Geschichte Damit Dokumente der Geschichte nicht im Müll landen

Malborn/Hermeskeil · Wie erkennt man wertvolle historische Schriften? Und wie werden sie für die Nachwelt gesichert? Damit haben sich Teilnehmer eines Workshops der Kreisvolkshochschule beschäftigt.

 Im Hermeskeiler Hochwaldarchiv: Am Podiumstisch (von links) KVHS-Leiter Rudolf Müller und Hermann Erschens.

Im Hermeskeiler Hochwaldarchiv: Am Podiumstisch (von links) KVHS-Leiter Rudolf Müller und Hermann Erschens.

Foto: Ursula Schmieder

Wer wissen will, wie Menschen früher im Hochwald gelebt haben, kann oft viel aus alten Dokumenten erfahren – wenn es sie noch gibt. Viele Dokumente landen aber im Müll, weil die Besitzer ihren Wert nicht erkennen. Die Kreisvolkshochschule (KVHS), das Kreisarchiv (KA) und der Kulturgeschichtliche Verein Hochwald wollen für den Wert historischer Zeugnisse sensibilisieren und haben deshalb zu einem Workshop eingeladen.

Dort haben die Teilnehmer zum Beispiel gelernt, wie man archivwürdiges Material erkennt und was man damit tun kann. Der Vorsitzende des Kulturgeschichtlichen Vereins, Dittmar Lauer, betonte, wie wichtig privat geführte Archive seien.

KVHS, KA und die VHS Hermeskeil hatten bereits zum sechsten Mal zu einem Workshop eingeladen. Sie wollten „die Heimathistoriker im Kreis vernetzen“, sagte KVHS-Leiter Rudolf Müller, der das auch mit Blick auf die bistumsweit bevorstehenden Pfarrfusionen für geboten hält. Denn was einmal weggeworfen werde, hole niemand mehr zurück.

Der Workshop führte erstmals ins Hochwaldarchiv in der ehemaligen Hermeskeiler Kaserne. Dort führen Ehrenamtliche des Vereins teils jahrhundertealte Dokumente, Aufzeichnungen und Bücher dreier Archive zusammen: des Vereins, der Hermeskeiler Pfarrei und das private Archiv von Dittmar Lauer. Der in Hermeskeil geborene Historiker aus Kell schenkte sein komplettes Archiv der Stadt, wozu ihn sein 80. Geburtstag 2017, vor allem aber die 2019 bevorstehende Fusion der Verbandsgemeinde Kell am See und Saarburg veranlassten. Lauer will sicherstellen, dass Unterlagen aus und über den Hochwald und seine Menschen im Hochwald bleiben. Wer auch immer ein Stück Hochwälder Geschichte erforschen möchte, soll im Kreis- wie im Hochwaldarchiv Unterstützung finden.

Dafür wollen sich langjährige und jüngere Ehrenamtliche des Vereins einsetzen. Was sie verbindet, ist das „Interesse an lokaler Geschichte“, wie es Hermann Arend formuliert. Der Malborner ist Gründungsmitglied des Vereins.

Relativ neu im Team seit etwa einem Jahr ist Frank Gehlen, der sich seit etwa neun Jahren ums Pfarrarchiv kümmert. Vor etwa drei Monaten stieg zudem Karl-Heinz Kaub ein. Er fand über seine Arbeit für den Damfloser Chronik-Bildband und sein Hobby Fotografie und Bildbearbeitung zum Verein. Dass er seit 20 Jahren Fotos und Ansichtskarten von Hermeskeil und aus dem Hochwald sammelt, macht ihn für den Verein praktisch unverzichtbar. So soll nun im Hochwaldarchiv unter seiner Leitung eine Fotosammlung mit historischem Bildmaterial aus der Region eingerichtet werden.

Angesichts solcher Vorhaben und jährlicher Kosten von um die 5000 Euro – einschließlich der Miete für die bis 2024 gemieteten Räume – drängt Lauer auf finanzielle Unterstützung.

Das Engagement des Vereins im Interesse von Stadt, Pfarrei, Verbands- und Ortsgemeinden sollte den Betreffenden auch einen gewissen Betrag wert sein. Peter Kretz, der als Ortschef von Neuhütten als einziger seiner Kollegen teilnahm, zeigte Verständnis dafür, die Gemeinden mit in die Pflicht zu nehmen, und signalisierte Unterstützungsbereitschaft.

KVHS-Leiter Müller will sich zudem für eine „institutionelle Förderung“ einsetzen. Das Hochwaldarchiv sei eine „wichtige Einrichtung“ und schon heute „eine zentrale Anlaufstelle für die Region“. Den Workshop begleiteten Referate.

Die Greimerather Archäologin Simone Martini ordnete die bedeutendsten regionalen Fundorte in den geschichtlichen Kontext ein. Hermann Erschens, Leiwen, stellte Projekte des Arbeitskreises „Jüdisches Leben im Raum Schweich“ vor und Kreisarchivarin Barbara Weiter-Matysiak informierte über Bestände, die Chronisten wie auch geschichtlich Interessierte dort einsehen können.

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