Ein ausgezeichneter Ein-Mann-Betrieb

MANDERN. Klein, aber in vielfacher Hinsicht vorbildlich – dieses Urteil fällte eine Jury über die Schreinerei Hartmut Gubernator in Mandern. Dem 27-jährigen Firmenchef wurde jetzt der Kreis-Umweltpreis 2005 verliehen.

Da staunte sogar der Landrat: Als Richard Groß am vorigen Wochenende in Kell am See die zwei Gewinner des mit insgesamt 2500 Euro dotierten Kreis-Umweltpreises 2005 offiziell auszeichnete, bemerkte er spontan: "Da hätte ich jetzt jemand älteren erwartet." Gemeint war mit dieser Aussage aber nicht die ebenfalls siegreiche Waldgruppe des Kindergartens St. Martinus aus Wiltingen, sondern der Schreinermeister Hartmut Gubernator aus Mandern. Nach der Ausbildung und einer sechsjährigen Gesellenzeit in Waldweiler wagte der heute 27-Jährige 2003 den Schritt in die Selbstständigkeit und richtete in der alten Mühle, die seine Familie seit 1816 bewohnt, seine Werkstatt ein. Dort setzte Gubernator von Angang an auf das, was die Juroren als "sehr gutes Beispiel für umweltbewusstes Wirtschaften" würdigten. Günstig wirkte sich für den Jungunternehmer aus, dass Holzverarbeitung in seiner Familie eine lange Tradition hat, und seit 1902 in der Mühle das Handwerk der Drechsler und Bürstenmacher betrieben wurde. Doch was wird in dem Ein-Mann-Betrieb am Ortsrand von Mandern erfolgreich anders gemacht als in anderen Firmen? "Bei mir bleibt alles in einer Hand. Der Baum kommt rein, ein Möbelstück raus und das Holz wird komplett verwertet", so lautet die Formel, mit der Gubernator die Besonderheit seines Betriebs beschreibt. Was die Mitglieder des Kreisausschusses in erster Linie überzeugte, war ein Kreislauf, bei dem während der Bearbeitung des Holzes so gut wie keine Abfälle entstehen. "Jeden Monat ein Eimer Asche. Das war‘s", sagt der junge Unternehmer. Was beim Zuschnitt des Holzes an Resten übrig bleibt, wird in seiner Firma klein gehäckselt und in einer modernen Hackschnitzelanlage verheizt. Ein weiteres umweltschonendes Kriterium, das die Jury als Begründung für ihre Wahl anführte, ist der Wegfall weiter Transportwege. Der Grund: Gubernators Betrieb verfügt über ein kleines Sägewerk, in dem das Holz, das überwiegend aus den Wäldern der Verbandsgemeinde Kell am See stammt, direkt eingeschnitten werden kann. Hinzu kommt nicht nur die umweltfreundliche Beschichtung der Möbeloberflächen mit natürlichen Ölen oder Wachsen, die inzwischen in vielen Betrieben ein festes Angebot an die Kunden ist. Alte Turbinen liefern den Strom

Eine Besonderheit von Gubernators Firma ist, dass dort nach der Instandsetzung von den alten Turbinen der Strom mit Hilfe eines eigenen Wasserkraftwerks erzeugt wird. "Momentan kann ich damit aber nur 60 Prozent des Bedarfs abdecken. Um das Ziel von 100 Prozent zu erreichen, müsste noch ein zweiter Bach zur Mühle umgeleitet werden", sagt der 27-Jährige. Eine weitere Investition in die Zukunft ist für ihn die Einrichtung einer Trockenanlage, die in wenigen Wochen fertig sein soll. Umweltschutz liege ihm zwar durchaus am Herzen, so der Manderner, er habe aber nicht zielgerichtet einen "Öko-Betrieb" aufgebaut. Dass er gleichwohl bereits mit seiner ersten Bewerbung Erfolg hatte und den Kreis-Umweltpreis gewonnen hat, freut ihn aber sehr. Denn: "Man denkt ja immer, dass größere Betriebe mit mehr Möglichkeiten auch viel größere Chancen haben. Dass man einen solchen Preis aber auch als kleiner Betrieb bekommen kann, macht mich schon stolz", sagt Gubernator.

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