Gedenken im ehemaligen KZ Hinzert: Appell an Wachsamkeit und Mut jedes einzelnen Bürgers

Hinzert-Pölert · 75 Jahre nach dem Generalstreik in Luxemburg ging es beim Internationalen Gedenken am ehemaligen SS-Sonderlager/KZ Hinzert um die Opfer.

 Repräsentanten dreier Länder bei der Kranzniederlegung: Luxemburg vertraten Albert Hansen (Dritter von links), Präsident des Erinnerungskomitees im Staatsministerium, und sein Vize Joseph Lorent (Zweiter von links), die Republik Polen Vizekonsul Przemyslaw Gembiak (rechts). An seiner Seite ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann mit Bernhard Kukatzki sowie Landtagsabgeordnete Bettina Brück (links). TV-Foto: Ursula Schmieder

Repräsentanten dreier Länder bei der Kranzniederlegung: Luxemburg vertraten Albert Hansen (Dritter von links), Präsident des Erinnerungskomitees im Staatsministerium, und sein Vize Joseph Lorent (Zweiter von links), die Republik Polen Vizekonsul Przemyslaw Gembiak (rechts). An seiner Seite ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann mit Bernhard Kukatzki sowie Landtagsabgeordnete Bettina Brück (links). TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Die Bevölkerung reagierte passiv auf die völkerrechtswidrige Einführung der Wehrpflicht für luxemburgische Männer. Schulen und Betriebe blieben geschlossen am 31. August 1942. Das nationalsozialistische Deutschland antwortete darauf, indem es willkürlich 20 Männer verschleppte und in der Nähe des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert erschoss.

Das prägte auch das Leben von Albert Hansen, Präsident des im luxemburgischen Staatsministerium angesiedelten Erinnerungskomitees. Mindestens sechs Familien in der Straße, in der er nur etwa 114 Kilometer entfernt in Wiltz aufwuchs, verloren damals Angehörige. Die Lehren, die er daraus zog und in der heutigen Zeit bestätigt sieht, prägten seine Ansprache bei der Internationalen Gedenkfeier.

Da die ursprüngliche Rednerin Alla Polyova, Generalkonsulin der Ukraine in Frankfurt, verhindert war, war er kurzfristig darum gebeten worden. Ob und wie derer gedacht werde, "die hier versuchten zu überleben", hänge von jedem einzelnen Menschen ab, betonte Hansen. Für ihn persönlich sei es ein Muss, das Geschehene nicht zu vergessen und Lehren daraus zu ziehen. Wer sich heute umsehe, erkenne, dass ein "nie mehr Krieg" zu kurz gedacht sei. Denn sobald es Widerstand brauche, sei es schon zu spät, warb er für ein entschlossenes "wehret den Anfängen".
Das sogenannte Dritte Reich habe bewiesen, was Menschen anderen antun könnten. Umso wichtiger sei das Bewusstsein, dass nicht der Staat allein Verantwortung trage. Jedes Mitglied einer Gesellschaft müsse seinen Mann oder seine Frau stehen und wachsam sein. Für alle gelte es, täglich den Mut aufzubringen, zu reagieren, Rede und Antwort zu stehen, einzugreifen, Gegenargumente zu bringen und sich zu wehren. Wem das gelinge, der habe schon viel getan.

Im Anschluss berichteten Schüler der Integrierten Gesamtschule und des Gymnasiums Hermeskeil von gemeinsamen Projekttagen. In Trier hätten sie Denkmäler gesehen, die sie zuvor nie wahrgenommen hätten, etwa das Mahnmal für Sinti und Roma. Es sei wichtig, stets einzustehen für Demokratie und Frieden.

Nach einem von Pastoralassistentin Angela Schmidt gesprochenen Segensgebet schritten Repräsentanten mehrerer Länder, darunter Przemyslaw Gembiak, Vizekonsul der Republik Polen, zur Kranzniederlegung.

Die vorherige Messe der Amicale des Anciens de Hinzert, des Freundeskreises ehemaliger Deportierter, fand witterungsbedingt im Dokumentations- und Begegnungshaus statt an der Kapelle am Friedhof statt. Bei der vom Duo Séraphil musikalisch umrahmten Gedenkfeier sprach Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) Rheinland-Pfalz. Unter den Besuchern begrüßte er auch Angehörige ehemaliger KZ-Häftlinge, die in Hinzert litten oder gewaltsam zu Tode kamen. Gleichzeitig distanzierte er sich ausdrücklich von aktuellen "schändlichen Äußerungen" zur Rolle der Wehrmacht in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie verdrängten, "was die Wehrmacht sich auch geleistet hat".

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