Geschichte Wie der Westwall für Aufruhr sorgte

Hinzert-Pölert · Eine neue Schriftenreihe bietet einen Überblick über die Geschichte der Befestigungsanlagen – betrachtet aus verschiedenen Blickwinkeln.

 Präsentieren Band eins der neuen Schriftenreihe zum Westwall: Autor Werner Schmachtenberg (Zweiter von links) mit dem Direktor der Landeszentrale für politische Bildung (LpB), Bernhard Kukatzki (rechts) sowie Beate Welter, Leiterin der Gedenkstätte Hinzert, und Uwe Bader, Leiter des Gedenkreferats der LpB und der Gedenkstätte Osthofen.  

Präsentieren Band eins der neuen Schriftenreihe zum Westwall: Autor Werner Schmachtenberg (Zweiter von links) mit dem Direktor der Landeszentrale für politische Bildung (LpB), Bernhard Kukatzki (rechts) sowie Beate Welter, Leiterin der Gedenkstätte Hinzert, und Uwe Bader, Leiter des Gedenkreferats der LpB und der Gedenkstätte Osthofen.  

Foto: Ursula Schmieder

  Die neue Reihe „Der Westwall in Rheinland-Pfalz“ (Info-Box) birgt schon im Titel den nicht nur für Hochwälder interessanten Schwerpunkt. Schließlich prägte und prägt der Bau der Befestigungsanlagen die Region. Doch nicht deshalb stellte die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) Rheinland-Pfalz Band 1 ihrer neuen Schriftenreihe in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert vor. Hintergrund ist vielmehr, dass die Geschichte des Lagers eng verbunden ist mit der des sogenannten Westwalls. Ursprünglich sei es ja ein „Reichsarbeitsdienstlager“ gewesen, erklärt Gedenkstätten-Leiterin Beate Welter. Errichtet für Arbeiter, die den Westwall bauten, diente es anfangs als deren Unterkunft. Das änderte sich grundlegend ab dem 1. Juli 1940, als der Standort der Inspektion der Konzentrationslager (KZ) unterstellt wurde.

 Allerdings wurde das Lager schon ab 1939 als „Polizeihaftlager“ genutzt. Uwe Bader, Leiter des Gedenkreferats der Landeszentrale für politische Bildung, spricht von einem „Disziplinierungslager“ für Arbeiter, die nicht im Sinne des nationalsozialistischen Regimes „funktionierten“.

LpB-Direktor Bernhard Kukatzki begründet die neue Schriftenreihe mit deren Schwerpunkt. Die Vielzahl bisheriger Publikationen befasse sich „aus militärisch-technischer Sicht“ mit dem Thema. Band 1 der neuen Reihe betrachte den Westwall hingegen im Kontext europäischer Festungsgeschichte aus „politischer, wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Sicht“.

Als Ziel nennt Autor Werner Schmachtenberg, Sachverhalte gut verständlich „möglichst in alle Richtungen in einen Kontext zu setzen“. Als Beispiel nennt er die Veränderungen, die der Westwallbau für die Bevölkerung vor Ort mit sich brachte. Eine halbe Million Menschen sei damals im Einsatz gewesen. Damit prallten auch verschiedene Lebensweisen aufeinander, was mitunter „ein ganzes Dorf in Aufruhr“ gebracht habe.

Ein Kapitel von Band 1 vermittelt eine Ahnung davon –  anhand von Befragungen Prümer Schüler in den 1980er Jahren.

An anderen Stellen macht der Autor deutlich, dass der anfangs als Schutzbefestigung bezeichnete Westwall nicht nur aus Bunkern und anderen Bauwerken bestand. Er sei auch bis heute an Straßen erkennbar oder auch an ursprünglich anders genutzten Fischteichen.  Angestoßen hat die Schriftenreihe eine Tagung mit dem Titel „Der Bau des Westwalls in der NS-Diktatur“ im April 2017 in Hinzert. Mit weiteren Referenten, von denen Beiträge für Band 2 vorgesehen sind, gab auch Autor Werner Schmachtenberg damals Einblick in seine Arbeit. Sie ist das Ergebnis eines Praktikums  bei der Landeszentrale für politische Bildung  im Rahmen seines Studiums „Geschichte der Moderne“ an der Technischen Universität  Darmstadt.

Der Diplom-Ingenieur erforscht bereits seit etwa zwei Jahrzehnten Festungssysteme in Deutschland, Frankreich und Belgien, wo er im Fort Eben-Emael auch Besucher begleitet.

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