Computer statt Karteikarten

HERMESKEIL. Für Alfred Schöndorf war es kein gewöhnlicher Freitag. Denn für den Leiter der Hermeskeiler Agentur für Arbeit ging an einem Freitag nicht nur eine Woche zu Ende, sondern sein komplettes aktives Arbeitsleben.

Wie ein Ruheständler sieht der Alfred Schöndorf, Geschäftsstellenleiter der Hermeskeiler Agentur für Arbeit, eigentlich nicht aus. Dennoch saß Alfred Schöndorf kürzlich zum letzten Mal an seinem Schreibtisch in dem Gebäude in der Trierer Straße. Nachdem sich gesundheitliche Probleme bemerkbar gemacht hatten, nutzt er die Chance der Altersteilzeit: Für den 57-Jährigen beginnt die Freistellungsphase, bevor er mit 60 in das eigentliche Rentnerdasein startet. Da sich der gebürtige Saarländer mit dieser Veränderung frühzeitig vertraut machen konnte, fällt es ihm nicht schwer, die Schreibtischarbeit gegen Gartenarbeit zu tauschen. "Ich habe ein großes Grundstück, da gibt es immer viel zu tun", freut er sich auf die Pflege von Hecken und Obstbäumen. Daneben hofft er, endlich ausreichend Zeit zum Lesen zu und den häuslichen Schreibtisch haben. Dort beabsichtigt er, sich am Computer intensiv mit Video- und Bildbearbeitung zu beschäftigen: "Da will ich mich jetzt mal reinstürzen." In den vergangenen Jahren hatte sein Privatleben zurückstehen müssen. "Es wurde immer mehr im Amt", gesteht Schöndorf. Dennoch hatte ihm rückblickend sein Beruf immer Spaß gemacht. Nicht zuletzt, weil das Umfeld stimmte: "Wir haben hier in einem ganz tollen Team zusammengearbeitet." Dass sich die Arbeitslosenzahlen der Hermeskeiler Geschäftsstelle im Vergleich zu anderen sehen lassen können, spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Während die Arbeitslosenquote 2004 in der Region Trier im Schnitt bei 7,4 Prozent lag, waren es in Hermeskeil nur 5,3 Prozent. Nach Ansicht von Schöndorf ist das jedoch weniger ein Verdienst der Agentur, die keine Arbeit schaffe, sondern nur vermitteln könne. Die gute Quote sei vielmehr den mobilen Menschen und den Betrieben der Verbandsgemeinden Hermeskeil und Kell zu danken. "In Hermeskeil ist die Welt noch in Ordnung", weiß der scheidende Geschäftsstellenleiter. Um Arbeit zu haben, würden die Leute nicht nur nach Trier, Morbach, Luxemburg oder ins Saarland fahren, sondern auch nach Mainz oder Koblenz. Seit Schöndorf am 1. Januar 1979 vom Arbeitsamt Trier nach Hermeskeil wechselte, hat sich die Arbeit erheblich verändert. Als Nebenstellenleiter und Arbeitsvermittler arbeitete er damals noch mit Karteikarten. Nach freien Stellen wurde daher nicht per Computer gesucht, sondern in der eigenen Schublade, eventuell noch in der des Kollegen. Und während heute Briefe per Mausklick bei einem Dienstleistungszentrum zum Versenden landen, war damals schon eine Fotokopie schwierig zu bekommen. An den drei wechselnden Standorten der Agentur innerhalb Hermeskeils - In der Beut, Am Dörrenbach und heute in der Trierer Straße - hatte Schöndorf bis zu vier Mitarbeiter. Durch den Wegfall der Arbeitslosenhilfe ist das Team geschrumpft. Eines hat sich jedoch laut Schöndorf nicht geändert: "Wir sehen vor Ort immer noch den Einzelnen, der ein Problem hat."

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