Da weichen die Fichten den Moorbirken

Kell am See · Auf einem 2,5 Hektar großen Areal im Keller Forst wurden Fichten gefällt und Drainagen abgedichtet. Mit der zurückkehrenden Nässe soll die Moorbirke wieder heimisch werden.

 Per Seilwinde werden die Fichten aus dem Wald gehoben. Kein schweres Gerät schädigt so den Waldboden. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Per Seilwinde werden die Fichten aus dem Wald gehoben. Kein schweres Gerät schädigt so den Waldboden. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Kell am See Ein wenig erinnert die Konstruktion an ein Spinnennetz: Starke Stahlseile halten einen stählernen Mast. Ähnlich einer Drahtseilbahn, werden die Bäume nach dem Fällen daran aufgehängt, abgeseilt, und am Weg gestapelt. Erst jetzt kommt der Harvester zum Einsatz, der die Stämme von Ästen befreit und auf die passende Länge zum Transport schneidet. Entwickelt wurde die Maschinerie für die Holzernte in Steillagen. "Aber dieses Gebiet ist so feucht, da würde sogar die Holz erntemaschine mit ihren dicken Reifen stecken bleiben", erklärt der Leiter des Forstamtes Saarburg, Helmut Lieser. Die Bäume werden aus 400 Metern Entfernung aus dem Wald geholt, ohne den Waldboden zu beeinträchtigen. "Eine Verdichtung des Bodens würde das Wachstum neuer Pflanzen beeinträchtigen." Die rund 30 Teilnehmer der Wanderung hören gespannt zu. Seit rund 20 Jahren gibt es die naturkundlichen Ausflüge, in jedem Jahr zu einem anderen Thema.
Die Arbeiten auf dem zweieinhalb Hektar großen Areal im Keller Wald werden wissenschaftlich begleitet. Biologin Dr. Annette Schäfer von der Landschaftsökologischen Arbeitsgemeinschaft Trier: "Dieser Boden ist extrem durchnässt, und so soll das auch bleiben." Eingezogene Drainagen, die das Gebiet entwässern sollten, müssen dafür wieder geschlossen werden. Sand- und Moorbirken sollen wachsen. Vor allem Geduld sei jetzt gefragt. Das Projekt ist auf viele Jahrzehnte angelegt. "Ganz früher standen hier Rinder auf der Weide", berichtet Lieser. Dann seien schnell wachsende Fichten gepflanzt worden - die nun wieder entfernt wurden. 30 Euro pro Festmeter kosten Abholzung und Abtransport aus dem Naturschutzgebiet, für 70 Euro wird der Festmeter weiterverkauft. Aus dem Gewinn von 40 000 Euro wird das Projekt finanziert.
Manfred Weishaar vom Naturschutzbund (Nabu) ist begeistert: "Ich fühle mich wie an Weihnachten." Es werde wieder ein völlig neues Ökosystem geschaffen. Außerdem sei der Erhalt von Feuchtgebieten aktiver Hochwasserschutz: "Wasser, das hier im Boden bleibt, kommt bei starkem Regen nicht nach Trier." Biologin Schäfer sieht jedoch im Klimawandel ein Problem: "Bei immer trockneren Sommern können auch Feuchtflächen beeinträchtigt werden."ÖKOPROJEKT RUWER-RANDSTREIFEN:


Extra

Rund 6,8 Millionen Euro sind zwischen 1993 und 2004 vom Land in das Ruwer-Randstreifen-Programm gesteckt worden. Dafür hat die Verbandsgemeinde Kell 24 0000 Hektar Land als Eigentum erhalten. Der frühere Bürgermeister Werner Angsten nennt ein Beispiel gelungener Renaturierung: "Als die Fichten beseitigt waren, kamen die Narzissen." Die Ruwer und seine Nebenbäche sind inzwischen renaturiert. Fünf Kläranlagen verbessern die Wasserqualität deutlich.

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