Der letzte Schlichter

Vierherrenborn · Im ländlichen Raum kommt es schon einmal zu Grenzstreitigkeiten. Dann heißt es neu vermessen oder sich einigen. Dabei hilft der in der kommunalen Selbstverwaltung vorgesehene ehrenamtliche Feldgeschworene. In der Region gibt es inzwischen nur noch einen Feldgeschworenen. Er heißt Werner Lonien, kommt aus Vierherrenborn und übt diese Tätigkeit seit 2001 aus.

Vierherrenborn. Feldgeschworene haben eine wichtige Mittlerfunktion zwischen den Behörden und dem Bürger. Sie sind ortsansässig, kennen die Gemarkungen und sind ehrenamtlich tätig. "Die Feldgeschworenen sind eine große Hilfe bei der Grenzermittlung und ersparen der Gemeinde oft unnötige hohe Vermessungskosten", sagt Ortsbürgermeister Franz Mersch, der in dem Amt eine äußerst wichtige Tätigkeit sieht. "Gibt es einmal Grenzschwierigkeiten, schreite ich ein", erklärt Werner Lonien, der inzwischen einzige Feldgeschworene von Vierherrenborn. Früher gab es noch drei dieser Ehrenamtler im Hochwaldort. Zwei von ihnen sind aber inzwischen verstorben. Lonien, der die Landwirtschaft nur noch nebenher betreibt, beschreibt seine Tätigkeit als Feldgeschworener so: "Als Erstes muss ich dann den Grenzstein suchen, der in den meisten Fällen nicht mehr vorhanden ist". Im Normalfall müsste die Parzelle mit hohem Kostenaufwand neu vermessen werden, doch dank des Feldgeschworenen kann es eine Lösung durch Vermittlung zwischen den Nachbarn geben. "Ich versuche, auf die beiden Parteien einzuwirken, und wenn sie sich gemeinsam für einen Standort des Grenzsteines entscheiden, dann ist der Vergleich hergestellt. Viel Ärger und Verwaltungskosten sind dann gespart worden", erläutert der 51-Jährige. Damit es aber nicht erst bei Grenzstreitereien zur Suche nach den Grenzsteinen kommen muss, haben Feldgeschworene ihre ganz eigene Methode. Sie kennen inzwischen alle Marksteine ihres Gebietes und haben deren Standorte irgendwann schon einmal gekennzeichnet. "Wir legen die sogenannten Siebenerzeichen`", erklärt Lonien. "Hierbei handelt es sich um Geheimzeichen aus dauerhaftem Material, die sich in unmittelbarer Nähe des Grenzsteines befinden und nur dem Feldgeschworenen bekannt sind." Komme es zu einer Grenzstreitigkeit, könne der Feldgeschworene den Streithähnen mit diesem Hilfsmittel ohne Schwierigkeiten den genauen Standort des Grenzsteines nachweisen. Dennoch können Grenzsteine nur da gesichert werden, wo sie auch vorhanden sind. "Das ist heute nicht mehr überall der Fall", sagt Lonien. "Dann wird die Sache schon etwas problematischer."
Auf seine Tätigkeit ist Lonien stolz, denn in der Region ist er inzwischen der einzige noch tätige Feldgeschworene. Joachim An dres vom Trierer Katasteramt kann sich vorstellen, dass es bald keine Zukunft für Feldgeschworene mehr gibt. "Unsere Koordinaten der Vermessungen sind heute so präzise, weil sie per GPS auf den Punkt bestimmt werden können." Schlichtungen seien daher in Zukunft nicht mehr notwendig. Was Lonien angeht, wird er offensichtlich so lange Feldgeschworener in Vierherrenborn bleiben können, bis er sich für ein Beenden des Ehrenamtes entscheidet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort