Geschichte Verbandsgemeinde ergreift Initiative: Infozentrum für Hermeskeiler Römerlager in Planung

Hermeskeil · Das älteste römische Militärlager auf deutschem Boden liegt vor den Toren Hermeskeils. Das ist seit 2012 bekannt. Für Touristen gibt es bislang aber keine Anlaufstelle, wo sie etwas über diese bedeutende archäologische Entdeckung erfahren können. Das soll sich bald ändern.

 Studentin Lisa Koloska und Archäologen der Uni Mainz arbeiten im September 2013 an der Ausgrabungsstätte des früheren Römerlagers in Hermeskeil. Die Verbandsgemeinde möchte die außergewöhnlichen Funde und die Geschichte, die sie erzählen, auch für Touristen zugänglich machen.

Studentin Lisa Koloska und Archäologen der Uni Mainz arbeiten im September 2013 an der Ausgrabungsstätte des früheren Römerlagers in Hermeskeil. Die Verbandsgemeinde möchte die außergewöhnlichen Funde und die Geschichte, die sie erzählen, auch für Touristen zugänglich machen.

Foto: Trierischer Volksfreund/Axel Munsteiner

Was Forscher auf einer Wiese am Hermeskeiler Stadtrand entdeckt haben, ist aus archäologischer Sicht einzigartig. Ein Team der Universität Mainz machte im Frühjahr 2012 öffentlich, dass dort Spuren eines römischen Militär­lagers aus dem Gallischen Krieg um 50 vor Christus gefunden wurden. Noch immer sind die Wissenschaftler dabei, Funde zu sichern und auszuwerten. Die Entdeckung machte europaweit Schlagzeilen, weil es das erste und bislang einzige auf deutschem Boden gefundene Lager aus dieser Zeit des Feldherrn Gaius Julius Cäsar ist (siehe Info).

Schon länger gibt es in Hermeskeil Stimmen, die fordern, die Ergebnisse der Grabungen in irgendeiner Form auch Besuchern der Region zugänglich zu machen. Diese Aufgabe will nun die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil federführend in Angriff nehmen. Der Haupt- und Finanzausschuss entschied einstimmig, die „touristische Aufwertung des Römerlagers“ gemeinsam mit engagierten Partnern unter Projektträgerschaft der VG Hermeskeil anzugehen.

„Da muss endlich etwas geschehen“, sagte der VG-Beauftragte Hartmut Heck (CDU). In der Presse sei damals von sensationellen Funden in Hermeskeil berichtet worden, Ausgrabungen hätten seitdem „Hochinteressantes zu Tage gefördert“. Dies entsprechend herauszustellen, betonte Heck, sei keine lokale Angelegenheit, sondern von überregionaler Bedeutung.

Für die konkrete Planung und Umsetzung sollen verschiedene Institutionen mit ins Boot. Eine davon ist der Kulturgeschichtliche Verein Hochwald. Die Mitglieder um den Vorsitzenden Dittmar Lauer haben erste Vorstellungen davon skizziert, wie die archäologischen Ergebnisse Touristen nähergebracht werden könnten. Diese Ideen stellte Lauer im Ausschuss vor. „Wir brauchen unbedingt eine Art Infozentrum, einen Fixpunkt, wo Informationen transportiert werden können.“ Dies sei zunächst etwa mit Hilfe von Karten möglich, auf denen die Dimensionen des Lagers und Fundstellen gezeigt werden könnten. Aber auch über multimediale, virtuelle Techniken müsse man nachdenken. Eine Möglichkeit von vielen sei das Projekt „Armob“. Dabei simuliert eine App fürs Smartphone virtuell und in 3-D-Technik historische Bauten, von denen in der Realität nichts mehr zu sehen ist (TV vom 5. September).

Lauer betonte jedoch: „Ohne Gebäude wäre so etwas witzlos. Man kann die Leute nicht nur mit dem Handy über die Wiese laufen lassen.“ Wichtig sei ein Raum für Information, in dem man auch Gruppen empfangen könne. Denkbar sei eine überdachte Freifläche mit Zugang zu Toiletten, wo sich Wanderer aufhalten könnten. Das Gebäude müsse ans Wegenetz angebunden sein. Ein geeignetes Grundstück habe man schon im Blick. Der Verein, sagte Lauer zu, werde sich um die Betreuung der Besucher kümmern, ähnlich wie es am Züscher Hammer oder an der Burg Grimburg seit Jahren erfolgreich ein Förderverein übernehme. Wichtig ist dem Heimatforscher, dass die bedeutenden Erkenntnisse zum Römerlager „auf wissenschaftlicher Basis präsentiert und nicht verramscht werden“. Deshalb werde man sich genauestens mit der Grabungsleiterin Sabine Hornung abstimmen: „Sie entscheidet, was passiert. Die Wissenschaft muss das Sagen haben, nicht die Touristiker.“

Zu diesem frühen Zeitpunkt seien noch viele Fragen offen, sagte Hartmut Heck. Man müsse nun Kontakt zu wichtigen Partnern aufnehmen wie dem Landesmuseum in Trier, dem Belginum in Morbach und der Gemeinde Nonnweiler. Zum keltischen Ringwall bei Otzenhausen bestehe schließlich eine geschichtliche Verbindung (siehe Info). „Es muss ein Verbund dahinterstehen, der die Archäologie der Region wissenschaftlich darstellen will.“

Paul Gemmel (SPD) begrüßte die Initiative der VG: „Die Geschichte hat schon so lange vor sich hingeschlummert, dass sie fast entschlummert wäre. Gut, dass sie nun endlich ins Rollen kommt.“

VG-Büroleiter Werner Haubrich erinnerte daran, dass bei der Entwicklung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald bereits daran gedacht worden sei, das Thema Römer für den Raum Hermeskeil hervorzuheben. „Die finanzielle Unterstützung des Landes werden wir jetzt einfordern“, kündigte Heck an.

Archäologie-Professorin Sabine Hornung sagt auf TV-Anfrage: „Die Fundstelle hat eine solche Aufwertung verdient.“ Dort werde „ein Stück Weltgeschichte“ archäologisch greifbar. Ihr sei allerdings sehr daran gelegen, „dass alles wissenschaftlich seine Richtigkeit hat“. Sie werde das Projekt nur in enger Kooperation mit den Fachleuten der Denkmalpflege bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe anpacken. „Ohne deren Einverständnis läuft nichts.“

Die Forschungen in Hermeskeil liefen weiter, auch die Grabungen. Sie werde sich um eine weitere Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft bemühen, die das Projekt bislang finanziert hat, sagt Hornung: „In ein paar Jahren können wir hoffentlich die komplette Geschichte des Lagers erzählen.“ Zurzeit gingen die Forscher der Frage nach, was passiert sei, als die Römer damals ihr Lager im Hochwald aufschlugen. „Wir suchen nach Hinweisen auf Krisen oder kriegerische Auseinandersetzungen.“ Der VG-Beauftragte Hartmut Heck ist überzeugt, dass es gelingen wird, diese Forschungen ihrer Bedeutung angemessen in Hermeskeil zu präsentieren: „Da ist bei allen Beteiligten viel Herzblut dabei. Gemeinsam können wir ein Projekt auf die Beine stellen, das seinesgleichen sucht.“

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