Damit es auf Wiesen blüht und summt - Rascheider Imker kämpft für die Natur

Rascheid · Der leidenschaftliche Imker Matthias Reimann kämpft in seinem Heimatort Rascheid für die Natur. Dass es immer weniger Insekten gibt, hat ihn alarmiert. Mit einer neuen Gruppe setzt er sich für mehr blühende Wiesen ein. Das erste Projekt ist auf dem Weg.

 Honig- und Wildbienen finden häufig nicht mehr genug Nahrung, weil die Zahl blühender Wiesenlandschaften zurückgeht. Dagegen will eine Gruppe aus Rascheid etwas unternehmen. Unterstützt wird sie von der Ortsgemeinde und vom Naturpark Saar-Hunsrück.TV-Foto: Herbert Thormeyer

Honig- und Wildbienen finden häufig nicht mehr genug Nahrung, weil die Zahl blühender Wiesenlandschaften zurückgeht. Dagegen will eine Gruppe aus Rascheid etwas unternehmen. Unterstützt wird sie von der Ortsgemeinde und vom Naturpark Saar-Hunsrück.TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: (h_hochw )

Bienen haben es ihm angetan. Doch wenn Imker Matthias Reimann an seine Bienenvölker denkt, ist er besorgt. Das liegt am Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Unkrautvernichtern, die er als Hauptursache für das vermehrte Insektensterben der vergangenen Jahre sieht. "Immer mehr Arten sterben wegen dieser Pestizide aus." Doch der Rascheider will nicht bloß schimpfen. Er setzt sich aktiv dafür ein, dass den Insekten ein geschützter Lebensraum erhalten bleibt. "Jeder kann etwas tun", betont Reimann.

In Rascheid hat der Naturfreund deshalb mit Gleichgesinnten eine Hochwälder Regionalgruppe des Netzwerks Blühende Landschaft gegründet (siehe Info). Dieses Netzwerk bemüht sich um den Erhalt blühender Kulturlandschaft. Weil es auf Feldern und Wiesen immer weniger blühe, werden Honig- und Wildbienen die Nahrung und Lebensgrundlage entzogen, heißt auf der Internetseite der Organisation. Ohne Insekten, die unsere Nutz- und Wildpflanzen bestäuben, sei die biologische Vielfalt bedroht.

Die Rascheider Gruppe will darum in ihrer Umgebung mehr Blumenwiesen schaffen. Dafür werden künftig Blühpaten gesucht, die Patenschaften für kleine Wiesen-Abschnitte übernehmen.
Das erste konkrete Projekt hat nun allerdings nicht die Gruppe selbst, sondern die Ortsgemeinde auf den Weg gebracht. In der Nähe des Rascheider Ringwegs will sie einen zwei Hektar großen Grünstreifen in eine Blumenwiesen-Landschaft umwandeln. "Einen Teil der Fläche haben wir von Privaten und vom Landkreis gepachtet, der Rest ist Gemeindeeigentum", sagt Ortsbürgermeister Andreas Ludwig, Mitglied der neuen Regionalgruppe. Die Gemeinde sei bei zwei Veranstaltungen mit Matthias Reimann auf das Thema aufmerksam geworden. Der Rascheider hält regelmäßig Vorträge über das Bienensterben und die Bedeutung blühender Wiesen. "Wir wollten als Gemeinde mit gutem Beispiel vorangehen", sagt Ludwig.

Von dem Projekt profitiere nicht nur die Natur. "Wir werten damit auch unsere Traumschleife Königsfeldschleife auf. Für die Wanderer sind blühende Wiesen ein schöner Anblick."
Gefördert wird das Vorhaben zu 80 Prozent vom Naturpark Saar-Hunsrück über dessen Projekt "Blühende Wiesen". Laut Ludwig liegen die geschätzten Gesamtkosten bei etwa 10 000 Euro. Für das Projekt stünden Landesmittel bereit, die der Naturpark-Verein für die Entwicklung seiner Landschaft einsetzen kann, sagt Gudrun Rau, Geschäftsführerin des Vereins mit Sitz in Hermeskeil. Bei Interesse könnten auch andere Gemeinden entsprechende Zuschüsse beantragen. Die Vereinsgremien hätten der Förderung bereits zugestimmt, eine Genehmigung durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord stehe noch aus.

Der Naturpark habe das Thema unter dem Motto "Unsere Heimat blüht auf" schon länger im Blick: "Wir verteilen bei Terminen kleine Tütchen mit Blumensamen. Jeder kann im Kleinen etwas tun - ob es zu Hause im Garten ist oder auf dem Balkon." Die Saatmischung mit typischen Pflanzen der Region wurde vom Netzwerk Blühende Landschaft entwickelt. Die Landwirte, ist Rau überzeugt, müsse man bei dem Prozess "mitnehmen, nicht an den Pranger stellen". Vom Erhalt der Blumenwiesen hätten schließlich nicht nur die Insekten etwas: "Wir brauchen die Bienen, damit wir etwas zu essen auf dem Teller haben. Aber auch für eine attraktive Landschaft, die auch dem Tourismus zugutekommt."

"Jeder kann das Artensterben mitverfolgen, wenn er nur richtig hinschaut", warnt Matthias Reimann. Es gebe mittlerweile nicht nur weniger Insekten. Das Problem von Äckern, die nur noch mit einer Pflanzensorte bestückt seien, bedrohe auch heimische Feldvogelarten. "Für jede Pflanzenart, die verlorengeht, sterben bis zu zwölf Wirbeltierarten aus."

Zudem würden die wichtigsten Nutzpflanzen von Insekten bestäubt. "Selbst Baumwolle wächst nicht ohne die Bestäubung", mahnt Reimann und verweist auf das Buch "Das Ende der Natur" von Susanne Dorn, das solche Zusammenhänge fundiert beschreibe. Der Rascheider will vor allem eins: das Bewusstsein seiner Mitmenschen schärfen. Zuletzt hat er dies am Sonntag am Stand der Regionalgruppe auf dem Hermeskeiler Bauernmarkt getan.Extra: ZUSAMMENSCHLUSS VON NATURFREUNDEN

Damit es auf Wiesen blüht und summt - Rascheider Imker kämpft für die Natur
Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"


Die Regionalgruppe Hochwald des Netzwerks Blühende Landschaft hat derzeit 28 Mitglieder. Trägerverein ist der Verein Millifera, eine Initiative für Biene, Mensch und Natur, mit Sitz in Rosenfeld (Baden-Württemberg). Vorsitzender der Rascheider Gruppe ist Matthias Reimann. Er ist Ansprechpartner für alle Anfragen - auch zu möglichen Vorträgen - und in der Woche telefonisch ab 14 Uhr unter 06586/353 oder 0178/7824011 erreichbar. Weitere Informationen zum Netzwerk gibt es im Internet unter www.bluehende-landschaft.de

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