Ein Ort in Angst vor den Handy-Strahlen

ZÜSCH/NEUHÜTTEN. Der E-Plus-Sendemast in Züsch bewirkt eine "starke bis extreme Anomalie" - das bestätigt Frank Mehlis, ein Bonner Sachverständiger für Baubiologie. E-Plus dementiert: "Bei diesen Werten ist jede Gefährdung ausgeschlossen."

 Verursachen die Strahlen des Züscher Mobilfunk-Mastes gesundheitliche Schäden? Die Bürgerinitiative "Sendemastfreies Züsch-Neuhütten" will jedes Risiko vermeiden. Doch die E-Plus Mobilfunk GmbH und Co. KG sieht weder Gefahr noch Handlungsbedarf.Foto: Joachim Johanny

Verursachen die Strahlen des Züscher Mobilfunk-Mastes gesundheitliche Schäden? Die Bürgerinitiative "Sendemastfreies Züsch-Neuhütten" will jedes Risiko vermeiden. Doch die E-Plus Mobilfunk GmbH und Co. KG sieht weder Gefahr noch Handlungsbedarf.Foto: Joachim Johanny

DieBürgerinitiative (BI) "Sendemastfreies Züsch-Neuhütten" kämpftgegen die Errichtung von Mobilfunk-Sendeanlagen in unmittelbarerNähe zu bewohntem Gebiet. Die Installation eines D2-Senders imZüscher Kirchturm konnte die Initiative verhindern, aber einE-Plus-Sendemast auf dem Gelände der evangelischen Kirche inZüsch beschäftigt die Gruppe weiterhin. Abstand zum bewohnten Gebiet

Aus Sicht des BI-Gründers Klaus Lorscheider und des Baubiologen Frank Mehlis besteht Anlass zur Sorge. Mehlis hat im Februar im Haus der Familie Lorscheider gemessen. Das Ergebnis: "Die Messergebnisse liegen deutlich unter den in Deutschland rechtlich verbindlichen Grenzwerten der so genannten Elektrosmogverordnung. Die Werte liegen jedoch erheblich über jenen, bei denen Wissenschaftler, Mediziner, Behörden, Institute und Experten bereits warnen und kritische biologische Effekte im Kurzzeit-Laborversuch gefunden haben."

"Wir sind weder gegen Mobilfunk noch gegen technologischen Fortschritt", erläutert Klaus Lorscheider, der die BI zusammen mit seiner Frau Sieglinde gegründet hat. Doch die Mobilfunkmasten sollen in ausreichendem Abstand zu bewohnten Gebiet aufgestellt werden, damit eine mögliche Gefährdung ausgeschlossen werden kann.

Der E-Plus-Mobilfunkmast steht auf einem der evangelischen Kirchengemeinde gehörenden Gelände. Seine Distanz zu den nächsten Wohnhäusern beträgt 180 Meter. In einer Unterschriftenaktion votierten über 100 Anwohner dafür, diese Anlage abzuschalten und einen Alternativstandort zu suchen. Klaus Lorscheider nahm Kontakt mit dem Presbyterium der evangelischen Kirche auf. Die Verhandlungen laufen. "Die Bürgerinnen und Bürger fürchten durch die Dauerbestrahlung der Sendeanlagen um ihre Gesundheit und insbesondere die ihrer Kinder, deren Organismus weit sensibler auf Störungen reagiert."

"Weil unser Haus neben der Hauptstrahlrichtung des Senders liegt, ist davon auszugehen, dass in anderen Häusern in Züsch und Neuhütten, die in dieser Hauptstrahlrichtung liegen, noch weit höhere Werte vorliegen", betont Klaus Lorscheider. "Für die Bürgerinitiative steht fest, dass bei dieser Strahlungsintensität gesundheitliche Risiken bestehen. Wer - wie die Firma E-Plus - diese Risiken gänzlich ausschließt, handelt in unseren Augen fahrlässig gegenüber den hier lebenden Menschen."

Die BI - wissend, dass ein Handy in der heutigen Zeit für viele Menschen unverzichtbar geworden ist - hat die Frage nach alternativen Standorten intensiv untersucht. Lorscheider: "Wir fordern ein Modell wie beispielsweise bei Waldweiler, wo mehrere Fernseh-, Rundfunk- und Mobilfunksender an einem großen Mast auf dem Teufelskopf angebracht wurden. Gerade die hügelige Landschaft um Züsch und Neuhütten bietet hier bestimmt Standorte in ausreichender Entfernung. Eine Alternative wäre der Retzen- oder auch der Sandkopf." Zu den Forderungen der BI gehört die Reduzierung der Strahlenbelastung auf "baubiologische Vorsorgewerte".

Die E-Plus Mobilfunk GmbH und Co. KG sieht die Sache anders. "Ein Gutachten der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord lässt keinen Zweifel", sagt Sprecherin Gudrun Hees. "Die Mobilfunk-Sendeanlage in Züsch-Neuhütten unterschreitet die zulässigen Grenzwerte deutlich."

E-Plus lehnt eine Reduzierung ab

Auch die Reduzierung lehnt E-Plus ab: "Die geforderte Reduzierung der Strahlenbelastung basiert nicht auf wissenschaftlich anerkannten Forschungsergebnissen. Eine Minimierung der Leistung könnte aber bedeuten, dass wir einen zweiten Antennenstandort benötigen, um die Versorgung von Züsch und Neuhütten sicher stellen zu können", erklärt Gudrun Hees. "Ob dies im Sinne aller Bürger wäre, ist fraglich."

Die deutschen Grenzwerte, so Hees, beruhen auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und der internationalen Strahlenschutzkommission für nicht ionisierende Strahlung. "Sie schreiben für das E-Plus-Netz einen Grenzwert von maximal 59,4 Volt pro Meter vor. Im Wohnhaus eines Anwohners in Züsch sind sogar nur 0,06 Volt pro Meter gemessen worden. Die Behauptungen, die Anlage schädige die Gesundheit der Anwohner, konnten widerlegt werden."

"Es ist sehr bedauerlich, dass E-Plus weiterhin einen Kurs der Härte fährt und nicht auf einen fairen Kompromiss eingeht", so Klaus Lorscheiders Kommentar. Die BI werde in Zusammenarbeit mit dem Presbyterium "weiterhin ihr Ziel verfolgen".

Kommentar auf Seite 8

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