Heilende Hände für ein Museumsstück

Hermeskeil · Luftfahrtgeschichte zum Anfassen: In der Flugzeug-Ausstellung der Familie Junior in Hermeskeil wird derzeit ein Triebwerkaggregat restauriert, das die Endphase der sogenannten Strahltriebwerke, die zur Verbrennung des Treibstoffs Luft benutzen, in den späten 1940er Jahren einläutete. Es ist einer von noch zwei erhaltenen Motoren. Das Zwillingsmodell steht im Deutschen Museum in München.

 Luftfahrtgeschichte zum Anfassen: Unter den interessierten Blicken von Besuchern arbeiten Peter Junior (rechts) und einer seiner Mitarbeiter an dem Strahlentriebwerk BMW 003. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Luftfahrtgeschichte zum Anfassen: Unter den interessierten Blicken von Besuchern arbeiten Peter Junior (rechts) und einer seiner Mitarbeiter an dem Strahlentriebwerk BMW 003. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Foto: (h_hochw )

Hermeskeil. Reichlich Patina und damit auch die Spuren der Geschichte sind mit den Händen greifbar an diesem Morgen auf dem Gelände von Europas größter privater Flugausstellung vor den Toren von Hermeskeil. Vor den Besuchern liegt das renovierungsbedürftige "Herz eines Volksjägers". Oder, prosaischer ausgedrückt: Ein Triebwerk mit dem Namen BMW 003, das vor siebzig und mehr Jahren in den letzten Wirren des Zweiten Weltkrieges seine Dienste in einer Heinkel He 162 verrichtete. Dieses deutsche Jagdflugzeug war zu seiner Zeit als eine Art Geheimwaffe von Görings Luftwaffe im zerfallenden Hitler-Regime gegen Ende des Kriegs entwickelt worden.Viele Familien mit Kindern sind beim Besuch des TV-Reporters Gäste der Ausstellung, frequentieren die Hallen und das Außengelände. Bei Besitzer Peter Junior fragen die Besucher immer wieder nach. Er gibt gerne erklärende Antworten zu seinen Exponaten. Schließlich ist die Gruppe bei dem metallenen kühlen Etwas angekommen, das nur mit drei Buchstaben und drei Zahlen bezeichnet wird und doch wenig schöne Geschichten von Luftraum-Schlachten und von Zerstörung erzählen könnte, wenn es denn dazu in der Lage wäre. "BMW 003" heißt das sogenannte Einwellen-Strahltriebwerk, das damals mittels eines zweizylindrigen Zweitakt-Boxermotors angelassen wurde. Nach vielen Problemen mit der technisch aufwendigen Bauart des Triebwerks wurden erst 1944 die damaligen "Volksjäger" (Heinkel He 162) und ein weiteres kleines Jagdflugzeug damit ausgerüstet. "Wir müssen penibel darauf achten, dass diese komplizierten technischen Geräte gewartet und bei Bedarf auch restauriert werden", sagt Junior, der sich gemeinsam mit einem Mitarbeiter um das "Herz des Volksjägers" kümmert. Das Zeitalter der Strahlen-Triebwerke ist längst zu Ende gegangen. Der technische Dinosaurier, der jetzt in der Hermeskeiler Flugausstellung gepflegt wird, ist einer von noch zwei erhaltenen stummen Zeugen einer ganzen Epoche der Luftfahrt. Das Zwillings-Triebwerk ist im Besitz des Deutschen Museums in München. Wie lange die Wiederaufbereitung dauert, vermag Junior derzeit nicht zu sagen. "Wir müssen da auch flexibel sein. In einer Ausstellung mit derart vielen großen und kleinen Einzelteilen kann man nicht nur auf ein einzelnes Exponat achten." An den "heilenden Händen" für den Volksjäger aber wird es auf Dauer nicht fehlen.Extra

Die Flugausstellung an der B 327 vor den Toren Hermeskeils ist Europas größtes privates Flugzeugmuseum. Es wurde 1973 von Leo Junior, dem Vater des jetzigen Besitzers Peter Junior, gegründet und verfügt in Hallen und Außenfläche über etwa 180 Exponate aus der Geschichte der privaten und militärischen Luftfahrt. Die Ausstellung wird ständig ergänzt und erweitert. Sie ist vom 1. April bis 1. November an sieben Tagen in der Woche von 10 bis 17 Uhr geöffnet. jüb flugausstellung.de

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