Bürgerhaus Muhl: Knackpunkt sind die Kosten

Neuhütten · Es soll entscheidend vorangehen mit dem Umbau des Bürgerhauses in Neuhütten-Muhl. Der Gemeinderat hat ein Büro mit dem Verfeinern der Planungen beauftragt. Der Ortschef stellt aber klar: Für das Projekt Schulden machen - das ist keine Option. Die Landesregierung müsse nun ihre Versprechen einlösen, die Nationalparkgemeinden finanziell beim Aufbau von Infrastruktur zu unterstützen.

 Das Bürgerhaus in Neuhütten-Muhl ist schon jetzt Ausgangspunkt für Rangertouren in den Nationalpark. Auch vor dem Hintergrund dieser touristischen Nutzung soll das Gebäude saniert und erweitert werden.

Das Bürgerhaus in Neuhütten-Muhl ist schon jetzt Ausgangspunkt für Rangertouren in den Nationalpark. Auch vor dem Hintergrund dieser touristischen Nutzung soll das Gebäude saniert und erweitert werden.

Foto: Christa Weber

Nicht nur reden, sondern endlich handeln - das fordert der Neuhüttener Ortsbürgermeister Peter Kretz mit Blick auf die Entwicklung seiner Ortsgemeinde. Das Dorf liegt im 2015 eröffneten Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Davon will man in Neuhütten profitieren und insbesondere im Ortsteil Muhl die öffentlichen Einrichtungen auf Vordermann bringen.

Kernstück dieser Pläne sind der Umbau und die Erweiterung des Muhler Bürgerhauses, das zum Anlaufpunkt für Touristen des Nationalparks werden soll. "Wir können heute bei dem Projekt einen Meilenstein setzen, wenn wir zu den nötigen Beschlüssen kommen", ermunterte Kretz in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats seine Mitstreiter. Diese folgten dem Appell und beauftragen einstimmig das Reinsfelder Ingenieurbüro Kolz damit, die Planungen für den Umbau zu verfeinern. Außerdem soll das Büro für den Förderaufruf der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf Anfang 2017 einen Antrag vorbereiten. Die LAG verteilt Fördermittel aus dem EU-Leader-Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums. Die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil soll zudem beim Kreis Trier-Saarburg anklopfen, ob dessen Stiftung einen Zuschuss gibt.

Das Bürgerhaus ist Teil eines größeren Konzepts, mit dem die Neuhüttener die Chancen durch den Nationalpark vor ihrer Haustür nutzen wollen. Die Einrichtung eines Camps mit Köhlerhütten für Outdoor-Touristen wurde zwar aus finanziellen Gründen zurückgestellt. Aber das Ziel, die Muhler St.-Josef-Kapelle als einziges katholisches Gotteshaus im Schutzgebiet zum Zentrum spiritueller Angebote zu machen, ist greifbar nah. Denn das Bistum Trier fördert das Projekt "Kirche im Nationalpark". Unter diesem Motto plant ein Team aus Kirchenvertretern und ehrenamtlichen Helfern Angebote zur "religiösen und kulturellen Sinn- und Selbstfindung in der Natur" (der TV berichtete am 31. Mai). Nachdem die Finanzierung steht, soll laut Ortschef Kretz am 2. Dezember in Muhl der Start des Projekts gefeiert werden.

Infostelle für den Nationalpark

Auch deshalb soll es jetzt beim Bürgerhaus vorangehen. Knackpunkt ist aber weiterhin die Finanzierung. Eine erste grobe Kostenschätzung des VG-Bauamts habe bei 450.000 Euro gelegen. "Das ist völlig abstrus", sagte Kretz. Geplant ist ein Anbau für neue Toiletten- und Duschanlagen. Der Bürgersaal soll saniert und zur Wiese hinter dem Gebäude hin geöffnet werden. "Das wäre auch für private Feiern ein Gewinn." Der Eingang soll später barrierefrei sein. Außerdem will man dort laut Kretz "den Bezug zum Nationalpark sichtbar machen". An der Einrichtung einer Infostelle soll sich das Nationalparkamt beteiligen.

Die Planung des Bauamts wurde inzwischen von dem Reinsfelder Büro fortgesetzt. Das schätzt die Kosten zurzeit grob auf etwa 278.000 Euro. Laut Ortschef gibt es "Sparansätze", etwa beim Erweiterungsbau. Dort sei man wegen der Nähe zum Nachbargrundstück eingeschränkt, zu dessen Besitzer es bislang keinen Kontakt gebe. Ratsmitglied Bernd Schmitt lobte, dass mit der aktuellen Skizze eine "Basis da ist, um das Ganze auf unsere Bedürfnisse zuzuschneiden".

Der Ortsbürgermeister betonte, das eine Entscheidung für das Projekt weiterhin davon abhänge, "was am Ende an der Ortsgemeinde hängenbleibt". Auch bei einer hohen Förderung müsse Neuhütten "die restlichen 25 Prozent erst mal aufbringen". Kredite wolle er nicht aufnehmen. "Das muss über Eigenleistung oder andere Wege gehen", erklärte Kretz. Und bei 50.000 Euro müsse "Schluss sein". Die Landesregierung müsse sich nun an früheren Zusagen messen lassen. Auch im Nationalparkgesetz sei verankert worden, dass das Land die Region finanziell bei der Entwicklung ihrer Infrastruktur unterstützen werde. "Für mich ist das jetzt die Nagelprobe", sagte Kretz. Es könne nicht "so enden, dass Neuhütten nachher Steuern erhöhen muss, um hier eine Nationalpark-Infostelle einzurichten".

Der Hermeskeiler VG-Bürgermeister Michael Hülpes, zugleich LAG-Vorsitzender, erklärte, eine 75-prozentige Förderung durch Leader sei möglich. Hülpes erinnerte daran, dass Neuhütten als "Nationalpark-Modelldorf" vorgesehen gewesen sei. "Das ist etwas in den Hintergrund gerückt." Es könne nicht schaden, "politisch Druck zu machen" und die Verantwortlichen an ihre Zusagen zu erinnern.Meinung

Wer fordert, muss auch zahlen

Von Christa Weber

Die Neuhüttener haben sich schon sehr früh Gedanken gemacht, wie sie die Einrichtung des Nationalparks in ihrem direkten Umfeld sinnvoll nutzen könnten. Dass sie sich bei der Umsetzung ihrer Pläne Zeit lassen, kann man ihnen nicht vorwerfen. Im Gegenteil. Es ist sogar mehr als vernünftig, den Umbau des Muhler Bürgerhauses erst dann mit vollem Tempo anzugehen, wenn sicher ist, wie das Ganze bezahlt werden soll. Und auch die Forderung in Richtung Mainz, sich an der Finanzierung entscheidend zu beteiligen, ist nachvollziehbar.
Denn das Land braucht und fordert auch neue Übernachtungsmöglichkeiten und touristische Angebote in der Nationalparkregion, die bislang noch Mangelware sind. Dass die Ortsgemeinden diese schaffen und dabei allein das Risiko tragen sollen, ihre Haushalte durch Kredite zu belasten und womöglich von der kommunalen Finanzaufsicht dafür auch noch gerügt zu werden, ist nicht einzusehen. Bei den geringen finanziellen Spielräumen, die die Ortsgemeinden inzwischen nur noch haben, muss das Geld eben auch von anderer Seite kommen - zumal die Kommunen in der Nationalparkregion vor Einrichtung des Schutzgebiets immer wieder genau damit gelockt wurden, dass ihnen eine großzügige Förderung gewiss sei. Diesen Worten müssen nun auch Taten folgen.
c.weber@volksfreund.deExtra: Dorfmoderation

 Das Bürgerhaus in Neuhütten-Muhl ist schon jetzt Ausgangspunkt für Rangertouren in den Nationalpark. Auch vor dem Hintergrund dieser touristischen Nutzung soll das Gebäude saniert und erweitert werden.

Das Bürgerhaus in Neuhütten-Muhl ist schon jetzt Ausgangspunkt für Rangertouren in den Nationalpark. Auch vor dem Hintergrund dieser touristischen Nutzung soll das Gebäude saniert und erweitert werden.

Foto: Christa Weber


Das Land Rheinland-Pfalz fördert in Neuhütten eine zweijährige Dorfmoderation. Dorfmoderatorin Beate Stoff hat dazu bereits viele Gespräche geführt und Ideen für konkrete Dorfentwicklungsprojekte gesammelt.
Laut Ortsbürgermeister Peter Kretz geht es nun darum, "wie es nach der ersten Erhebung weitergeht". Im Rahmen des Projekts "Lebendige Dörfer" habe sich die Ortsgemeinde 2010/11 entschieden, "die Gedanken in einer Bürgerversammlung zu bündeln". Nun wolle man jedoch einen anderen Weg wählen und bewusst auf zwei kleinere Veranstaltungen setzen: Bei zwei Dorfgesprächen in Muhl und Neuhütten soll geklärt werden, welche Projekte man bis 2018 anpacken will und wie sich dabei möglichst viele Bürger einbringen können. Die Termine: Montag, 19. September, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Muhl; Donnerstag, 22. September, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Neuhütten.
Die bisher gesammelten Anregungen zur Dorfmoderation und alle relevanten Termine gibt es auch im Internet unter www.neuhütten.de

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