazu, so Werkleiter Jan Quast: der Auftrag, in Mandern auch die Fahrwerke für die neue Mercedes C- und für die E-Klasse zu produzieren.
Damit aber nicht genug: Künftig will auch BMW seine 5er- und 7er-Reihe mit Stoßdämpfern "made im Hochwald" ausrüsten.

Insbesondere wegen dieses Auftrags stehen nun in Mandern kräftige Investitionen an. Erstmals seit 1986 wird auf dem Werksgelände wieder eine neue, 2400 Quadratmeter große Halle errichtet. Die Bauarbeiten haben vorige Woche begonnen. Die Fertigstellung ist schon im Mai geplant. "Bisher war die Vorfertigung der Stoßdämpferrohre in mehreren Hallen verteilt. Wir ziehen dies nun im Neubau zusammen und schaffen Platz, um den BMW-Auftrag im Werk zu platzieren", sagt Quast.

Insgesamt steckt ThyssenKrupp allein dieses Jahr rund 18 Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung des Manderner Bilstein-Werks. Weitere zehn Millionen Euro sollen 2015/2016 folgen, so Quast.
"Das zeigt das Vertrauen des Konzerns in diesen Standort", betont der Werkleiter, der in den "nächsten fünf bis zehn Jahren von einer vollen Auslastung" ausgeht.

Bisher wird in Mandern pro Jahr eine Stückzahl von etwa drei Millionen Stoßdämpfern produziert. Sie soll bis 2015 auf fünf Millionen anwachsen. Dadurch wird auch mit einer Umsatzsteigerung von 200 auf etwa 300 Millionen Euro gerechnet.

Der wichtigste Aspekt bei dieser Entwicklung ist jedoch: Beim wichtigsten Arbeitgeber im Hochwald sind viele neue Jobs entstanden. Seit September 2013 gab es laut Quast über 100 Neueinstellungen. Die Zahl der Beschäftigten liegt aktuell bei 943.

Insofern spricht auch Betriebsratschef Fritz Weber von einer "positiven Entwicklung. Wir hoffen, dass durch die neuen Aufträge die Arbeitsplätze in den nächsten Jahren gesichert sind. Sie zeigen außerdem, dass die großen Automobilhersteller Vertrauen in das Know-how der Mitarbeiter hier in Mandern haben."

Dass es beim mit Abstand wichtigsten Wirtschaftsbetrieb in der Verbandsgemeinde Kell derzeit so rund läuft, erfreut schließlich auch die führenden Kommunalpolitiker. Rathaus-Chef Werner Angsten (CDU) betont: "Wir sind stolz darauf, dass ,unser Werk' bei Weltfirmen der Autobranche ein so hervorragendes Image hat". Und Ortsbürgermeister Martin Alten (CDU) fügt hinzu: "Wenn es dem Werk gutgeht, profitiert davon unser Ort, die VG, ja sogar die ganze Region."Extra

August Bilstein gründete 1873 im westfälischen Altenvoerde ein Unternehmen, das zunächst auf die Produktion von Fensterbeschlägen mit dem werbewirksamen Namen Aubi spezialisiert war. In den 1920er Jahren folgte für das Unternehmen mit Sitz in Ennepetal der Einstieg in die Welt der Automobile - zunächst mit der Produktion von Wagenhebern. In den 1950er Jahren kam die Herstellung von Stoßdämpfern dazu. 1956 wurde das Werk in Mandern gegründet. Der damalige Firmen-Chef Hans Bilstein kannte die Hochwald-Region, weil er dort ein Rotwild-Jagdrevier gepachtet hatte. Nachdem der Firmengründer 1970 tödlich verunglückt war - er wurde vor dem Werksgelände in Ennepetal von einem Motorrad überfahren - übernahmen unterschiedliche Geschäftsführer die Leitung des Werks, bevor 1988 ein Einschnitt in der Bilstein-Geschichte folgte: Das Familienunternehmen wurde damals vom Hoesch-Konzern übernommen, der 1992 wiederum mit dem Krupp-Konzern verschmolz. 1994 arbeiteten im Manderner Werk 1258 Beschäftigte. Damals wurden aber noch Baubeschläge und Wagenheber hergestellt. Ab 1996 wurde die Fertigung von Stoßdämpfern zum Kerngeschäft in Mandern. Seit 2005 ist Bilstein ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der ThyssenKrupp Technologiesparte. Neben dem Sitz in Ennepetal sowie in Mandern gibt es noch Bilstein-Werke in Rumänien, den USA und in China. ax

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