Bürgerbegehren soll Zank in Züsch beenden

ZÜSCH. Den Einwohnern von Züsch steht eine Abstimmung von großer Tragweite bevor. Die Wählergruppe Heck hat in der jüngsten Sitzung den früheren Rats-Beschluss gekippt, das leer stehende Anwesen Biehl zum Bürgerhaus umzubauen. Jetzt soll das zweite Bürgerbegehren in der Geschichte der VG Hermeskeil die Entscheidung darüber bringen, ob das 710 000-Euro-Projekt verwirklicht wird oder nicht.

Ein jahrelanger Streit geht in die letzte Runde: Seit 1999 ist der geplante Umbau des Anwesens Biehl in der Hermeskeiler Straße zum neuen Bürgerhaus das Zank-Thema in Züsch. In dem ortsbildprägenden Gebäude soll unter anderem ein großer Saal für bis zu 150 Gäste entstehen, der in erster Linie für private Feiern, kulturelle Veranstaltungen und Vereinsfeste genutzt werden kann. Alt-Ortsbürgermeister Palmatius Kohhaas (SPD) hat das Prestige-Projekt auf den Weg gebracht, der frühere Rat den Planungen zuletzt im Oktober 2002 mehrheitlich zugestimmt. Schon damals war Hartmut Heck der schärfste Kritiker dieses Vorhabens.Kritik an hohen Kosten

Der Chef der Wählergruppe, die seit den Kommunalwahlen im Juni die Mehrheit im Züscher Rat inne hat, war es auch, der in der jüngsten Ratssitzung vor mehr als 30 Zuhörern mit seinem Antrag die Bombe platzen ließ: "Nach unserer Auffassung stehen die Gesamtkosten des Projekts in keinem Verhältnis zu den eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten. Vor dem Hintergrund unserer finanziellen Situation stellt sich auch die Frage nach der Erforderlichkeit und dem erkennbaren Bedarf eines solchen Baues. Deshalb beantragen wir, die früheren Beschlüsse des Gemeinderats aufzuheben", sagte Heck. Für den neuen Ortsbürgermeister Hermann Bernardy (SPD) ein herber Schlag, wollte er doch ursprünglich die Ausschreibung der ersten Gewerke für das geplante Bürgerhaus auf den Weg bringen. Denn vor einigen Wochen hatte die Gemeinde vom Mainzer Innenministerium einen Zuschuss von 187 000 Euro erhalten, der jedoch mit der Auflage verbunden war, spätestens am 1. Dezember mit dem Umbau zu beginnen. "Wenn wir dieses Projekt nicht anpacken, dann müssen wir das Geld ans Land zurückgeben. Da beißt keine Maus den Faden ab", hielt Bernardy Heck entgegen. Er verwies zudem auf die Summe von 88 000 Euro, die die Gemeinde bereits für den Kauf des Gebäudes und Planungskosten investiert hat. "Diesen Betrag hätten wir in den Sand gesetzt", machte Bernardy deutlich. Für Heck und seine Fraktion wogen andere Zahlen jedoch schwerer. Welche Auswirkungen der von der Gemeinde zu stemmende Eigenanteil von rund 340 000 Euro für den ohnehin defizitären Haushalt habe, wollte Heck von VG-Kämmerer Hans-Peter Lorang wissen. Der prognostizierte, dass allein Tilgung und Schuldendienst den Etat jährlich mit rund 25 000 Euro belasten werden. "Wir haben auch eine Verantwortung für die folgenden Generationen", hielt Heck darauf hin an seiner Ablehnung des Bürgerhaus-Umbaus fest. Mit dem denkbar knappen Votum von sieben zu sechs Stimmen legte seine Fraktion anschließend das Vorhaben vorerst auf Eis.Hülpes: "In dieser Situation die beste Lösung"

Ganz gestorben ist das Projekt aber damit nicht: Der Züscher Rat ließ ausdrücklich die Option offen, dass die Einwohner des Orts die Frage "Bürgerhaus: ja oder nein" beantworten sollen. Initiiert demnach eine Seite - beim aktuellen Stand wären die Bürgerhaus-Befürworter am Zug - eine Unterschriften-Aktion, an der sich genug Einwohner beteiligen, dann wird es in der Geschichte der VG Hermeskeil zum zweiten Mal einen Bürgerbegehren geben (siehe Stichwort). "In dieser Situation ist dies die beste Lösung", kommentierte VG-Chef Michael Hülpes die Ereignisse in Züsch. Er kündigte an, dass die Verwaltung beim Land einen Fristaufschub beantragen wird, damit der 187 000-Euro-Zuschuss der Gemeinde im Falle einer Mehrheit pro Bürgerhaus nicht verloren geht. Doch nicht alle Züscher sind glücklich darüber, dass die Entscheidung in ihre Hände gelegt wird. Das wurde bereits in der Ratssitzung deutlich. "Macht das nicht, denn dann wird das Dorf gespalten", äußerte das frühere Ratsmitglied Hermann Meter seine Bedenken und erhielt dafür Beifall von vielen Zuhörern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort