Hexennacht mit Maß und Ziel

KELL AM SEE/HERMESKEIL. (hm) Die Hexennacht ist eine lang gehegte Tradition im Hochwald. Gegen den obligatorischen Schabernack ist nichts einzuwenden. Doch zunehmend haben sich in den vergangenen Jahren böswillige Sachbeschädigungen oder gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr gehäuft.

Im Hochwald beginnt das Treiben bereits am frühen Nachmittag des Monatsletzten. Mit großem Hallo wird der Baum - mal Fichte, mal Birke - im Wald geschlagen und zum Dorfplatz geschleppt. Unter den Augen vieler Neugieriger stellen dann Jugendliche, Mitglieder der Feuerwehr und Vereinsangehörige in den einzelnen Ortschaften das Prachtexemplar auf. Kaum ist dann die Dunkelheit hereingebrochen, geschehen in den Hochwaldgemeinden die seltsamsten Dinge. Flüstern, leises Lachen, Gepolter in den Gassen, schnelle Schritte und dann ist für kurze Zeit der Spuk vorbei. Die Hexen sind los. Und der Maibaum, in vielen Gemeinden Symbol der wieder erwachten Fruchtbarkeit und Liebe, gehört zu ihrer bevorzugten Beute. Die alten Germanen glaubten, dass die Götter Wotan und Freya in dieser Nacht die Dämonen des Winters verjagen und den Frühling zeugen. Der Brauch, den Maibaum mit Kränzen, bunten Bändern und Girlanden zu schmücken, entwickelte sich im 16. Jahrhundert, und seitdem ist der bis zu 30 Meter hohe Stamm vor allem bei Jugendlichen aus Nachbarorten äußerst begehrt. Bis zum frühen Morgen wird er bewacht und vor dem Fällen bewahrt.Bei lebensgefährdenden Aktionen ist Schluss

"Lasst der Jugend ihren Lauf!" ist der Slogan der Ortsbürgermeister und Verantwortlichen innerhalb der Hochwald-Verbandsgemeinden. "Das gilt auch für die Hexennacht. Hexen mit Maß und Ziel", wünscht sich Bürgermeister Werner Angsten von der Verbandsgemeinde Kell am See für den letzten Tag im April: "Wir alle nehmen mit Schmunzeln zur Kenntnis, wenn Autos von den kleinen Hexen mit Klopapier dekoriert werden oder Gartenmöbel einen anderen Standplatz gefunden haben. Aber wenn Hauswände mit Farbe beschmiert, mit Eiern beworfen oder Windschutzscheiben mit Fett verschmiert werden oder gar Gullydeckel oder Steine auf der Fahrbahn zu lebensgefährlichen Hindernissen werden, dann hört der Spaß auf." Schadensersatzansprüche beachten

Angsten wie auch sein Amtskollege Michael Hülpes aus Hermeskeil richten jetzt schon ihren Appell für das kommende Jahr an die Eltern. "Achten Sie darauf, mit welchen Utensilien sich Ihre Kinder zum Hexen ausrüsten. Machen Sie ihnen die Folgen ihres Verhaltes klar und weisen Sie auf die Schadensersatzansprüche hin." Schäden müssten nicht sein. Die Hexennacht als Tradition weiter- leben zu lassen, das müsse auf jeden Fall sein. In der Verbandsgemeinde Hermeskeil sind es die Ortschaften Beuren, Naurath/Wald, Bescheid, Rascheid, Geisfeld, Gusenburg, Grimburg, Reinsfeld, Damflos, Züsch, Neuhütten und Hinzert-Pölert, sowie die Stadt Hermeskeil selbst, die der Tradition gemäß ihren Maibaum mit mehr oder weniger aufwändigen Zeremonien aufstellen. In der Verbandsgemeinde Kell am See sind dies Baldringen, Greimerath, Heddert, Hentem, Kell am See, Lampaden, Mandern, Paschel, Schillingen, Schömerich, Vierherrenborn, Waldweiler und Zerf. Wegen ihrer vermeintlichen Eigenständigkeit lassen es sich die Ortsteile Oberzerf, Kimmlerhof, Benratherhof und Obersehr in der VG Kell nicht nehmen, ihren eigenen Maibaum aufzustellen. Ebenso die Ortsteile Höfchen, Abtei, Prosterath oder Muhl in der VG Hermeskeil.

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