Deuselbacher feiern mit Morbachern

Deuselbach/Morbach/Thalfang · Ein besonderer Tag für Deuselbach: Bei einem Sektempfang haben rund 50 Bürger die Unterzeichnung einer Vereinbarung gefeiert, die die Aufnahme von Deuselbach in die Einheitsgemeinde Morbach vorsieht.

Während in der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang die Diskussion zur Kommunalreform auf Hochtouren läuft, knallen in Deuselbach schon die Sektkorken. Am Donnerstag haben Hans-Klaus Hölzemer, Ortsbürgermeister von Deuselbach (260 Einwohner) und Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde (EG) Morbach, eine Vereinbarung zur Aufnahme Deuselbachs in deren Gebiet unterzeichnet. Dem ging ein entsprechender Beschluss der Gemeinderäte beider Kommunen voraus.
Eigener Haushalt nicht so wichtig


Damit folgt Deuselbach nun Gräfendhron, dessen Ortsbürgermeister Hans-Günther Steinmetz ebenfalls eine solche Vereinbarung mit Hackethal unterzeichnet hat. Die Verwaltungsstruktur der Einheitsgemeinde Morbach, in der die Ortsgemeinden im Gegensatz zum Verbleib in einer Verbandsgemeinde keinen eigenen Haushalt mehr haben, ist für den Deuselbacher Ortschef kein Problem: "Wir wechseln zu einer starken Gemeinde. Zwischen Morbach und Deuselbach gibt es keine Grenzen mehr."
Andreas Hackethal betont: "Die Identität der Dörfer bleibt auch in einer Einheitsgemeinde bestehen. Wir haben damit die Chance, eine starke Hunsrück-Kommune zu gründen."

Nach der Unterzeichnung folgte ein Sektempfang für die rund 50 Bürger der Gemeinde und die vielen Gäste aus dem benachbarten Morscheid-Riedenburg, die zu der Vertragsunterzeichnung gekommen waren. Zwar fehlt noch die Unterschrift des Bürgermeisters der VG Thalfang, Marc Hüllenkremer, weshalb die Vereinbarung bislang lediglich eine Absichtserklärung ist, aber für Hackethal steht fest: "Wir haben hiermit eine Manifestation dieser Entwicklung nach Morbach."

Die Deuselbacherin Elfriede Britz findet das gut: "Die Deuselbacher sind mit dabei. Irgendwie muss es ja weitergehen, und die Morbacher sind uns willkommen." Ralf Blatt aus Deuselbach sagt: "Die Aufnahme durch Morbach bringt unser Dorf weiter." Manfred Ritter findet: "Ich hoffe, dass das was bringt, damit sich was im Dorf tut. Das hätte schon längst über die Bühne sei müssen."
Kommunal reform


Hintergrund der Vereinbarung ist die anstehende Kommunalreform, die das Land initiiert hat und die den Zusammenschluss kleinerer Kommunen vorsieht. In diesem Rahmen hat die VG Thalfang auch schon erste allgemeine Gespräche mit der EG Morbach aufgenommen.

Vera Höfner, Beigeordnete in der VG Thalfang, erklärt, dass zwei Infoveranstaltungen zur Kommunalreform und zu der möglichen Zusammenarbeit mit Morbach am 10. Oktober (nichtöffentlich) und am 3. November (öffentlich) einvernehmlich mit den Bürgermeistern von Morbach und Thalfang und den Beigeordneten abgesprochen seien. Zudem gibt es einen diesbezüglichen Beschluss des Verbandsgemeinderats.
Vorwurf: "Geheime Aktion"


Den Vorwürfen, dass dies eine "geheime Aktion" sei, entgegnet Höfner: "Wir als Beigeordnete stellen uns nicht über den Bürgermeister. Uns geht es um eine dauerhafte Lösung und nicht darum, die Emotionen hochzupeitschen." Im Hinblick auf die Bestrebungen von Malborn, Breit, Büdlich und Heidenburg, die Verbandsgemeinde in Richtung Hermeskeil oder Schweich zu verlassen, stellt sie klar: "Das sind deren Entscheidungen, die wir respektieren müssen."

Dem pflichtet Beigeordneter Burkhard Graul bei: "Wir haben einen gemeinsamen Fahrplan entwickelt, um Fusionsgespräche mit Morbach aufzunehmen. Das war ganz klar vereinbart." Georg Klein, ebenfalls Beigeordneter sagt: "Wir nehmen den Auftrag des Verbandsgemeinderates wahr, mit Morbach zu sprechen. Ich will keinem sagen: ,Du musst nach Morbach!' Aber es kann nicht sein, dass die Option Morbach mit ihren Vor- und Nachteilen totgeredet wird."

Bürgermeister Marc Hüllenkremer weist auf die Bedeutung von Transparenz hin: "Wir müssen die Bürger mitnehmen. Es hat keinen Bestand, wenn es keinen breiten Zuspruch für Fusionen gibt. Die Zeit läuft, und wir müssen uns dieser Diskussion stellen."

In einer öffentlichen Informationsveranstaltung der Verbandsgemeinde soll am 3. November über die Verhandlungen mit Morbach informiert werden. Unterdessen haben die Bürgermeister von Büdlich, Breit, Heidenburg, Malborn, Lückenburg, Neunkirchen und der Vorsitzende der Bürgerinitiative Pro Schweich zu einer weiteren Informationsveranstaltung am 7. Oktober, 19 Uhr, im Bürgerhaus Malborn-Thiergarten eingeladen. Sie setzen sich in einer Erklärung (siehe Extra) für die Beibehaltung der Selbstständigkeit ein. hplMeinung

Klares Signal
Auch wenn die unterzeichneten Vereinbarungen noch nicht rechtskräftig sind, so ist damit doch ein klares Signal verbunden, das die Deuselbacher (und vorher auch schon Gräfendhron) setzen. Sie wollen nach Morbach. Dabei nehmen sie in Kauf, ihre Selbstständigkeit aufzugeben. Die Einheitsgemeinde Morbach ist für sie attraktiv genug, um auf einen eigenen Haushalt zu verzichten. Dafür erhalten sie eine umfangreiche Infrastruktur in einer Gemeinschaft von Dörfern, die ihnen vorleben, dass es auch ohne Selbstverwaltung geht. hp.linz@volksfreund.deExtra

Unter dem Titel "Kommunalreform Nur Mit Uns" fordern die Bürgermeister von Malborn-Thiergarten, Lückenburg, Neunkirchen, Büdlich, Breit, Heidenburg und die Bürgerinitiative Pro Schweich die Schaffung einer starken Hunsrück-Vebandsgemeinde. Sie lehnen, so ihre gemeinsame Erklärung, das aktuelle Vorgehen des Verbandsgemeinderates Thalfang entschieden ab, wonach zunächst in einer nichtöffentlichen Veranstaltung am Montag, 10. Oktober, nur für Mandatsträger "hinter verschlossenen Türen über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg getagt" weren soll. Auch diese Veranstaltung, nicht nur eine weitere für den 3. November geplante Versammlung, solle öffentlich gemacht werden, heißt es in der Erklärung - mit Rederecht für alle Bürger. hpl

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