Forscher finden Römerlager aus Cäsars Zeiten

Hermeskeil · Aus archäologischer Sicht verbirgt sich oberhalb von Hermeskeil ein Denkmal, das Grabungsleiterin Sabine Hornung als "einzigartig in Europa" bezeichnet. Sie und ihr Team haben den Nachweis erbracht, dass die Römer dort um 50 vor Christus ein großes Militärlager aufgeschlagen haben. Ein solcher Fund aus der Zeit von Cäsars Gallischem Krieg ist Forschern noch nicht gelungen.

Hermeskeil. Über ein Jahr haben die Archäologen der Uni Mainz unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf einem Acker oberhalb von Hermeskeil gegraben. Doch das Ergebnis, das sie jetzt vorgestellt haben, nennt die Vor- und Frühgeschichtlerin Sabine Hornung eine "archäologische Sensation." Bereits mehrfach haben Forscher in den vergangenen Jahren in der Nähe des Waldstadions im Boden geschaufelt und dabei unter anderem keltische Gräber gefunden. Zudem brachten mysteriöse Erdwälle die Forscher schon damals zu der Vermutung, dass sich dort im Erdreich die Überreste eines römischen Heerlagers befinden.
Diesen Nachweis haben nun Hornung und ihr Team erbracht. "Aber es kommt noch besser", betonte die Grabungsleiterin, als sie jetzt in der Mitgliederversammlung des Fördervereins Hochwaldmuseum erstmals über ihre Entdeckungen berichtete.
Die aus wissenschaftlicher Sicht "wahrscheinlichste These" sei, "dass es sich um ein Lager aus der Zeit des Gallischen Krieges handelt und Hermeskeil ein Schauplatz der römischen Eroberung war", so Hornung. Was den Fund so bemerkenswert macht, ist seine Datierung: "Es ist das erste und einzige Feldlager aus der Zeit von Julius Cäsar, das bisher in Europa gefunden wurde", betont die Grabungsleiterin. Bisher konnten die Forscher nur römische Heerlager freilegen, die unter Kaiser Augustus, Cäsars Nachfolger, angelegt wurden.
Mit Hilfe von neuen Methoden - etwa Laserscan-Aufnahmen aus der Luft - haben die Archäologen der Uni Mainz herausgefunden, dass das Römerlager stattliche 18,2 Hektar groß war. Grabungsleiterin Hornung geht davon aus, dass zwei Legionen dort stationiert waren und sich "zusammen mit dem Tross etwa 10 000 Menschen im Lager aufgehalten haben". Die Forscher haben die Überreste einer gepflasterten Straße gefunden, wobei einzelne Steine offenbar eingefügt wurden. Das sei neben anderen Entdeckungen ein Indiz dafür, dass das Lager "mehrere Wochen oder sogar Monate benutzt wurde und die Straße ausgebessert wurden". Außerdem haben die Forscher festgestellt, dass das Lager unterteilt war. "Zu Cäsars Zeiten war es üblich, dass die Römer gallische Reiter als Hilfstruppen einsetzten. Weil man ihnen offenbar nicht traute, hat man sie im Lager ins Separee verbannt", so Hornung.
Der Schlüssel zum Ringwall


Wann sich genau Legionäre in Hermeskeil befunden haben, ist zwar nicht zweifelsfrei geklärt. Hornung geht aber mit "hoher Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass dies in den Jahren 51/50 vor Christus der Fall war. Die Quellen berichten, dass damals unter dem Befehl von Titus Labienus ein siegreicher Feldzug gegen den aufständischen Keltenstamm der Treverer unternommen wurde. Mehrere Funde im Hermeskeiler Erdreich haben Hornung dazu gebracht, das Lager in Zusammenhang mit dieser Militärkampagne zu setzen. In ihrer Indizienkette spielen beispielsweise die Größe der Schuhnägel eine Rolle, die die Soldaten auf den gepflasterten Straßen verloren hatten und nun entdeckt wurden. Gestützt wird die These durch die spezielle Beschaffenheit von kleinen Mühlsteinen, mit denen die Legionäre einst selbst ihr Getreide mahlten und die nun ebenfalls ans Tageslicht kamen. Eins steht für Hornung fest: "In Hermeskeil liegt der Schlüssel zum Verständnis des Hunnenrings." Vom bekannten keltischen Ringwall in Otzenhausen - auch dort leitet Hornung die Grabungen - wissen die Forscher, dass er von den Treverern um 50 vor Christus aufgegeben wurde. "In genau dieser Zeit haben die Römer ihr Lager in Hermeskeil aufgeschlagen und von dort gab es direkten Sichtkontakt zum Hunnenring. Das kann kein Zufall sein", betont die Archäologin.Extra

Die Grabungsarbeiten in Hermeskeil wurden zwar im Herbst 2011 eingestellt, um zunächst die ersten Ergebnisse auszuwerten. Hornung betont jedoch, dass sie und ihr Team sie fortsetzen wollen. "Wegen der Bedeutung des Funds halten auch wir das für wichtig", sagt Stadtbürgermeister Udo Moser. Um die finanziellen Mittel für weitere Grabungen zu haben, will Hornung einen Zuschussantrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellen. Weil dieses Geld aber frühestens 2013 fließt, hat die Stadt im Haushalt für dieses Jahr einen Betrag von 20 000 Euro eingestellt. Die Kommunalaufsicht muss dieser Ausgabe aber noch zustimmen, bevor eine neue "Grabungskampagne" (Hornung) möglich. Dass sie und ihr Team die bisherigen Arbeiten nicht öffentlich gemacht haben, begründet die Archäologin damit, "dass wir Angst hatten, dass uns Räuber die Fundstelle leer räumen. Große Schätze - wie Münzen - gebe es im früheren Römerlager zwar nicht. Da die Fundstelle aber schützenswert ist, appelliert sie an die Bevölkerung, auch in Zukunft Augen und Ohren offen zu halten. "Wenn jemand dort oben Leute mit Metalldetektoren beobachtet, sollte er sofort die Polizei rufen", so Hornung. ax

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