Interview Bürgermeister-Wahl für neue VG Saarburg-Kell: Fragen an Jürgen Dixius

Saarburg/Kell am See · Wie soll es weitergehen mit Grundschulen, Windkraft und Wohnraum in der neuen Verbandsgemeinde Saarburg-Kell? Der einzige Bewerber ums Bürgermeisteramt, Jürgen Dixius (CDU), erklärt, wo er anpacken will, und überrascht mit einer Ankündigung.

 Der CDU-Politiker und Saarburger VG-Chef Jürgen Dixius will als einziger Bewerber Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell werden.

Der CDU-Politiker und Saarburger VG-Chef Jürgen Dixius will als einziger Bewerber Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell werden.

Foto: Marion Maier

Jürgen Dixius (CDU) ist zwar einziger Kandidat für die Wahl des Verwaltungschefs der neuen Verbandsgemeinde Saarburg-Kell am Sonntag, 14. Oktober. Gewählt ist er damit aber noch nicht. Er braucht mehr als die Hälfte der abgegebenen Wählerstimmen. Wie er darum werben möchte und welche dringenden Aufgaben er nach der Fusion anpacken will, verrät er im TV-Interview.

Herr Dixius, durch die Fusion entsteht am 1. Januar 2019 die künftig größte Verbandsgemeinde im Kreis mit rund 33 000 Einwohnern. Hat es Sie überrascht, dass sich außer Ihnen niemand für den Bürgermeister-Posten interessiert hat?

JÜRGEN DIXIUS Ja, das hat mich auch gewundert, denn die Verbandsgemeinde Saarburg-Kell ist mit Sicherheit eine sehr interessante, verantwortungsvolle Aufgabe. Ich bin davon ausgegangen, dass mehrere Bewerber ihr Interesse bekunden und die anderen Parteien auch jemanden ins Rennen schicken würden. 

Wie sieht Ihr Wahlkampf aus? Wie wollen Sie sich insbesondere in der VG Kell am See bekanntmachen?

DIXIUS Ich habe gerade in der VG Kell am See einige Termine. Allerdings stehen jetzt auch so viele Aufgaben in der Verwaltung an, dass sich der Wahlkampf auf die Abende und Wochenenden beschränken wird. Ich möchte auch nicht von einem Wahlkampf sprechen, weil ich keinen Kampf führe, sondern als Gesprächspartner vor Ort sein möchte. Bei den Festen in der Region bin ich ohnehin unterwegs, beispielsweise am 3. Oktober in Schömerich beim Kelterfest.

Wo sehen Sie die Vorteile der künftig größten VG im Landkreis?

DIXIUS Die Vorteile einer größeren Verbandsgemeinde liegen auf der einen Seite in der Struktur der Verwaltung. In einer kleinen Verwaltung hat jeder Sachbearbeiter zwei oder drei Aufgabenfelder. In einer sehr schnelllebigen Zeit ist es aber immer schwieriger, in allen Themen zu hundert Prozent eingearbeitet zu sein und auf ständig wechselnde Verordnungen und Vorschriften reagieren zu können. In einer größeren Verwaltung können sich Mitarbeiter besser spezialisieren, so dass Aufgaben effektiver abgearbeitet werden können.

Und was sind die weiteren Vorteile?

DIXIUS Da gibt es viele. Bei der Feuerwehr können wir erheblich effizienter werden beispielsweise bei der Prüfung und Überwachung der Geräte. Bei den Grundschulen haben wir gerade begonnen, die Nachmittagsbetreuung über das Mehrgenerationenhaus in Saarburg neu zu strukturieren. Dieses Angebot mit qualifiziertem Personal wollen wir auch nach Kell bringen. Die Aufgaben der Kindertagesstätten werden zunehmend zur Herausforderung für die Ortsgemeinden, die in der Regel Bauträger, aber vielfach auch Träger der Betreuung sind. Da gilt es, sich gegenseitig zu unterstützen und auch Personalreserven zu schaffen, so dass wir möglichst keine Ausfallzeiten haben. Auch bei den anderen Themen Tourismus und Wasser haben wir noch Riesenpotenziale.

Werden Sie gewählt, steht Ihnen der jetzige Keller VG-Chef Martin Alten (CDU) als hauptamtlicher Beigeordneter zur Seite. Wie erleichtert das Ihre Aufgabe? Und wie könnte die Zusammenarbeit aussehen?

DIXIUS Wenn ein Bürgermeister und ein Beigeordneter sich Aufgaben teilen, kann man die zusätzliche Belastung in der größeren VG gut schaffen. Wir werden dadurch auch vor Ort präsenter und können in den Gemeinden noch mehr unterstützend unterwegs sein.

Sie sind alleiniger Bürgermeister-Kandidat. Werden Sie gewählt, können Sie nicht zugleich auch ein Mandat im neuen VG-Rat ausüben. Warum stehen Sie trotzdem auf dem CDU-Listenplatz eins?

DIXIUS Können Sie mir die Sicherheit geben, dass ich gewählt werde? Ich will mich nach wie vor in der Verbandsgemeinde einbringen, und wenn ich nicht gewählt werde, würde ich gerne im VG-Rat mitarbeiten.

Vor der Fusionsentscheidung war häufiger von unterschiedlichen Räumen und Mentalitäten der Keller und Saarburger die Rede. Vereinzelt gab es auf Keller Seite Klagen, weil die Wassergebühren und die VG-Umlage nicht sofort auf ein Niveau angeglichen werden. Was können Sie beitragen, damit die neue VG künftig als Einheit empfunden wird?

DIXIUS Die Hälfte der Einwohner der VG Kell am See gehörte ja bis 1969 ohnehin zum Altkreis Saarburg. Es gibt heute noch viele Beziehungen zu diesem Raum. Andere waren vielleicht mehr im Hochwald unterwegs, aber das wird ja auch in Zukunft so bleiben. Die Zuständigkeit einer Verwaltung regelt nicht das Einkaufs- und Freizeitverhalten, den Kneipen- oder Arztbesuch, und sie ändert auch keine Freundschaften. Ich habe bei Besuchen in Kell gemerkt, dass die Menschen sagen: Wir finden es gut, dass wir zusammenbleiben. Und wir finden es auch gut, dass wir mit Saarburg eine Region bilden. Wir werden durch eine Verwaltungsreform nicht das Leben in den Dörfern ändern. Wir können dort helfen, Schwerpunkte besser herauszuarbeiten.

Wird die Fusion in irgendeiner Form gefeiert?

DIXIUS (lacht) Dafür bin ich immer zu haben. Wir haben das noch nicht genau geplant, aber sicherlich werden wir etwas machen. Es ist eine Veränderung in der regionalen Zuständigkeit. Es gibt dann nicht mehr die VG Saarburg und die VG Kell, sondern wir sind dann eine Verbandsgemeinde. Das sollte man auch zu Beginn des Jahres 2019 entsprechend herausstellen.

Was ist aus Ihrer Sicht das erste Thema, das in der neuen VG angepackt werden muss?

DIXIUS Es gibt kein Thema, bei dem man sagen kann, das hat noch Zeit. Wir müssen zwingend die Verwaltung so strukturiert haben, dass alles von Beginn an läuft. Bei Wasser und Abwasser müssen wir jetzt schon definieren, wo Kosten eingespart werden sollen. Ein Schwerpunkt wird auch sein, die Haushalte aufzustellen – für die VG und für 29 Ortsgemeinden. Daran wird bereits intensiv gearbeitet. Im Januar muss sich der neu gewählte VG-Rat konstituieren. Die ehrenamtlichen Beigeordneten und alle Ausschüsse müssen gewählt werden, damit wir dann in vollem Umfang arbeitsfähig sind. Auch das Thema Ganztags- und Nachmittagsbetreuung an Kitas und Schulen wird uns intensiv beschäftigen. Den Bereich Tourismus wollen wir zügig angehen, damit wir Stärken und Veranstaltungen gemeinsam präsentieren können.

In der VG Kell gab es heftige Diskussionen über das Grundschulkonzept, das auch nach der Fusion gültig sein soll. Bedeutet das, dass nach Hentern definitiv auch die Grundschule in Mandern bald geschlossen wird?

DIXIUS Ich war in dieser Schule, die baulich in sehr gutem Zustand ist. Zurzeit sind dort 58 Schüler, und in den nächsten Jahrgängen werden immer zwischen 14 und 16 Kinder eingeschult. Damit sind die Voraussetzungen zum Erhalt der Schule gewährleistet. Der VG-Rat Kell hatte beschlossen, die Schule könnte geschlossen werden, falls die Schülerzahlen geringer und räumliche Kapazitäten in Schillingen frei würden. Beides trifft zurzeit nicht zu. Der neue VG-Rat wird das Thema sicherlich diskutieren. Aber ich habe auch schon mit Vertretern des VG-Rats Kell gesprochen, die sagen, dass eine Schließung in Mandern derzeit nicht zur Disposition steht. Ich persönlich bin ein Verfechter von dezentralen Einrichtungen. Sofern keine Riesen-Investitionen anstehen, die man nicht schultern kann, sollte man die Wege so kurz wie möglich lassen.

Die VG Kell am See muss bis Jahresende einen Flächennutzungsplan für Windkraft beschließen, sonst muss dieses Thema für die gesamte neue VG erneut aufgerollt werden. Gibt es einen Plan für den Fall, dass es nicht rechtzeitig klappt?

DIXIUS Die VG Saarburg hat ihren Plan beschlossen. Wir sind in der Phase, in der die Ortsgemeinden zustimmen müssen. Wir werden bis Jahresende einen rechtskräftigen Plan haben, die gleiche Zielsetzung gibt es in Kell. Ich gehe davon aus, dass bis dahin auch dort die notwendigen Beschlüsse gefasst sind. Für die Genehmigung durch den Kreis bekommen wir vielleicht eine Fristverlängerung um zwei, drei Monate.

Über das Thema Wohnraum wurde in der VG Saarburg schon öfter diskutiert. Wie geht es da weiter?

DIXIUS Zunächt haben jetzt alle Gemeinden, die Bauland entwickeln wollen, dafür ausreichend Potenzialfläche. Die Wohnraumentwicklung in der VG Saarburg-Kell wird sicher ein Schwerpunktthema sein. Wir haben sehr unterschiedliche Tendenzen: Die Verbandsgemeinde Saarburg ist im Schnitt der vergangenen zehn Jahre um 1,1 Prozent pro Jahr gewachsen. In Kell ging die Einwohnerzahl um 0,8 Prozent zurück. Die Nachfrage in der VG Saarburg ist nach wie vor sehr groß, und wir rechnen angesichts der Entwicklung in Luxemburg damit, dass das so bleibt. Da stellt sich die Frage, inwieweit wir das über die Grenze der VG Saarburg hinweg steuern und die auch Vorteile der Wohngegenden der VG Kell herausstellen können. Wenn wir es dann noch schaffen, dort einen ÖPNV zumindest auf der Hauptachse Richtung Luxemburg aufzubauen, könnten wir eventuell den Negativtrend bei der Bevölkerungsentwicklung abmildern.

Nach dem Brand im Saarburger Verwaltungsgebäude vor sechs Wochen waren und sind die Organisation der Verwaltung und des Wiederaufbaus enorme Kraftanstrengungen. Haben Sie in den vergangenen Wochen jemals gedacht, dass Ihnen das zu viel wird?

DIXIUS Nein. In der Brandnacht hatte ich bereits gewisse Vorstellungen, welche Räume als Ausweichquartiere infrage kommen könnten. Das habe ich mir am Montag angesehen und direkt entschieden. Dienstagsmittags konnte ich dem Personal bereits sagen, wie die Organisation sein sollte. Jeder Mitarbeiter hat jetzt seine Räume. Wir haben die Räume auch für die Fusion alle geplant. Die Arbeit, die zu machen war, ist gemacht. Wir hoffen, dass wir das Gebäude recht zügig wiederherrichten können.

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