Hermeskeiler Klinik schließt Geburtshilfe

Hermeskeil · Die Geburtshilfestation im Hermeskeiler St. Josef-Krankenhaus steht vor dem Aus. Das Klinik-Direktorium und der Träger, die Marienhaus GmbH, haben gestern auf TV-Anfrage bestätigt, dass sie diese Abteilung Mitte des Jahres schließen.

Hermeskeil. Aus den schon lange anhaltenden Gerüchten ist am Montag Gewissheit geworden: Im Hermeskeiler Krankenhaus werden ab Mitte des Jahres keine Kinder mehr zur Welt kommen. Denn spätestens zum 1. Juli wird die Geburtshilfestation der Klinik schließen. Mit dieser unerfreulichen Nachricht haben die Verantwortlichen der Marienhaus-Trägergesellschaft und des Krankenhaus-Direktoriums gestern zunächst die führenden Politiker von Stadt und Verbandsgemeinde (VG) bei einem Besuch in Hermeskeil konfrontiert. Sie bestätigten diese Entscheidung später auch auf TV-Anfrage. Zahl der Entbindungen sinkt

Zudem wurden die Klinik-Mitarbeiter am Montag über diesen Schritt informiert. Man habe sich "schweren Herzens", so Marienhaus-Geschäftsführer Günter Merschbächer, zur Schließung der Geburtshilfe entschlossen. Wichtigster Grund dafür sei die immer weiter sinkende Zahl an Entbindungen in der St. Josef-Klinik gewesen. 2012 erblickten dort nur 115 Kinder das Licht der Welt. 2007 waren es noch 190. "Dass sich dieser Trend in absehbarer Zeit umkehrt, ist nicht zu erwarten", heißt es seitens des Trägers. Zudem könne die Station angesichts der zurückgehenden Fallzahlen nicht mehr kostendeckend betrieben werden. In einigen Bundesländern - so im Saarland - ist beispielsweise eine Mindestzahl von jährlich 300 Entbindungen für den wirtschaftlichen Betrieb einer Geburtshilfestation angesetzt. Die Hermeskeiler Abteilung ist derzeit noch mit drei Belegärzten besetzt, die von drei freiberuflichen Hebammen unterstützt werden. Allerdings haben in der Vergangenheit immer mehr einheimische Schwangere nicht mehr die St. Josef-Klinik als Geburtsort ihres Kindes gewählt. "Es hat eine Umorientierung der Patienten zu anderen Krankenhäusern gegeben. Deshalb musste man mit dieser Entscheidung rechnen. Aus wirtschaftlichen Erwägungen ist sie nachvollziehbar, obwohl wir darüber natürlich nicht begeistert sind", sagt Stadtchef Udo Moser (BFB). Auch VG-Bürgermeister Michael Hülpes sieht es so, dass für den Träger an der Schließung der Geburtsstation "wohl kein Weg vorbeigeführt hat". Hülpes weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass "nicht alle" in Hermeskeil ansässigen Frauen-Fachärzte das St. Josef-Krankenhaus "so unterstützt haben, wie man sich das wünschen würde". Sprich: Einige Mediziner überweisen ihre Patientinnen offenbar bevorzugt in andere Kliniken. Fest steht: Die Gynäkologie-Abteilung in der St. Josef-Klinik ist von der bevorstehenden Schließung der Geburtsstation nicht betroffen . Für Hans-Dieter Rössel, den Vorsitzenden des Personalrats, ist es vor allem wichtig, "dass es keine Entlassungen geben wird. Die betroffenen Mitarbeiter sollen alle in andere Abteilungen versetzt werden." Diese Aussage bestätigt die Marienhaus GmbH dem TV.Grantie bis 2016 für die Klinik

Hülpes betont derweil mit Nachdruck, dass das Aus für die Geburtsstation "absolut nicht heißt, dass dies auch den ersten Schritt für die Schließung der Klinik bedeutet". Er und Moser zeigen sich nach den Gesprächen mit den Trägern im Gegenteil davon überzeugt, dass der Bestand des Krankenhauses - für den es nach dem aktuellen Landeskrankenhausplan eine Garantie bis Ende 2016 gibt - auch über diesen Termin hinaus gesichert werden kann. Christian Kruchten, Vorsitzender der Bürgerinitiative (BI) "Pro Krankenhaus", bezeichnet die Schließung der Geburtsstation als "sehr bedauerlich". Er fügt allerdings hinzu: "Wenn die Entscheidung dazu dient, den Erhalt der Klinik zu sichern, könnte man diese Kröte schlucken." Marienhaus-Geschäftsführer Merschbächer betont diesbezüglich, dass die Schließung der Geburtshilfe für den Träger ein "notwendiger Schritt zur Konsolidierung des Hauses ist". Meinung

Bittere PilleMit der Schließung der Geburtsstation verschreiben die Klinikträger den Hermeskeilern eine ziemlich bittere Pille. Abertausende Hochwälder haben dort das Licht der Welt erblickt. Emotional hängt deshalb gerade an einer solchen Abteilung viel Herzblut. Es wäre jedoch nicht ganz gerechtfertigt, wenn wegen dieser Entscheidung nun das große Wehklagen ausbrechen würde. Es ist unbestritten, dass im Laufe der Zeit immer mehr werdende Eltern aus Hermeskeil und Umgebung eine Abstimmung mit Füßen gemacht haben und für die Geburt ihrer Kinder in andere Kliniken abgewandert sind. Dass sich damit die Perspektive für die Station im St. Josef-Krankenhaus verdüstern würde, war absehbar. So traurig das Aus für die Geburtsstation auch ist. Diese Schließung einer Abteilung lässt sich noch verkraften. Viel wichtiger ist es für die Menschen im Hochwald, dass die Klinik als solche eine langfristige Zukunft hat. Schenkt man den jüngsten Aussagen der Marienhaus GmbH Glauben, dann gibt es diesbezüglich durchaus ermutigende Anzeichen. Das lindert die aktuellen Schmerzen immerhin ein wenig. a.munsteiner@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort