Gefährlicher Leichtsinn im Hallenbad

Eine Gymnastikgruppe hat im Wendelinusbad für Ärger gesorgt. Weil sie zu Musik Sport treiben wollte, legte die Leiterin Stromkabel bis ans Wasserbecken. Zum blanken Entsetzen für andere Badegäste.

St. Wendel. Strom und Wasser - eine lebensbedrohliche Kombination. Das hielt offensichtlich eine Trainingsgruppe im Wendelinusbad nicht davon ab, mit beidem gleichzeitig zu hantieren. Über ein solch leichtsinniges Erlebnis berichtet jedenfalls Horst Schnur.

Der Marpinger traute seinen Augen nicht, als er im St. Wendeler Hallenbad seine Bahnen ziehen wollte. Mit ihm zwei Bekannte, die ebenso wie er völlig ungläubig verfolgten, was sich da neben ihnen am Beckenrand anbahnte. Der 63-Jährige: "Ich wusste nicht, was ich da sah, als plötzlich eine Frau aus einem Nebenraum eine Kabeltrommel holte, den Stecker in die Steckdose drückte und die Trommeldirekt neben das Schwimmbecken stellte." Dann habe sie nach einem tragbaren CD-Spieler gegriffen, den sie anschließen wollte. "Alles neben dem Becken, in dem ich war", ist er auch noch Tage nach dem Vorfall völlig perplex. "Kinder sprangen im Hallenbad herum. Neun Frauen und wir drei Männer waren im Wasser. Wäre die Kabeltrommel ins Becken gestoßen worden, wären wir gegrillt worden."

Weil er befürchtete, dass es wegen der nah am Wasser aufgestellten und dazu noch angeschlossenen Kabeltrommel seiner Ansicht nach zu einem tödlichen Unfall kommen könnte, habe Schnur die Gruppenleiterin gewarnt. Die aber habe nur schulterzuckend reagiert: "Da ist noch nie etwas passiert."

Darauf wollte es der Badegast nicht ankommen lassen. Er rief den Bademeister, der ihn gegen den bedrohlichen Einsatz der Kabeltrommel unterstützen sollte. Aber auch das sei nicht so ganz reibungslos vonstatten gegangen. Schnur fühlte sich nicht ernst genommen: "Zuerst fragte mich der Mann in der Aufsichtskabine, ob er denn die Trommel an einen Pfosten binden soll." Letztlich aber sei das Kabel doch eingerollt worden. Die Damen im Wasser, die zu Musik Gymnastik treiben wollten, seien nun erzürnt gewesen. Schnur nochmals: "Sie beschimpften mich, weil ich sie um ihren Spaß gebracht hätte."

Der Marpinger ließ die Sache nicht auf sich beruhen. "Es geht mir nicht darum, jemanden anzuschwärzen. Aber es kann doch nicht sein, dass mit Elek-trizität in einem Schwimmbad so leichtfertig umgegangen wird." Ewald Gillen gibt ihm da vollkommen Recht. Der 50-Jährige ist Leiter des städtischen Eigenbetriebs kommunales Liegenschaftsmanagement und damit zuständig für das, was im Wendelinusbad vor sich geht. Gillen bestätigt den Zwischenfall. Er habe sofort darauf reagiert, als ihn Schwimmer Horst Schnur darüber informiert hat. Der Hallenbad-Chef: "So was darf nicht vorkommen." Das verlangte er umgehend in einer Dienstanweisung per E-Mail.

In dem Schreiben heißt es: "Ich nehme den geschildertenFall zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass es aus Gründen der Sicherheit nicht geduldet werden darf, dass Badegäste - insbesondere Vereine - elektrische Geräte im Bad betreiben." Schwimmmeister müssten "in Ausübung ihres Hausrechtes und der Verantwortung für die Sicherheit der Badegäste" derartiges "unbedingt und nachdrücklich untersagen".

Als Konsequenz aus diesem Vorkommnis habe er zudem den verantwortlichen Bademeister zu sich zitiert und ihn persönlich darauf hingewiesen. Gillen versichert: "So etwas kommt nicht wieder vor."

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