Freibadsanierung immer noch fraglich

Die Hängepartie um die Freibadsanierung in Kell geht weiter. Der Verbandsgemeinderat hat noch keine Aufträge für die Arbeiten vergeben. Der Grund: Die abgegebenen Angebote liegen 50 000 Euro über der vom Rat gesetzten Schmerzgrenze von einer Million Euro. Jetzt wird mit den Firmen über niedrigere Preise verhandelt.

 Die Zukunft des Schwimm- und Sprungbecken im Keller Freibad ist weiter offen. Die Sanierung des maroden Bassins soll nicht mehr als eine Million Euro kosten. TV-Foto: Axel Munsteiner

Die Zukunft des Schwimm- und Sprungbecken im Keller Freibad ist weiter offen. Die Sanierung des maroden Bassins soll nicht mehr als eine Million Euro kosten. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Wird das Schwimm- und Sprungbecken im Keller Freibad in den nächsten Monaten saniert oder nicht? Diese Frage ist auch nach den Beratungen des VG-Rats am Donnerstagabend nicht geklärt.

Hinter verschlossenen Türen sollte der Rat die Aufträge für die mit diesem Projekt verbundenen vier Gewerke - die Erdarbeiten, der Einbau der neuen Edelstahlbecken, die Installation des Sprungturms und die Erneuerung der Schwimmbadtechnik - vergeben. Er hat es aber zunächst nicht getan.

"Es wurde ein Prüfvorbehalt beschlossen", sagt Bürgermeister Werner Angsten (CDU) auf TV-Anfrage. Denn rechnet man die Angebote der vier günstigsten Firmen zusammen, steht unter dem Strich ein Betrag von 1 050 000 Euro.

Verwaltung verhandelt mit Firmen über die Preise



Dieser Kostenvoranschlag überschreitet jedoch um 50 000 Euro beziehungsweise um fünf Prozent die Schmerzgrenze in Höhe von einer Million Euro, die sich der VG-Rat bereits vor einigen Monaten gesetzt hatte.

"Wir haben vom Rat jetzt als Verwaltung den Auftrag bekommen, mit den Firmen zu sprechen und nach Möglichkeiten zu suchen, wie sich die Kosten noch senken lassen", sagt Rathaus-Chef Angsten. Das soll in der nächsten Woche geschehen. Danach werde im Kreis der Beigeordneten und Fraktionsvorsitzenden über das Ergebnis dieser Verhandlungen beraten. "Falls dann der vorgegebene Kostenrahmen eingehalten wird, steht einer Auftragsvergabe nichts mehr im Weg. Dazu brauchen wir auch keinen weiteren Beschluss vom VG-Rat", sagt Angsten über den am Donnerstag festgelegten Kurs.

Er sei zuversichtlich, "dass wir noch etwas rauskitzeln und bei einer Million Euro landen können".

Sollten diese Bemühungen jedoch scheitern, macht Manfred Rauber die Haltung der SPD noch einmal deutlich klar: "Dann ist das Projekt für uns gestorben. Am Betrag von einer Million Euro werden wir nicht rütteln lassen. Nur das ist für uns vertretbar, und dieses Ziel ist bisher noch nicht erreicht", sagt er auf TV-Anfrage.

Auch Sascha Kohlmann von der CDU bezeichnet die Einhaltung der geforderten Kostensumme von einer Million Euro als "Punkt, von dem wir nicht abweichen werden".

Zu etwas mehr Spielraum ist Jens Anell von der Jungen Liste bereit: "Wenn wir nachher zwei oder 2,5 Prozent über der Million liegen, soll es an uns nicht scheitern."

Erwin Rommelfanger von der FWG geht davon aus, "dass bei den Verhandlungen noch was machbar ist und die Million Euro zu schaffen ist".

Dass sich die Entscheidung über die Auftragsvergabe nun noch hinauszögert, stellt laut Angsten keine Gefahr für den Zeitplan der Freibad-Sanierung dar. "Wir haben ja Winter und könnten ohnehin noch nicht anfangen." Ziel sei es nach wie vor, dass die Sanierungsarbeiten bis Juni 2011 und damit rechtzeitig zur neuen Freibadsaison über die Bühne gegangen sein werden.

Extra

Das Keller Freibad wurde 1967 gebaut. Das Kinder- und Freizeitbecken wurde bereits 1997 saniert. Um das Bad wirtschaftlicher betreiben zu können, sollen das marode und 2010 gesperrte Schwimm- und Sprungbecken nach der Modernisierung deutlich kleiner werden. Die Gesamt-Wasserfläche wird laut Planung von bisher 723 auf 373 Quaratmeter reduziert. Das mit einer Edelstahlwanne ausgekleidete Schwimmbecken soll bei Abmessungen von 25 mal zehn Metern nur noch vier Bahnen haben. Aus Edelstahl ist auch das neue Sprungbecken, an dessen Rand der alte Fünf-Meter-Turm abgerissen und durch eine Drei-Meter-Plattform ersetzt wird. Für die Sanierung des Freibads hat das Land einen Zuschuss in Aussicht gestellt, der bei mindestens 40 Prozent der Gesamtkosten liegt. Die VG hofft zudem, dass der Kreis weitere zehn Prozent übernimmt. (ax)

Meinung

Finanzspritze mit Risiken

Aua! Bei der Keller Freibad-Sanierung ist also selbst mit den günstigsten Angeboten die Schmerzgrenze von einer Million Euro vorerst nicht zu schaffen. "Das tut doch nicht weh", werden manche nun sagen, weil sich 50 000 Euro Preisnachlass mit den Firmen sicher aushandeln lassen. Stimmt, das könnte klappen. Doch eins ist doch wohl auch klar: Bei Zahlen, die unter einem Kostenvoranschlag stehen, sind die Risiken und Nebenwirkungen zu beachten. Wenn die Bauarbeiten erst mal gelaufen sind, stellt sich doch meistens heraus, dass die Sache teurer als geplant wurde. Das sollte Kells Politikern bewusst sein, bevor sie die große Finanzspritze fürs Freibad auspacken und die Auftragsvergabe beschließen. a.munsteiner@volksfreund.de

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