Es riecht nach Ärger

Nach dem Scheitern der Erweiterungspläne 2006 wird die Reinsfelder Biogasanlage erneut den Verbandsgemeinderat Hermeskeil beschäftigen. Die Betreiber wollen die Leistungskapazität erhöhen und auf dem bestehenden Gelände zwei neue Firmen ansiedeln. Die Gemeinde Reinsfeld unterstützt dies, aus Hermeskeil wird hingegen erneut Widerstand angekündigt.

 Sie wird nicht größer, soll aber mehr Leistung bringen und Standort von zwei neuen Firmen werden: die Reinsfelder Biogasanlage. TV-Foto: Axel Munsteiner

Sie wird nicht größer, soll aber mehr Leistung bringen und Standort von zwei neuen Firmen werden: die Reinsfelder Biogasanlage. TV-Foto: Axel Munsteiner

Reinsfeld/Hermeskeil. "Diesmal handelt es sich um keine Erweiterung, sondern um eine Verbesserung." Mit diesem Appell wirbt Reinsfelds Ortsbürgermeister Rainer Spies (SPD) für die neuen Umstrukturierungs-Pläne, die die Betreiber der Biogasanlage an der B 52 haben. Die Gesellschaft "Zeus" will deren Leistungskapazität von 500 auf 600 Kilowattstunden (KW) ausbauen. Zwei Transportfirmen, die die Anlage beliefern, sollen auf dem Gelände angesiedelt werden.

Flächennutzungsplan müsste geändert werden



Bei der Produktion des Biogases treten nachwachsende Rohstoffe (also Gras oder Mais) in den Hintergrund. "Wir wollen im Wesentlichen Lebensmittelabfälle einsetzen", so Mit-Gesellschafter Klaus Wahlen. Beispielhaft nennt er große Massen an Kartoffelschalen, aber auch Pizza-Reste. Ein weiterer Baustein sei die Errichtung einer "geschlossenen Halle" mit Absaug- und Filteranlage. Damit sollen die Geruchsemissionen reduziert werden, die bei der LKW-Anlieferung des Materials entstehen. "Wir vergrößern nicht, sondern machen innerhalb des Geländes einen Umbau", so Wahlen.

Der Reinsfelder Gemeinderat unterstützt das Vorhaben einstimmig. Aber letztlich liegt die Entscheidung beim VG-Rat. Er müsste dafür den Flächennutzungsplan (FNP) ändern. Der Grund: Wenn der Richtwert von 500 KW überschritten wird, entfällt rechtlich die Privilegierung als landwirtschaftlicher Betrieb. Das bedeutet aber, dass das Areal in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden müsste. Was den Reinsfeldern bewusst ist.

"In der VG bestehen große Ressentiments, die wir abbauen müssen", so Paul Port. Das Grünen-Kreistagsmitglied spielt damit auf die Ereignisse im Juni 2006 an. Damals brachte die Ratsmehrheit ein gemeinsames Fünf-Millionen-Projekt von "Zeus" und den Stadtwerken Trier zum Absturz. Geplant war seinerzeit, dass die Anlage auf die dreifache Größe anwachsen sollte. Dem Veto vorangegangen waren Proteste von Bürgern aus Hermeskeil und Hinzert-Pölert, die eine starke Zunahme der Geruchsbelästigungen befürchteten (der TV berichtete).

Wie vor zwei Jahren steht VG-Chef Michael Hülpes (CDU) auch den neuen Plänen an der Biogasanlage aufgeschlossen gegenüber: "Ich werde im Rat für eine Zustimmung werben." Aus seiner Sicht gehe es darum, "das Potenzial der bestehenden Anlage voll auszuschöpfen". Durch den geplanten Bau der Halle mit der LKW-Schleuse glaubt er auch nicht, "dass zusätzliche Geruchsbelastungen entstehen".

Widerspruch erntet er damit jedoch abermals ausgerechnet im eigenen politischen Lager. Die Hermeskeiler Stadtbürgermeisterin Ilona König (CDU) betont: "So lange ich im Amt bin, werde ich so einer Sache nicht zustimmen." Sie erkenne zwar an, dass die Betreiber etwas gegen das Geruchsproblem machen wollen. "Entscheidend ist aber, dass die Anlage einfach an der falschen Stelle und viel zu nah an Wohngebieten liegt". Bei einer Änderung des Flächennutzungsplans verliere die VG den Zugriff auf die weitere Entwicklung der Anlage und "wir könnten anderen Dingen Tür und Tor öffnen".

Meinung

Gute Aufklärung gefordert

Das wird für "Zeus" und die Reinsfelder Gemeindevertreter eine denkbar schwierige Aufgabe: So sehr die verstärkte Nutzung regenerativer Energien das Gebot der Stunde ist und so wenig sich die gewaltigen Erweiterungs-Visionen des Sommers 2006 mit den aktuellen Plänen vergleichen lassen: In den Nachbarorten - vor allem in Hermeskeil - wird von vielen Bürgern und deren politischen Vertretern jede Bewegung an der Biogasanlage mit Argusaugen betrachtet. All jenen, die damals froh waren, dass das Stadtwerke-Projekt scheiterte, wird es vermutlich stinken, dass die Betreiber nun im VG-Rat einen neuen Anlauf starten wollen, um profitabler arbeiten zu können. Eine Chance haben die "Zeus"-Leute damit nur dann, wenn sie glaubhaft darlegen können, dass sie das Geruchsproblem in den Griff bekommen. Viel Aufklärungsarbeit, schlüssige Konzepte und nachprüfbare Referenzbeispiele für Anlagen in anderen Orten, bei denen der Betrieb ohne Belastungen funktioniert, sind dafür ein dringendes Muss. In diesen Punkten hat es beim Fiasko 2006 nämlich deutliche Versäumnisse gegeben. a.munsteiner@volksfreund.de

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