Einkaufen bei Tante Emma

Früher hat es in Greimerath gleich fünf Tante-Emma-Läden gegeben. Dann war dort kurzzeitig gar kein Lebensmittelgeschäft mehr zu finden. Jetzt ist die Grundversorgung mit Dingen für den täglichen Bedarf wieder gesichert. In fünf von 13 Dörfern in der Verbandsgemeinde Kell sind die Menschen aber weiter auf rollende Märkte angewiesen.

 Ladeninhaberin Sandra Koster-Franzen (Mitte) hilft bei der Auswahl und beim Einpacken der Ware. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Ladeninhaberin Sandra Koster-Franzen (Mitte) hilft bei der Auswahl und beim Einpacken der Ware. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Greimerath. Große Supermärkte und Discounter verirren sich selten in ländliche Regionen. Da muss schon eine resolute Geschäftsfrau wie Sandra Koster-Franzen in Greimerath die Initiative ergreifen. Sie hat im mit 1050 Einwohnern viertgrößten Ort der Verbandsgemeinde (VG) Kell das Haus, in dem bis 1992 Katharina Schmitt Lebensmittel anbot, gekauft und wieder einen Laden eröffnet.

Lebensmittel und Kopierservice



"Trieni": Unter diesem Spitznamen war die inzwischen Verstorbene im Dorf bekannt. Ihr zu Ehren heißt das neue Geschäft "Trienis Lädchen". Das Geschäftsmodell ist einfach. "Die Mieteinnahmen der Wohnungen tragen das Darlehen ab", freut sich die Geschäftsfrau. Sie bietet alles für den täglichen Bedarf an, darunter frisches Obst und Gemüse, Backwaren, Tiefkühlkost, einen Kopier- und Faxservice und sogar Briefmarken.

Sechs Teilzeitkräfte wechseln sich bei der Bedienung ab, denn der Laden "brummt". Alt und Jung schätzen den Einkauf mitten im Dorf. "Wenn ich was haben wollte, musste ich immer erst Mama fragen, ob sie mich fährt", erklärt der 15-jährige Benni Keuper sein gelöstes Problem. "Früher gab es fünf Tante-Emma-Läden in Greimerath", erinnert sich Katharina Schiffmann. Die 80-Jährige hat kein Auto und ist sehr glücklich, jetzt zu Fuß Lebensmittel einkaufen zu können, die auch nach Hause geliefert werden können.

Aber nicht nur für die Nahversorgung mit Lebensmitteln ist das Lädchen ideal. Kostenlos gibt es beim Plausch der Kunden untereinander Neuigkeiten aus dem Dorf dazu. "Für kurze Zeit gab es bei der Versorgung einen leichten Engpass", weiß Ortsbürgermeister Edmund Schmitt. Der Bäckermeister im Ort starb vor drei Monaten. Seine Bäckerei hat jetzt einen neuen Besitzer, der zwar angelieferte Backwaren verkauft, aber kein umfangreiches Lebensmittelsortiment mehr anbietet. Es gibt ferner einen Metzger, ein Restaurant, zwei Gaststätten, ein Ausflugslokal und zwei Getränkehändler - eine recht gute Versorgung also. Nur zum Arzt müssen die Greimerather nach Zerf.

"Ich bin froh, dass es diesen Laden wieder gibt", ist Ortsbürgermeister Schmitt erleichtert. Man vermisse doch erst etwas, wenn es nicht mehr da ist.

Doch wie sieht es in den anderen Dörfern der VG Kell mit Lebensmittelgeschäften aus? Im Hauptort Kell gibt es mehrere Läden, in Hentern einen Supermarkt, in Lampaden feierte die örtliche Bäckerei mit Lebensmittelangebot gerade ihr 60- jähriges Bestehen.

In Mandern (Niederkell) behauptet sich ein Metzger, in Schillingen ein kleiner Supermarkt und eine Metzgerei. Weitere Bäcker gibt es in Waldweiler und Zerf, wo die Dorfbewohner auch noch einen Metzger und einen Supermarkt zur Verfügung haben. In den fünf restlichen Orten (Schömerich, Paschel, Baldringen, Heddert und Vierherrenborn) kommt die Ware mit rollenden Läden zum Kunden. Ferner gibt es 14 Hofläden mit heimischen Produkten.

"Wir können zwar nicht finanziell helfen, unterstützen aber gerne Pläne zur Selbstständigkeit", macht der Büroleiter der VG-Verwaltung, Norbert Willems, Mut, den Schritt zu wagen. "Trienis Lädchen" ist das Vorbild.

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