Die neue Miss Hochwald ist eine Eiflerin

Kell am See · Ein 600 Kilo schweres Prachtstück ist die neue Schönheitskönigin im Hochwald. Die Preisrichter haben gestern Mascara zur schönsten Kuh der Verbandsgemeinde-Tierschau in Kell gekürt. Ihre Züchter sind Stefan und Matthias Zens aus Musweiler bei Wittlich. Die Keller Traditionsveranstaltung war einmal mehr Treffpunkt für rund 3500 Besucher.

 Ein wenig medienscheu ist Mascara, die neue Miss Hochwald, schon: Die schönste Kuh der Keller Tierschau hält die Augen beharrlich geschlossen. Dafür strahlt Jochen Schulze umso mehr. Er hat die 600-Kilo-Dame durch den Ring geführt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Ein wenig medienscheu ist Mascara, die neue Miss Hochwald, schon: Die schönste Kuh der Keller Tierschau hält die Augen beharrlich geschlossen. Dafür strahlt Jochen Schulze umso mehr. Er hat die 600-Kilo-Dame durch den Ring geführt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Wenn an einem Montagmorgen eine große Wiese vor einem Sportplatz zur Pilgerstätte für Mensch und Tier wird, dann kann es sich eigentlich nur um ein Ereignis handeln: In Kell lösen schöne Kühe und Pferde alljährlich einen Massen-Auftrieb aus.
Die 52. Auflage der VG-Tierschau, die Bürgermeister Werner Angsten auch scherzhaft "unseren Nationalfeiertag" nennt, machte da keine Ausnahme.
37 Kühe und 43 Pferde am Start


28 Züchter aus den Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich haben gestern die besten Stücke aus ihren Ställen mitgebracht, um sie in die beiden Vorführringe zu schicken. 37 Rinder und 43 Pferde gehen insgesamt bei der Prämierung in den verschiedenen Kategorien an den Start. "Die Keller Schau hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Es gibt nämlich inzwischen nicht mehr so viele Gelegenheiten, bei denen wir unsere Leistungen zeigen können", betont Helmut Backes, Vorsitzender der Züchtervereinigung Trier-Wittlich.
Trotz der Volksfeststimmung ringsum, für die bei bestem Wetter rund 3500 Besucher sorgen, betont der Landwirt aus Mandern: "Bei der Schau geht es nicht nur um Halligalli, sondern da steckt richtig Arbeit dahinter."
Denn bevor für die tierischen Kandidatinnen beim Keller Schönheitswettbewerb die Stunde der Wahrheit schlägt, haben sie schon viel trainiert. "Es ist ja für die Kühe ungewohnt, dass sie am Strick geführt werden. Das fangen wir schon acht Tage vorher an zu üben", sagt Gerhard Willems aus Lampaden. Daheim scheren die Besitzer den Tieren auch das Fell und schneiden ihnen die Klauen. Unmittelbar vor dem großen Auftritt folgt dann noch der Feinschliff. Die Kühe und Pferde werden noch einmal kräftig gestriegelt und geschniegelt, der Schwanz frisiert und bei so manchem Pferd sogar noch die Mähne mit Glanzspray gestylt.
Dann geht es ab in den Ring, wo bei den Kühen die Preisrichter Thorsten Blechmann und Werner Hauck warten.
Die Kommentare der Juroren fallen bei Siesta - einer Fleckviehdame aus Backes Stall - beispielsweise so aus: "Katalognummer 32 hat straffe Fesseln und ein hervorragendes Fundament. Vor allem besticht aber ihr schöner, gut geäderter Euter." Ein ganz wichtiges Kriterium für die Bewertung sind nämlich, so Blechmann, "die wirtschaftlichen Merkmale. Wir wollen gesunde Kühe sehen, die sich gut bewegen und mit einer hohen Lebensleistung ihren Landwirten große Milchmengen bringen."
Beim großen Finale macht dann eine schwarz-bunte Holsteinerin das Rennen. Die zweieinhalbjährige Färse Mascara hat gegenüber ihren drei älteren Konkurrentinnen die Nase vorn. Sie bekommt von Blechmann einen Klaps auf den Hintern und sichert sich den prestigeträchtigen Titel Miss Hochwald. "Diese spritzige junge Kuh kommt in ihrer Kategorie dem Zuchtideal am nächsten", begründet Blechmann die Entscheidung. Das bedeutet aber auch: Wie schon im Vorjahr ist schönste Kuh der Keller Schau eine Eiflerin. Denn Züchter der 600-Kilo-Dame Mascara, die pro Jahr etwa 9000 Liter Milch liefert, sind die Landwirte Stefan und Matthias Zens aus Musweiler bei Wittlich. Anders sieht es bei den Pferden aus: Dort wird mit Fine Firenzia eine Lokalmatadorin aus der VG Kell zur Siegerstute gekürt. Das dreijährige Warmblut stammt aus dem Betrieb von Alfred Kohn aus Vierherrenborn.
Tradition hat es in Kell aber schließlich auch, dass nicht nur das liebe Vieh zum Schaulaufen antritt. Auch der politischen Prominenz - diesmal angeführt von Peter Bleser, dem Staatssekretär im Bundes-Landwirtschaftsministerium - ist die Veranstaltung stets einen Besuch wert (siehe auch Bericht Seite 8).
Vor allem aber ist die VG-Tierschau - zu der auch ein kleiner Markt und ein Kleintierzelt mit Kaninchen und Rassegeflügel gehören - als Teil der Keller Kirmes eine beliebte Anlaufadresse für Tausende Menschen aus dem Hochwald. "Hier trifft man immer Leute, die man kennt", sagt Christoph Lehnen aus Osburg. Und Egon Schneider aus Wadrill betont: "Das ist ein Fest für die ganze Familie. Meine Enkelin Zoe freut sich schon seit Tagen darauf, weil sie hier so viele Tiere streicheln kann."
Extra für KINDER

Laufsteg für Kühe: Bei der Tierschau in Kell am See wird jedes Jahr die schönste Kuh gesucht. Es gibt aber einen Unterschied zu den Fernsehsendungen, die Ihr kennt. Welches vierbeinige "Model" gewinnt und Miss Hochwald wird, hängt nicht so sehr vom Aussehen ab. Viel wichtiger ist, dass die Kuh viel Milch gibt. ax

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