Hermeskeil: Ein Erbe auf dem Abstellgleis

Hermeskeil · Eine Odyssee über fast drei Jahrzehnte: Das Archiv des "Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald" mit unschätzbar wertvollen Dokumenten, mit Berichten früherer und aussterbender Generationen fristet ein Aschenputtel-Dasein auf dem Abstellgleis. Das geistige Erbe des Hochwaldraums droht der Vergessenheit anheim zu fallen.

 Inmitten des geistigen Erbes von Jahrhunderten: Kurt Bach im Archiv des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Inmitten des geistigen Erbes von Jahrhunderten: Kurt Bach im Archiv des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Foto: (h_hochw )

Nein, es ist nicht gerade anheimelnd an diesem regnerischen, grauen, wolkenverhangenen Tag. Nicht an diesem Ort, nicht hinter dieser schwer ins Schloss fallenden Tür mit der Aufschrift "Archiv". In der Hermeskeiler Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa), dort wo vor Jahrzehnten einmal in der Hochwald-Kaserne die "Offiziersmesse" untergebracht war, dümpelt seit knapp zwei Jahren - fein säuberlich auf Regalen bis unter die Decke gestapelt - das geistige Erbe des Hochwalds aus vielen Jahrhunderten vor sich hin. Archiviert, katalogisiert, mit viel Hingabe, Sachkenntnis und Akribie zusammengestellt und bewahrt. Fernab jedoch von den rechtmäßigen Erben. Der Öffentlichkeit unzugänglich.Gründung mit Hindernissen


"Hier treffen wir uns jeden Donnerstag. Allerdings nur dann, wenn wir nicht heizen müssen. Das geht hier nicht." Kurt Bach, der Vorsitzende des "Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald", mit dem wir uns dort getroffen haben, sagt es mit einer Mischung aus Sarkasmus, Bedauern. Im März 1988 hatte er gemeinsam mit dem verstorbenen Edmund Schömer aus Hermeskeil und Josef Breit aus Rascheid auf Schloss Dhronecken den Verein gegründet.
"Unser Ziel war es, die Geschichte des Hochwalds zu erfassen und sie für die Nachwelt zu erhalten", blickt er zurück und bekräftigt: "Es gab schon damals Leute, die uns nicht wohlgesonnen waren, weil wir grenzüberschreitend wirkten. Ohne Rücksicht auf die kommunalen Vorgaben von Kreisen, Verbandsgemeinden oder Dörfern. Aber es ging uns um den Hochwaldraum in seiner Gesamtheit."

Umstände, die den Verein nicht daran hinderten, aktiv zu wachsen und sein Wirken auch regelmäßig zu dokumentieren. So entstand der "Schellenmann", ein jährlich erscheinendes Journal mit eben jenem kulturgeschichtlichen Hintergrund. Mit vielen persönlichen Geschichten, Zeitzeugen-Berichten. Mit Bildern, Skizzen, Zeichnungen und Fotos. Vor kurzem erst ist Ausgabe Nr. 28 erschienen. Und es soll nicht die letzte gewesen sein.
So blieb es nicht aus, dass sich die Unterlagen des rührigen Vereins, der heute über 140 Mitglieder zählt, häuften. Es wurde mehr und mehr an Archivmaterial, aber auch an Büro-Unterlagen. Um etwas wegzuwerfen, dafür war es zu selten, zu wertvoll, zu schade. Infolgedessen erging es dem Archiv des Vereins wie mitunter dem Deckel manches Kneipengastes: Es wurde immer größer!

"Wir brauchten einen Platz", erzählt Bach: "Den bekamen wir zuerst in einer leeren Klasse der Grundschule. Das genügte zunächst auch." Als der Verein nach rund fünf Jahren dort herausmusste, wurden die Dokumente im heutigen Hochwald-Museum untergebracht. "Das hatte uns die Stadt zur Verfügung gestellt. Dort konnten wir auch regelmäßig arbeiten." Aber auch das war keine Bleibe auf Dauer. Der Verein musste in das frühere Jugendheim, dort wo heute die Gaststätte "Hermeskeiler Hof" ist, umziehen.

Doch die Odyssee ging weiter. "Dort wurde das Dach undicht. Computer, Kopierer, Papier, Zeitungsausschnitte: Vieles wurde in Mitleidenschaft gezogen, wurde unbrauchbar." Also: wieder umziehen. Die damalige Stadtbürgermeisterin Ilona König stellte den Geschichts-Bewahrern dann einen Raum im ehemaligen Gefängnis zur Verfügung. "Dort konnten wir unsere Sachen aber nur abstellen. Um irgendwie tätig zu sein, war das viel zu klein."Raum für Ausstellungen gesucht


Vor zwei Jahren ging Bach dann auf den neuen Besitzer der früheren Kasernen-Immobilie, die Firma Schnorpfeil, zu und fand dort auch Gehör: "Man war dort sehr freundlich zu uns. Für einen geringen Obolus können wir unsere vielen Kisten und Ordner mit Material aus etlichen Jahrhunderten jetzt mit etwas mehr Bewegungsfreiheit einrichten und regelmäßig arbeiten." Was aber immer noch nicht bedeutet, "dass wir die Themen, die die Menschen berühren, auch öffentlich zugänglich machen können."

So sucht der "Kulturgeschichtliche Verein Hochwald" nach einem adäquaten Raum für Ausstellungen der verschiedensten Themenbereiche. "Wir möchten und können ohne viel Aufwand die Menschen zu ihren Wurzeln zurückführen", erklärt Bach. Und fügt mit dem ihm eigenen Schalk im Nacken hinzu: "Über ein paar weitere Mitglieder wären wir auch nicht unglücklich. Ein paar junge Mittsechziger oder Siebzigjährige"

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